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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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131<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

leitung wirtschafts- und sozialhistorisches Teilprojekt) sowie das Zentrum<br />

für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung ZEFIR der Ruhruniversität<br />

Bochum (R. Himmelmann, M.A.).<br />

Neben der Fortsetzung der Quellenrecherche und Literaturarbeit lag<br />

ein Schwerpunkt der Arbeit des bau- und kunsthistorischen Teilprojektes<br />

innerhalb des Berichtszeitraumes auf der vertieften Auseinandersetzung<br />

mit der materiellen Substanz von Schloss Landsberg.<br />

Hierbei wurden mit Unterstützung externer Fachleute durch Methoden<br />

der historischen Bauforschung einzelne Bereiche des Palas und<br />

des Bergfrieds eingehender untersucht und exemplarisch dokumentiert.<br />

Neben einer präzisen Vermessung der Außenkubatur, die u. a.<br />

zur Überlagerung der erhaltenen Planunterlagen genutzt werden<br />

soll, wurden bestimmte Bereiche des Hauses verformungsgerecht<br />

aufgemessen, um in die so entstehenden Pläne u. a. die exemplarisch<br />

erhobenen Befunde zu kartieren. Wesentliche Fragen betrafen dabei<br />

sowohl den Originalzustand um 1903 als auch die dokumentierbaren<br />

Veränderungen späterer Maßnahmen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt des Teilprojektes lag auf einer breit angelegten<br />

Komparatistik zum Thema Wohn- und Repräsentationsformen<br />

um 1900. Mit Hilfe der vergleichenden Analyse soll Schloss Landsberg<br />

als Beispiel großbürgerlichen Bauens zwischen Späthistorismus<br />

und den Reformprogrammen der beginnenden Moderne adäquat<br />

eingeordnet und profiliert werden. Dabei werden insbesondere die<br />

Rahmenbedingungen in den Blick genommen, unter denen Schloss<br />

Landsberg als Projekt eines Industriellenwohnsitzes Gestalt annahm.<br />

Die Einordnung stützt sich vorwiegend auf die vorhandene Primärund<br />

Sekundärliteratur, soweit erforderlich aber auch auf Archivarbeit<br />

und Beobachtungen vor Ort. Die Auswahl der Vergleichsobjekte<br />

gliedert sich in verschiedene Bereiche: die Wohnsitze der Familienmitglieder,<br />

Wohnformen im rheinisch-westfälischen Wirtschaftsraum<br />

sowie überregional und international bedeutende Maßnahmen des<br />

Villen- und Landhausbaus und der Burgenrestaurierungen.<br />

Bezogen auf Schloss Landsberg zeichnen sich zwei Thesen ab, die<br />

auf den ersten Blick widersprüchlich und sich gegenseitig auszuschließen<br />

scheinen; bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich,<br />

dass hier zwei dem <strong>Thyssen</strong>schen Wohnsitz immanente Dimensionen<br />

aufscheinen:<br />

Die erste These bewertet den Umbau von Schloss Landsberg durch<br />

August <strong>Thyssen</strong> als bewusste Anknüpfung an das Vorgefundene sowie<br />

als dessen bauliche und künstlerische ,Fortschreibung’. Dabei<br />

steht der Industriellenwohnsitz im reichsweiten Vergleich als ein<br />

Beispiel von vielen für die bürgerliche Aneignung von Schlössern<br />

und Burgen, den Insignien der traditionellen Elite. Die um 1830 vom<br />

preußischen Königshaus begründete Tradition der Inbesitznahme<br />

der Höhenburgen im Rheintal verdeutlicht, dass auch der Umgang<br />

des Adels mit seinen Häusern bereits in der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts einem Wandel unterlag.

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