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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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11<br />

PHILOSOPHIE<br />

„Istituto per gli studi bruniani“ (Neapel) sowie dem „Italienzentrum<br />

der Freien Universität Berlin“ eine deutsche Gesamtausgabe der<br />

Schriften des Renaissancephilosophen zu besorgen. Die Neuausgabe<br />

basiert auf dem von Giovanni Aquilechia besorgten kritischen italienischen<br />

Text der zur Zeit maßgeblichen französischen Bruno-Ausgabe,<br />

die bei „Les belles lettres“ (Paris) erscheint. Sie wird mit den<br />

italienischen Schriften beginnen und jeweils aus einer Einleitung mit<br />

kritischer Bibliographie und Werkgeschichte, dem Originaltext, einer<br />

Übersetzung und einem Kommentar bestehen, der den philosophischen,<br />

systematischen und historischen Kontext für die Leser<br />

transparent macht. In einem späteren Schritt soll sich die Ausgabe<br />

der lateinischen Schriften anschließen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. T. Buchheim (Philosophie-Department, Lehrstuhl<br />

III, Universität München) für das Projekt „Substanzendualismus<br />

und rationaler Wille in der cartesischen Ethik“ Fördermittel zur<br />

Verfügung.<br />

Der französische Philosoph, Naturwissenschaftler und Mathematiker<br />

René Descartes (1596 – 1650) gilt u. a. auch als Begründer der neuzeitlichen<br />

Philosophie, namentlich des Rationalismus.<br />

Während die Philosophie vor seiner Zeit von den Methoden der<br />

Scholastik beherrscht wurde, die sich ganz auf den Vergleich und die<br />

Gegenüberstellung von Lehrmeinungen stützten, beschloss Descartes,<br />

nichts für wahr anzuerkennen, bis er nicht die Gründe herausgefunden<br />

habe, die ihn dazu veranlassten, etwas als wahr anzusehen.<br />

Die einzig sichere Tatsache, von der er ausging, wird in seinem<br />

berühmt gewordenen Ausspruch ausgedrückt: „Cogito, ergo sum“.<br />

Descartes’ Philosophie, die auch Cartesianismus genannt wird, ersetzt<br />

die Theorien der meisten früheren Philosophen durch ein System<br />

von mechanischen Erklärungen der physikalischen Phänomene.<br />

Nur der Akt des Denkens beweist die eigene Existenz. Gott<br />

hat der kartesianischen Philosophie zufolge zwei Arten von Substanzen<br />

geschaffen, aus denen die gesamte Realität besteht. Die eine ist<br />

die denkende Substanz (Res cogitans) und die andere die ausgedehnte<br />

Substanz (Res extensa). Zu seinen bedeutendsten Werken<br />

gehören der „Discours de la méthode“ (Abhandlungen über die Methode),<br />

mit drei Anhängen über die Geometrie, die Meteorologie und<br />

die Dioptrik, die „Meditationes de Prima Philosophia“ (Meditationen<br />

über die Erste Philosophie), die „Passions de l’Ame“ und die „Principia<br />

Philosophiae“ (Die Prinzipien der Philosophie).<br />

Im Bereich der Praktischen Philosophie hat Descartes keine eigenständige<br />

Arbeit verfasst, sondern seine Gedanken zu ethischen Problemen<br />

über sein Gesamtwerk verteilt. Die in unterschiedlichen<br />

Werkkontexten verwendete Begrifflichkeit der cartesianischen Ethik<br />

ist nicht immer ganz eindeutig und weist eine gewisse Divergenz in<br />

den Zielbegriffen auf. Entsprechend allgemein und widersprüchlich<br />

sind die Forschungsmeinungen zu den ethischen Aussagen Descartes’.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Spannung zwischen<br />

Cartesische<br />

Ethik

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