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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Thugga<br />

Tunesien<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 96<br />

Mehr als hundert Jahre nach den ersten Ausgrabungen in Priene<br />

konnte ein Survey in der Mykale begonnen werden, der sich zum<br />

Ziel gesetzt hat, die menschliche Siedlungstätigkeit in diesem Gebirgsraum<br />

von ihren Anfängen bis in osmanische Zeit möglichst umfassend<br />

zu erforschen. Im Vorfeld der Geländearbeiten wurden aus<br />

Karten – namentlich der von Lyncker – und der Fachliteratur ca. 140<br />

presumtive Fundstellen ermittelt und eine neue Grundlage für eine<br />

archäologische Karte 1 : 50 000 geschaffen. Die ersten Untersuchungen<br />

betrafen das Gebiet von Thebai in der westlichen Mykale.<br />

Für die Archäologische Untersuchung zur frühen Siedlungsgeschichte<br />

von Thugga/Tunesien stellte die <strong>Stiftung</strong> PD Dr. S. Ritter<br />

(Archäologisches Institut, Universität Freiburg) Fördermittel bereit.<br />

Die im Hinterland von Karthago gelegene Stadt Thugga entwickelte<br />

sich im 2. Jh. v. Chr. zu einem bedeutenden urbanen Zentrum des<br />

Numiderreiches, bevor sie 46 v. Chr. dem römischen Imperium einverleibt<br />

wurde. Die heute sichtbaren Bauten entstanden größtenteils<br />

erst im 2. und 3. Jh. n. Chr., als das Stadtbild eine monumentalisierende<br />

Neugestaltung erfuhr. Bei den im Jahre 1891 einsetzenden<br />

Ausgrabungen ging es vor allem um die möglichst rasche und<br />

großflächige Freilegung dieser imposanten kaiserzeitlichen Ruinen,<br />

wogegen man sich weder für die früheren noch die späteren Perioden<br />

der Stadtentwicklung interessierte. Aufgrund des Fehlens dokumentierter<br />

Schichtengrabungen ist bis heute unklar, wie die Stadt,<br />

ihre Viertel und Häuser in den Jahrhunderten vor dem im 2. Jh. n.<br />

Chr. einsetzenden Bauboom aussahen und organisiert waren. Die<br />

Zeugnisse früherer Epochen liegen unter der heutigen Ruinenlandschaft<br />

versiegelt.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mittels der Ausgrabung eines<br />

größeren Areals im Süden Thuggas die Siedlungskontinuität der<br />

Stadt exemplarisch zu untersuchen. In diesem Areal lässt sich eine<br />

die gesamte Stadtgeschichte umfassende, von numidischer Zeit bis<br />

in die Spätantike reichende Siedlungsstratigraphie fassen. Die älteste<br />

Besiedlung ist bislang in zwei Bauten greifbar, die den Keramikbefunden<br />

zufolge in numidischer Zeit errichtet wurden. Bald nach<br />

dem Beginn der römischen Herrschaft wurde das Gebiet großflächig<br />

neustrukturiert: Die Vorgängerbebauung wurde abgerissen und einplaniert,<br />

und an der hier verlaufenden Durchgangsstraße errichtete<br />

man einen stattlichen Baukomplex, in dem sehr wahrscheinlich Keramikgefäße<br />

produziert wurden. Bereits im späteren 1. Jh. n. Chr.<br />

wurde dieser Handwerksbetrieb wieder aufgegeben; und im Zuge<br />

der Umgestaltung des Stadtviertels zu einem gehobenen Wohnbezirk<br />

wurde der Baukomplex durch verschiedene Einbauten umfunktioniert.<br />

In der Spätantike wurde das mittlerweile aufgelassene<br />

Gelände schließlich, wie einige Steinkistengräber zeigen, für Bestattungen<br />

genutzt.<br />

Zu fragen ist, wie sich diese strukturellen und funktionalen Veränderungen<br />

im Kontext der politischen, ökonomischen und kulturellen

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