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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Dessau<br />

Flämische<br />

Gemälde<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 124<br />

Städelschen Museums-Verein finanzierten zweiten Band aufgenommen.<br />

Bei weiteren drei Werken ist die Zuschreibung und damit die<br />

zeitliche Einordnung noch fraglich.<br />

Eine Sichtung der Gemäldedokumentation und Archivalien ergab –<br />

unter Zuhilfenahme des Getty Provenance Index – Erkenntnisse über<br />

Provenienzen und Kopien aller zu bearbeitenden Gemälde. Da ältere<br />

Berichte wie die Ersttaxation des von dem Stifter Johann Friedrich<br />

Städel hinterlassenen Bestandes von 1817 und Restaurierungsprotokolle<br />

aus dem 19. Jahrhundert die Restaurierungsgeschichte überliefern,<br />

konnten viele Beobachtungen, die sich aus den Untersuchungen<br />

des materiellen Bestandes ergaben, datiert werden. 20 von 55<br />

Gemälden wurden in einer ersten Kampagne dendrochronologisch<br />

untersucht, weitere Untersuchungstermine stehen noch an.<br />

Die für 24 Werke erfolgte Untersuchung des materiellen Bestandes<br />

mit UV-Licht, dem für holländische Gemälde des 17. Jahrhunderts<br />

bislang selten angewendeten Infrarotlicht und fallweise mit Röntgenstrahlen<br />

ergab wichtige neue Erkenntnisse. So ließen sich in<br />

mehreren Fällen Unterzeichnungen nachweisen, die Änderungen in<br />

der Bildkonzeption dokumentieren und häufig auch die Verteilung<br />

von Licht- und Schattenzonen festlegten. Der Befund, das den<br />

scheinbar leichthändig gemalten Werken ein kalkulierter Farbauftrag<br />

zugrunde lag, wird auch durch die mit dem Infrarotlicht sichtbar<br />

gemachte Unterlegung bestätigt, die oftmals Schattenpartien markiert.<br />

Später im Gemälde hell wirkende Partien wurden hingegen<br />

bewusst von der Unterlegung frei gehalten. Diese Beobachtungen<br />

wurden durch das Symposium „Art history and technical investigation“<br />

(29./30. 10. <strong>2001</strong>) im RKD in Den Haag bestätigt. Das negative<br />

Bild einer rasch und spontan angefertigten Massenproduktion für<br />

den freien Markt, beispielsweise bei den Landschaften von Jan van<br />

Goyen, kann so relativiert werden. Der überaus kalkulierte Bildaufbau<br />

zeigt, dass sich die Maler über die ästhetische Wirkung ihrer<br />

Schöpfungen genau im klaren waren. Dies belegt auch die Untersuchung<br />

mit dem Mikroskop. Hier wurde eine prononciert eigene<br />

Handschrift der Maler ersichtlich, die ihre Werke zu unverwechselbaren<br />

Markenprodukten machte. Dies wurde insbesondere deutlich<br />

bei einem in der Forschung häufig umstrittenen Frühwerk von Rembrandt:<br />

„David vor Saul“ konnte aufgrund der überaus differenzierten<br />

Farbbehandlung und typischer stilistischer Merkmale als authentisches<br />

Werk dem Meister zugeschrieben werden.<br />

Dr. N. Michels (Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau) erhält für den<br />

Bestandskatalog der flämischen Gemälde aus dem Besitz der Anhaltinischen<br />

Gemäldegalerie Dessau Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Gemäldegalerie stellt mit ihrem Bestand von ca. 2.000 Gemälden<br />

des 16. bis 20. Jahrhunderts die größte Sammlung alter Meister in<br />

Sachsen-Anhalt dar. Die Provenienz einiger herausragender Stücke<br />

lässt sich lückenlos bis auf die prominenten Sammlungen der Amalia<br />

von Solms (1602–1675) und ihrer Tochter Henriette Catharina van

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