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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Ottobeuren<br />

Abtei<br />

gung bei festlichen Anlässen einen eher luxuriösen Konsumstil zu<br />

pflegen, der ,feudal-üppige’ Anstrich mancher Geselligkeit und der<br />

unverkennbare Stolz auf ,sein’ Schloss Landsberg lassen sich möglicherweise<br />

mit den Eigenarten des bürgerlichen Leistungsethos erklären.<br />

Landsberg und seine Geselligkeitsformen symbolisierten den<br />

wohlverdienten Lohn für die zeitraubende und kräfteverzehrende<br />

Existenz des Eigentümer-Unternehmers.<br />

Auch wenn es auf Schloss Landsberg Zusammenkünfte mit ,privatbürgerlichem’<br />

Charakter gegeben und August <strong>Thyssen</strong> die grundlegenden<br />

Spielregeln bürgerlicher Geselligkeitsformen akzeptiert hat:<br />

Die Festlichkeiten und Einladungen bewegten sich – übrigens nicht<br />

erst in Landsberg, sondern bereits in seiner um 1872 errichteten Villa<br />

„Froschenteich“ – in ihrer großen Mehrheit im Fahrwasser unternehmerischer<br />

Interessen oder trugen familiären Charakter. Im Spiegel<br />

der Geselligkeitsformen werden zwei grundlegende Züge des ,<strong>Thyssen</strong>’schen<br />

Habitus’ greifbar: für den Ruhrindustriellen war – erstens –<br />

das eigene Unternehmen zentraler Orientierungspunkt individuellen<br />

Handelns. Das gesellige Leben blieb auf die Unternehmerrolle und<br />

die eigentliche Erfolgsgeschichte August <strong>Thyssen</strong>s bezogen.<br />

Ganz im Gegensatz zu den wirtschaftsbürgerlichen Wohnsitzen in<br />

Frankfurt am Main war Schloss Landsberg kaum ein Ort der ständigen<br />

bürgerlichen Selbstvergewisserung, an dem sich die regionale<br />

Elite an der Ruhr über die ,richtige’ bürgerliche Lebensführung verständigte<br />

und durch ihr Alltagshandeln immer wieder bestätigte.<br />

Zwar gehörten auch führende Repräsentanten der regionalen Industriekapitäne<br />

zu den Besuchern auf Landsberg (wie etwa Hugo Stinnes).<br />

Insgesamt erschienen die Namen herausragender Ruhrindustrieller<br />

allerdings sehr selten auf den Gästelisten. Hinzu kommt: Die<br />

Art und Weise der Geselligkeitsformen lassen auch auf Unsicherheiten<br />

im Umgang mit den bürgerlichen Verhaltensstandards schließen.<br />

Folgende Publikationen sind erschienen:<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 134<br />

Euskirchen, Claudia, u. a.: Hausforschung bei August <strong>Thyssen</strong>.<br />

Schloss Landsberg wird untersucht. – In: Denkmalpflege im<br />

Rheinland. 18. <strong>2001</strong>. S. 184–186.<br />

Lesczenski, Jörg; Birgit Wörner: „Ich werde mir Mühe geben ...<br />

den entzückten, liebenden Ehemann zu markieren ... .“ Moritz<br />

von Metzler und August <strong>Thyssen</strong>. Ideale und Alltagspraktiken<br />

wirtschaftsbürgerlicher Lebensführung zwischen Kaiserreich und<br />

Weltwirtschaftskrise. – In: Die deutsche Wirtschaftselite im 20.<br />

Jahrhundert. Kontinuität und Mentalität. Hrsg. : Klaus Tenfelde<br />

u. a. [Im Druck]<br />

Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. em. K. Schwager (Fakultät für Kulturwissenschaften,<br />

Universität Tübingen) für das Projekt „Die Benediktiner-Abtei<br />

Ottobeuren (1672–1803). Materialien zu Programm, Planung,<br />

Bau und Ausstattung“ Fördermittel.

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