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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Modernisierung<br />

im östlichen<br />

Mitteleuropa<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 268<br />

den, in der Nachkriegszeit voneinander getrennte kulturelle und<br />

wissenschaftliche Traditionen wieder zusammenzuführen. Es werden<br />

jährlich bis zu 30 wissenschaftliche Mitglieder berufen, die jeweils<br />

für einen Zeitraum von bis zu 10 Monaten in Budapest arbeiten.<br />

Der wissenschaftliche Betrieb wurde 1992 aufgenommen. Seither<br />

sind mehr als 350 Wissenschaftler zu einem Aufenthalt an das<br />

Collegium eingeladen worden.<br />

Besondere Förderung erfahren jüngere Wissenschaftler aus Mittelund<br />

Osteuropa. Dazu schreibt das Collegium seit Beginn Junior-Fellowships<br />

aus. Durch dieses Verfahren bewarben sich in den vergangenen<br />

Jahren weit mehr als 500 Nachwuchswissenschaftler. In jedem<br />

Jahr werden daneben eine Reihe von Berufungen im Rahmen<br />

von Schwerpunktthemen ausgesprochen. Die thematischen Hauptgewichte<br />

dieser Schwerpunktgruppen liegen auf dem Prozess der<br />

Umgestaltung in Mittel- und Osteuropa, den vergleichenden Sozialund<br />

Geisteswissenschaften sowie der theoretischen Biologie.<br />

Für das am Collegium Budapest angesiedelte Projekt „Multiple Antiquities,<br />

Substitute Antiquities and Fragile Modernities in East Central<br />

Europe“ wurden durch die <strong>Stiftung</strong> ebenfalls Mittel bereit gestellt.<br />

Die Konstitution der europäischen Nationen im modernen Sinn ab<br />

Ende des 18. und dann vor allem im 19. Jahrhundert wurde bisher<br />

vor allem mit zwei komplementären Vorgängen in Zusammenhang<br />

gebracht: mit der Modernisierung der europäischen Gesellschaften<br />

und der damit einhergehenden Historisierung des Blicks, den diese<br />

auf sich selbst entwickelten. In diesem Modell wurde den ökonomischen<br />

und politischen Faktoren eine prägende Rolle zugeschrieben.<br />

Demgegenüber sind in den letzten beiden Jahrzehnten die kulturellen<br />

Einflüsse mehr in den Vordergrund getreten, insbesondere seit<br />

man von dem westeuropäischen Modell einen gewissen Abstand genommen<br />

und auch die mittel- und osteuropäischen Entwicklungen<br />

miteinbezogen hat. Der Prozess der Nationenbildung verlief in Europa<br />

nicht nur mit spezifischen zeitlichen Verzögerungen, sondern<br />

auch nach unterschiedlichen Modellen ab, die jedoch alle auf Homogenisierung<br />

zielten. Die Rolle der Geisteswissenschaften im Prozess<br />

der europäischen Nationenbildung ist noch nie übergreifend und<br />

vergleichend analysiert worden. Am Collegium Budapest soll die<br />

vergleichende politische Geschichte der Geisteswissenschaften in<br />

Angriff genommen werden, unter der spezifischen Frage nach dem<br />

Bild der Antike, das die verschiedenen Traditionen dieser Fächer in<br />

Europa geprägt hat. Die Konstruktionen von Antike und von Moderne<br />

standen nämlich in einem Wechselverhältnis. Kaum ein Moderne-Projekt<br />

war nicht begleitet von Bildern, Repräsentationen und<br />

Konstruktionen von Vergangenheit, so wie auf der anderen Seite<br />

kaum eine historische Rekonstruktion von antiker Vergangenheit<br />

ohne Bezug zu Modernisierungsentwürfen und den jeweiligen politischen<br />

Alternativen zu beobachten ist. Das Forschungsprojekt soll<br />

eine vergleichende Analyse des Zusammenhangs von Situationen

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