02.12.2012 Aufrufe

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Deutscher<br />

Humanismus<br />

1480 – 1520<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 140<br />

Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – wie die meisten<br />

anderen Geisteswissenschaften – seit den 60er Jahren erhebliche<br />

Veränderungen erfahren. Dieser Wandel betrifft ebenso die Methodik<br />

dieser Fächer wie die Neubestimmung ihrer Gegenstände. Zu den<br />

Konsequenzen dieser Veränderung zählt nicht zuletzt die zunehmende<br />

Autonomie von Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft, die<br />

sich inzwischen zu weitgehend selbständigen und sehr ausdifferenzierten<br />

Fächern entwickelt haben. Maßgeblich für den skizzierten<br />

Veränderungsprozess war eine deutliche Theoretisierung, die für die<br />

Linguistik ein vorrangiges Interesse an synchronen Fragestellungen<br />

bewirkt hat. Für die Literaturwissenschaft ist spätestens seit den 70er<br />

Jahren eine intensive Debatte über die Möglichkeiten und Varianten<br />

einer Wissenschaft von der Literatur entstanden. Diese Bemühungen<br />

um eine fortschreitende Disziplinierung des Fachs haben eine Reihe<br />

von Paradigmen neben der traditionell dominanten Literaturgeschichte<br />

wie „Rezeptionsästhetik“, „Literatursoziologie“, „Literatursemiotik“<br />

oder „Dekonstruktion“ hervorgebracht. Mit der theoretischen<br />

Revision der Sprach- und Literaturwissenschaften ging die Veränderung<br />

ihres Gegenstandsbereichs einher. Nicht nur die vor allem<br />

schriftlich fixierten Hochsprachen oder ein überkommener Kanon von<br />

Texten bilden heute die Objekte der Forschung, zunehmend ist die<br />

Pluralität von sprachlichen wie literarischen Ausdrucksformen in den<br />

Blick dieser Disziplinen getreten. Zumal für die Literaturwissenschaft<br />

hat die in jüngerer Zeit geführte Diskussion um Eigenheiten und<br />

Funktionen der Medien noch einmal eine erhebliche Revision ihres<br />

Objektbereichs mit sich gebracht. Zunehmend treten die Beziehungen<br />

zwischen Literatur, Film, neuen Medien etc. in das Zentrum des<br />

Interesses. Zum Profil dieser Disziplinen gehört auch die aktuelle<br />

Debatte um ihren Status als Kulturwissenschaften.<br />

In Anbetracht der skizzierten Ausdifferenzierung der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

fördert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> vorrangig<br />

Projekte, die grundlegende Fragen der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

zum Gegenstand haben. Vor allem ist sie an Forschungsvorhaben<br />

interessiert, bei denen die Untersuchung von Sprache und<br />

Text selbst im Zentrum steht. Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt ebenso Projekte,<br />

denen historische Fragestellungen zugrunde liegen, wie solche,<br />

die den theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen gewidmet<br />

sind. Ein besonderes Augenmerk gilt Projekten, die Beziehungen zu<br />

anderen Fächern herstellen. Dabei ist vor allem an Disziplinen gedacht,<br />

die ebenfalls sprachliche Gegenstände erforschen, wie die<br />

Philosophie oder die Theologie.<br />

Für das Projekt „Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon“<br />

erhält Prof. F. J. Worstbrock (Institut für Deutsche Philologie,<br />

Universität München) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Projekt soll ein Lexikon erbringen, das die zentrale Epoche des<br />

deutschen Humanismus durch Artikel über alle Autoren, die am li-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!