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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

viduellen kulturellen und sozialen Repräsentanz in der deutschen<br />

Gesellschaft in Beziehung zu setzen.<br />

Dr. C. Goschler (Lehrstuhl für Zeitgeschichte, Humboldt-Universität<br />

Berlin) widmet sich mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Die<br />

Politik der Wiedergutmachung. Der Umgang mit den Verfolgten des<br />

Nationalsozialismus in Deutschland, 1945 bis <strong>2001</strong>“.<br />

Die Wiedergutmachung des nationalsozialistischen Unrechts rückte<br />

in den vergangenen Jahren verstärkt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit<br />

wie der Zeitgeschichte. Dafür waren vor allem die in den<br />

neunziger Jahren vorgebrachten Entschädigungsforderungen aus<br />

den USA und Osteuropa verantwortlich. Die politische Auseinandersetzung<br />

um die Wiedergutmachung reicht allerdings weiter in die<br />

Geschichte der beiden deutschen Staaten zurück. Sie scheint dabei<br />

bestimmten Zyklen zu folgen, die von veränderten innen- wie<br />

außenpolitischen Rahmenbedingungen ebenso wie von der Abfolge<br />

der Generationen und damit verbundenen Veränderungen der Perspektiven<br />

auf die Verbrechen des Nationalsozialismus bestimmt<br />

sind. Die zeitgeschichtliche Forschung hat die Geschichte der Wiedergutmachung<br />

bisher – abgesehen von der Frühzeit und dem Abkommen<br />

mit Israel und der Jewish Claims Conference von 1952 – lediglich<br />

punktuell erforscht.<br />

Die Studie zielt darauf, in einer Gesamtdarstellung die Politik der<br />

Wiedergutmachung in der alten und neuen Bundesrepublik sowie in<br />

der DDR vom Kriegsende bis in die jüngste Vergangenheit als einen<br />

zentralen Aspekt der „Vergangenheitspolitik“ der beiden deutschen<br />

Nachkriegsstaaten zu analysieren. Das Thema der Entschädigung<br />

für NS-Verfolgte bietet dabei eine Vergleichsperspektive, die einen<br />

wesentlichen Aspekt des Selbstverständnisses der beiden deutschen<br />

Staaten betrifft. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR beanspruchten<br />

im Systemwettstreit, die bessere Antwort auf die nationalsozialistische<br />

Vergangenheit zu verkörpern. Dazu gehörte vor allem<br />

die Frage des Umgangs mit seinen früheren Opfern. Darüber hinaus<br />

lässt sich am Thema der Wiedergutmachung paradigmatisch die<br />

Frage der Folgen des deutschen Vereinigungsprozesses für die politische<br />

Kultur bzw. das Selbstverständnis der erweiterten Bundesrepublik<br />

erörtern.<br />

Für den Abschluss der „Erschließung und Sicherung von Quellen zur<br />

sowjetischen Deutschlandpolitik der Jahre 1941 bis 1949 aus dem Archiv<br />

für Außenpolitik des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten<br />

der Russischen Föderation“ stellte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (Prof. Chr.<br />

Kleßmann) erneut Fördermittel zur Verfügung.<br />

Im Ergebnis einer umfangreichen Auswahl aus den relevanten Beständen<br />

des Archivs wurden mehr als tausend Dokumente vollständig<br />

kopiert und in dieser Form in Deutschland deponiert (über deren<br />

inhaltliche Schwerpunkte wurde in den vergangenen Jahren mehrfach<br />

berichtet, zuletzt im <strong>Jahresbericht</strong> 2000/<strong>2001</strong>, S. 58–60). Um die<br />

Wiedergutmachung<br />

NS-Verfolgte<br />

Sowjetische<br />

Deutschlandpolitik

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