02.12.2012 Aufrufe

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Peroxisomen<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 258<br />

DQ2 verhindert. TNF-α kann direkt den Tod von Schleimhautzellen<br />

hervorrufen und beeinflusst das Immunsystem zu einer T H1-Reaktion.<br />

Immunantworten vom Typ T H1 sind aggressiv und führen zur<br />

Aktivierung weiterer Zellen die noch mehr Schaden anrichten (im<br />

Gegensatz zu Antworten vom Typ T H2, die regulierend wirken). Die<br />

Sekretion hat einen „Schneeballeffekt“, der die Schnelligkeit der Infiltration<br />

erklärt: Kontakt weniger residenter T-Zellen mit Gluten<br />

führt zu ihrer Aktivierung, TNF-α „ruft“ weitere Zellen aus dem Blut<br />

in die Schleimhaut und aktiviert sie, worauf diese dann weiteres<br />

TNF-α sezernieren. IL-10 dagegen, ein Cytokin, das T H2 Antworten<br />

konditioniert, wird von den T-Zellen der Zöliakie-Patienten kaum<br />

produziert. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine grundsätzliche<br />

Fehlregulation der T-Zellen Ursache der Zöliakie und HLA-<br />

DQ2 ein zentraler Bestandteil der Krankheitsentwicklung ist.<br />

Insgesamt verspricht sich Dr. Jores von den Arbeiten neue Aufschlüsse<br />

über die Entstehung der Zöliakie, die sich später auch auf<br />

nicht homozygote Patienten übertragen lassen und für die Behandlung<br />

der Krankheit von Interesse sein dürften. Darüber hinaus sollen<br />

die Befunde auch allgemein neue, für das Verständnis vieler Krankheiten<br />

wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Immunsystems<br />

liefern.<br />

Peroxisomale Biogenese-Erkrankungen sind Gegenstand eines Forschungsprojektes<br />

von PD Dr. G. Dodt und Prof. W.-H. Kunau, Institut<br />

für Physiologische Chemie, Universität Bochum.<br />

Peroxisomen sind Zellorganellen – von einer Membran umgebene<br />

Funktionsuntereinheiten innerhalb des Cytoplasmas. Zu ihren<br />

Hauptaufgaben gehört der Abbau von langkettigen Fettsäuren, die<br />

sogenannte �-Oxidation. Überdies erhalten Peroxisomen bestimmte<br />

Enzyme, die an wichtigen Entgiftungsreaktionen innerhalb der Zelle<br />

beteiligt sind, so sorgen sie beispielsweise vermittels verschiedener<br />

Oxidationsreaktionen dafür, dass hochreaktiver Sauerstoff in für die<br />

Zelle ungefährliche Verbindungen eingebunden wird.<br />

Peroxisomen enthalten – im Unterschied zu anderen Organellen wie<br />

den Mitochondrien – keine eigene DNA und sind daher zu ihrer Biogenese,<br />

d. h., um wachsen und sich teilen zu können, auf den Import<br />

von Proteinen aus dem Zellplasma angewiesen. Als Importsignal<br />

dient eine spezielle Sequenz aus drei Aminosäuren am carboxyterminalen<br />

Ende eines Proteins.<br />

Ist dieser Importmechanismus gestört, können nicht genügend funktionsfähige<br />

Peroxisomen entstehen. Dies führt zu schweren Erkrankungen<br />

wie dem Zellweger-Syndrom, das oft bereits im Neugeborenenstadium<br />

zum Tode führen kann, der neonatalen Adrenoleukodystrophie<br />

(NALD) oder der infantilen Refsum’schen Erkrankung (IRD),<br />

die oft ein Überleben bis ins Erwachsenenalter möglich macht. Die<br />

Betroffenen weisen ein breites Spektrum an schweren Anomalien<br />

von Leber, Niere und Gehirn auf. Man weiß heute, dass alle drei

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!