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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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T-Zell-<br />

Selektion<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 252<br />

lebensbedrohliche Sekundärkomplikationen wie eine Enterokolitis<br />

oder eine Bauchfellentzündung zur Folge haben.<br />

Projektziel ist, besser zu verstehen, welche Bedeutung die Transkriptionsfaktoren<br />

Sox10 und Sox8 im Mausmodell für die Entwicklung<br />

des enterischen Nervensystems haben. Sox10 ist offensichtlich<br />

für die Entwicklung des enterischen Nervensystems essentiell. Fehlen<br />

bei der Maus beide Sox10-Allele, so kann sich im Darm überhaupt<br />

kein Nervensystem ausbilden. Sind die Tiere dagegen heterozygot<br />

in bezug auf Sox10, so bilden bis zu 30 Prozent von ihnen ein<br />

Megacolon aus. In vielen Fällen wie etwa bei der Hirschsprung-<br />

Krankheit fehlt dann das Darmnervensystem ganz oder ist unterentwickelt,<br />

während man in anderen Fällen trotz Megacolons im Nervensystem<br />

des Darms keine morphologischen Veränderungen erkennen<br />

kann. Beim Menschen findet man in Übereinstimmung mit<br />

diesen Befunden bei Patienten, die an Morbus Hirschsprung erkrankt<br />

sind, oder solchen, die eine Pseudoobstruktion ohne Aganglionose<br />

zeigen, ebenfalls heterozygote Sox10-Mutationen.<br />

Die Bedeutung von Adhäsionsmolekülen bei intrathymischen Selektionsabläufen<br />

im Rahmen monogener und polygener Erkrankungen<br />

des Immunsystems ist Gegenstand eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Forschungsvorhabens von Prof. K. Scharffetter-Kochanek,<br />

Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie,<br />

Ulm.<br />

Die T-Zellen, eine der wichtigsten Zellpopulationen des Immunsystems,<br />

entstehen im Thymus. Dort findet eine strenge Selektion der<br />

neu gebildeten T-Zellen statt, und nur solche, die körperfremde Substanzen<br />

angreifen, körpereigene aber unversehrt lassen, gelangen<br />

ins Blut. Störungen dieser „intrathymischen Selektion“ können zu<br />

Erkrankungen des Immunsystems (z. B. Autoimmunerkrankungen)<br />

führen. Entscheidenden Einfluss auf den Selektionsprozess haben<br />

spezielle Oberflächenproteine der T-Zellen, insbesondere zwei Adhäsionsmolekülarten<br />

mit den Bezeichnungen CD11 und CD18. Mutationen<br />

in den Genen, die den Bauplan für diese Proteine enthalten,<br />

sollten deshalb zu Beeinträchtigungen bei der T-Zell-Selektion<br />

führen. Prof. Scharffetter-Kochanek konnte mit gentechnischen Methoden<br />

zwei Mausstämme herstellen, bei denen das CD18-Gen verändert<br />

ist. In einem davon hat das Gen noch eine Restaktivität von 10<br />

Prozent, im anderen ist es völlig inaktiv. Der erste Stamm zeigt<br />

Symptome, die einer Psoriasis (Schuppenflechte, einer bekannten<br />

Autoimmunkrankheit) ähneln, die Symptome des anderen ähneln<br />

denen der Blutkrankheit Leukozyten-Adhäsionsdefizienz-Syndrom<br />

Typ 1 (LAD1). Die beiden Stämme zeigen also bei einem unterschiedlichen<br />

Grad der genetischen Veränderung unterschiedliche<br />

Krankheitsbilder.<br />

Im Rahmen des Projekts sollen die Auswirkungen des fehlerhaften<br />

CD18-Gens auf die Reifung der T-Zellen genauer untersucht werden.<br />

Zu diesem Zweck sollen die beiden genannten Mauslinien

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