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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

rung und „offenem Regionalismus“ entstanden. Insofern bilden sie<br />

Integrationsprozesse der zweiten Generation. Zwischen beiden Zusammenschlüssen<br />

bestehen eine Reihe von Gemeinsamkeiten, wie<br />

insbesondere die enormen Entwicklungs- und Größenunterschiede<br />

zwischen und innerhalb ihrer Mitgliedsstaaten, ein schwacher zwischenstaatlicher<br />

institutioneller Unterbau, das Vorhandensein einer<br />

zentralen Führungsmacht und die Herausforderung der Vertiefung<br />

und Erweiterung.<br />

Es gibt allerdings auch beträchtliche Unterschiede zwischen MER-<br />

COSUR und NAFTA. Während der MERCOSUR auf die Errichtung<br />

eines gemeinsamen Marktes abzielt, ist die NAFTA wenig mehr als<br />

eine Freihandelszone. Im Hinblick auf die Ergebnisse weist die<br />

NAFTA jedoch eine weitaus größere wirtschaftliche Verflechtung<br />

zwischen den Mitgliedsstaaten auf als der MERCOSUR. Der so genannte<br />

Regionalisierungsgrad ist unterschiedlich stark ausgeprägt:<br />

der Handelsaustausch zwischen den NAFTA-Ländern beträgt über<br />

50 Prozent, innerhalb des MERCOSUR ist er im Zuge der Argentinien-Krise<br />

und der rezessiven Tendenzen generell auf 18 Prozent gesunken.<br />

Unterschiede bestehen auch in Bezug auf die Methode der<br />

Integration: MERCOSUR ist ein primär politischer, von den Regierungen<br />

gesteuerter, auf Verhandlungen basierender Prozess ohne<br />

umfassenden Grundvertrag, NAFTA ist aufgrund des umfassenden<br />

Abkommens stark regelorientiert und wird maßgeblich vom Privatsektor<br />

vorangetrieben.<br />

Vor diesem Hintergrund zielt das Forschungsprojekt darauf ab, die<br />

oft vergessene politisch-institutionelle Dimension von Integrationsprozessen<br />

durch einen systematischen Vergleich zwischen MERCO-<br />

SUR und NAFTA zu bewerten. Während sich die NAFTA durch die<br />

vertraglich gesicherte Verregelung durch einen sehr geringen Institutionalisierungsgrad<br />

auszeichnet, hat der MERCOSUR ein vergleichsweise<br />

dichtes institutionelles Gefüge geschaffen, das jedoch<br />

in der Praxis immer stärker von der Gipfeldiplomatie zwischen Argentinien<br />

und Brasilien verdrängt wird.<br />

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht einerseits die Frage,<br />

welche Chancen und Grenzen für eine sektorale und institutionelle<br />

Vertiefung (spill-over) des MERCOSUR und der NAFTA bestehen<br />

und andererseits, welche Mechanismen geeignet wären, um bestehende<br />

Asymmetrien innerhalb beider Blöcke abzuschwächen. Unter<br />

Einbezug der neueren Integrationstheorien wird u. a. untersucht, wie<br />

effizient die bestehenden Institutionen und Entscheidungsstrukturen<br />

sind, welche Defizite bestehen, in welchen Bereichen weiterer<br />

Steuerungsbedarf besteht und wie politische und wirtschaftliche Ungleichgewichte<br />

in Bezug auf die Entscheidungsmechanismen und<br />

die jeweiligen Entwicklungsniveaus der Länder abgebaut werden<br />

könnten. Von Bedeutung ist hier auch die Frage, wo die Reformperspektiven<br />

an ihre (nationalstaatlichen) Grenzen stoßen und welche<br />

Lektionen das Beispiel des auf Supranationalität basierenden europäischen<br />

Integrationsmodells bieten kann.

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