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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Klons, der das LALP70-Gen der Maus enthält und vom Deutschen<br />

Ressourcenzentrum für Genomforschung in Berlin bezogen wurde,<br />

konnte gezeigt werden, dass die Genstruktur homolog ist zu der des<br />

menschlichen LALP70-Gens. Die genomische Sequenz der Maus<br />

steht jetzt zur Verfügung, so dass im nächsten Schritt der LALP70knock-out-Vektor<br />

konstruiert werden kann.<br />

Dr. R. Jores, Dipt. Scienze Biomediche e Biotecnologie, Universität<br />

Cagliari, erhielt für die molekulare Analyse der T-Zellen in der Gluten-sensitiven<br />

Enteropathie bei Patienten, die homozygot für den<br />

prädisponierenden HLA-dQ2 sind, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Zöliakie ist eine krankhafte Überempfindlichkeit gegen Gluten,<br />

einen Bestandteil der meisten Getreideprodukte; glutenhaltige<br />

Ernährung führt bei den Betroffenen zu pathologischen Veränderungen<br />

der Darmschleimhaut; die Folge sind Unterernährung und andere<br />

Krankheitserscheinungen, die jedoch bei glutenfreier Ernährung<br />

verschwinden. Die Krankheit lässt sich also durch Ernährungsumstellung<br />

beliebig hervorrufen und wieder beseitigen.<br />

Die Ursache der Zöliakie ist nicht geklärt. Insbesondere die frühen,<br />

nach dem Wechsel zu glutenhaltiger Ernährung sehr schnell einsetzenden<br />

Krankheitsmechanismen wurden bisher kaum untersucht. Es<br />

handelt sich offensichtlich um einen Mechanismus des Immunsystems,<br />

denn bei den Betroffenen stößt man immer wieder auf einen<br />

Zusammenhang mit dem Gen HLA-DQ2, welches zum Immunsystem<br />

gehört. Da die Zöliakie in Sardinien häufiger vorkommt als in allen<br />

anderen Regionen Europas (auf der Insel ist ca. 1 Prozent der Bevölkerung<br />

betroffen), findet man dort auch homozygote Personen, d.<br />

h. solche mit zwei Exemplaren (väterlich/mütterlich) von HLA-DQ2<br />

besonders häufig. Dr. Jores untersucht die frühen Vorgänge bei Eintritt<br />

der Zöliakie und die Bedeutung von HLA-DQ2 für diesen Mechanismus.<br />

Als Versuchsmaterial dient Darmgewebe, das von homozygoten<br />

Patienten nach kurzfristiger Gabe einer glutenhaltigen Diät<br />

gewonnen wurde.<br />

Die Untersuchung der T-Zellen (Zellen des Immunsystems) in der<br />

Darmschleimhaut zeigt, dass ihre Zahl bei Patienten mit glutenfreier<br />

Ernährung vergleichbar ist mit der von Kontrollpersonen, jedoch<br />

schon nach 2–3 Tagen glutenhaltiger Diät stark ansteigt, ebenso die<br />

Expression von HLA-DQ2. In diesem frühem Stadium ist die<br />

Schleimhaut noch intakt; daher scheinen die Zellen Ursache der<br />

Schädigung zu sein und nicht eine Reaktion auf existierenden Schaden.<br />

Im nächsten Schritt soll das Spektrum dieser Zellen bei Patienten<br />

gentechnisch analysiert werden, um festzustellen, ob es von dem gesunder<br />

Menschen abweicht. In in vitro Versuchen regt Gluten T-Zellen<br />

aus dem Blut von homozygoten Patienten, aber nicht von Kontrollpersonen,<br />

zur Sekretion von Cytokinen (Regulationssubstanzen<br />

des Immunsystems) an. Von den verschiedenen Cytokinen wird besonders<br />

TNF-α produziert; dies wird durch Blockierung von HLA-<br />

Zöliakie

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