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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 42<br />

gende Militärpotential des Schmalkaldischen Bundes führte von<br />

1542 bis 1545 zu mehreren Kriegen im niedersächsischen Raum um<br />

das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Den Auseinandersetzungen<br />

folgte 1546/47 der sog. Schmalkaldische Krieg, der als Achtexekutionskrieg<br />

Kaiser Karls V. gegen die Häupter des Schmalkaldischen<br />

Bundes – zuerst in Süddeutschland, dann in Sachsen – geführt<br />

wurde. Schließlich kam es zwischen 1550 und 1552 zu einem Kampf<br />

um die Ergebnisse des Schmalkaldischen Krieges, wie sie insbesondere<br />

im „Geharnischten Reichstag“ durch den Kaiser festgeschrieben<br />

worden sind. Die katholischen und protestantischen Fürsten opponierten<br />

gemeinsam und im Bündnis mit Heinrich II. von Frankreich<br />

gegen die Ausweitung der kaiserlichen Herrschaft und zwangen<br />

Karl V. letztendlich zu einer „freiwilligen“ Abdankung. Wiewohl<br />

auch die kriegerischen Auseinandersetzungen im sog. Markgrafenkrieg<br />

von 1553/54 in engem Zusammenhang mit den militärischen<br />

Konflikten der Vorjahre standen, bedeutete dieser gewaltsam ausgetragene<br />

Interessengegensatz im Reich einen bedeutsamen Einschnitt,<br />

da die Motive dieser Auseinandersetzung in der Publizistik<br />

als jenseits des durch den Glaubenszwiespalt aufgeworfenen Reichsfriedensproblems<br />

liegend vorgestellt wurden. Die Entwicklungen<br />

zwischen 1542 und 1554 zeigen, dass für den Gang der Reformationsgeschichte<br />

im Reich eine Konstellation gegeben war, die dann in der<br />

zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Westeuropa dazu<br />

führte, dass „Reformation, Revolt and Civil War“ einen unauflöslich<br />

verwobenen Geschehenszusammenhang darstellten.<br />

Die Zeitgenossen haben diese Jahre als eine Zeit der Friedlosigkeit<br />

wahrgenommen, wie deren Rede von den „unruhigen und geschwinden<br />

Läuften“ indiziert. Das gerade durch die Unruhe ihrer<br />

Zeit evozierte Krisenbewusstsein ließ die Nachfrage der damals lebenden<br />

Menschen nach Sinn- und Deutungsangeboten, die zwischen<br />

religiös-konfessioneller und säkular-politischer Weltdeutung<br />

oszillieren, wachsen. Ihren Niederschlag fanden diese Gedanken in<br />

vielfältigen Formen einer auf Öffentlichkeit zielenden Kommunikation<br />

über Krieg und Frieden.<br />

Anknüpfend an die von der Reformationsgeschichtsschreibung herausgearbeitete<br />

Vielschichtigkeit öffentlichen Kommunizierens wird<br />

das Arbeitsvorhaben den Fragen nach den Formen der öffentlichen<br />

Verarbeitung und Auseinandersetzung mit den kriegerischen Ereignissen<br />

in dieser Zeit dramatischer religiöser, gesellschaftlicher und<br />

politischer Umbrüche nachgehen. Dem Projekt liegt dabei ein Kommunikationsbegriff<br />

zugrunde, der Kommunikation als einen vielschichtigen<br />

Verständigungsprozess über Wirklichkeit versteht. Öffentliche<br />

Kommunikation meint dabei in Anlehnung an den zeitgenössischen<br />

Wortgebrauch den Teil kommunikativen Handelns,<br />

der darauf zielt, Informationen über die kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

dieser Jahre „allgemein“ zugänglich zu machen und als<br />

erinnerte Kriegserfahrung präsent zu halten. Auf diese Weise soll<br />

nicht nur ein präziseres Bild von den Wissens- und Erfahrungshori-

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