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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Auf die Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften will die<br />

<strong>Stiftung</strong> dabei mit angemessener Offenheit reagieren. Sie will auf<br />

der einen Seite Projekte fördern, die – nicht zuletzt unter dem Einfluss<br />

angelsächsischer Forschung – als „kulturwissenschaftlich“ bezeichnet<br />

werden können und insbesondere den interdisziplinären<br />

Kontakt mit den Sozialwissenschaften suchen. Sie will besonderes<br />

Augenmerk auf Forschungsvorhaben richten, die auf eine Kooperation<br />

mit den Naturwissenschaften – insbesondere den kognitiven<br />

Neurowissenschaften – abzielen. Zugleich will sie die Forschungstraditionen<br />

„klassischer“ geisteswissenschaftlicher Disziplinen – insbesondere<br />

der Philosophie und der Theologie – weiterhin fördern, die<br />

allen Fächern im weiten Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften<br />

zur Anregung dienen können.<br />

Philosophie<br />

PHILOSOPHIE 6<br />

Die Philosophie kann bei jedem Thema der Alltagserfahrung und<br />

der Wissenschaften ansetzen. Infolgedessen ist sie nicht bloß Teil<br />

oder Gesprächspartner der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie<br />

trägt ebenso zu Grundlagendebatten in der Mathematik und den<br />

Naturwissenschaften sowie der Medizin und Technik bei. Und vor<br />

allem lässt sie sich auch auf Fragen von Recht und Gerechtigkeit,<br />

von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, von Bewusstsein, Selbstbewusstsein<br />

und Sprache, von Bildung und Kunst unmittelbar ein.<br />

Im deutschen Sprachraum herrschte freilich nach einer langen Zeit<br />

systematischen Denkens die Philosophiegeschichte vor, teils die Geschichte<br />

früherer Epochen, teils die Rezeption jener Traditionen, die<br />

nach dem Exil der entsprechenden Vertreter als angloamerikanische<br />

oder auch als analytische Philosophie bekannt geworden sind. Heute<br />

drängt sich – unter anderem – zweierlei auf: einerseits die Vermittlung<br />

der analytischen Philosophie mit transzendentalem, hermeneutischem<br />

und dialektischem Denken, andererseits ein systematisches<br />

Philosophieren, das sich aber wieder vom Reichtum der Philosophiegeschichte<br />

inspirieren lässt. Da der Anspruch der Philosophie auf<br />

universal gültige Begriffe und Argumente unter Kritik geraten ist,<br />

stellt sich eine dritte Aufgabe: Entweder den Anspruch auf universale<br />

Gültigkeit und zugleich die Idee der einen allgemeinmenschlichen<br />

Vernunft aufzugeben oder aber ihren Anspruch, zumal in Zeiten<br />

der Globalisierung, in Form inter- und transkultureller Diskurse<br />

zu erneuern.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die Philosophie in ihrer ganzen historischen<br />

und systematischen Breite, dabei ausdrücklich auch Epochen<br />

und Gebiete, die nicht im Hauptstrom der gegenwärtigen Forschung<br />

liegen. In der Geschichte der Philosophie setzt sie einen gewissen<br />

Schwerpunkt bei den Klassikern: ihrer Interpretation und<br />

Kommentierung, hier sowohl innerhalb als auch außerhalb der griechischen<br />

und der deutschen Hoch-Zeit der Philosophie. In der syste-

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