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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Erich<br />

Weigel<br />

PHILOSOPHIE 12<br />

den Grundbegriffen der cartesischen Ethik aus einer dualistischen<br />

Anthropologie zu erklären und in einem neuen Selbstverständnis des<br />

Menschen und dem resultierenden Ideal des rationalen Willens zu<br />

überwinden.<br />

Der Edition von Erich Weigels Schrift „Analysis Aristotelica ex Euclide<br />

restituta“ dient die Bewilligung von Fördermitteln an Prof. W.<br />

Schmidt-Biggemann (Institut für Philosophie, Freie Universität Berlin).<br />

Gegenstand des Projekts ist die Edition von Erhard Weigels Schrift<br />

„Analysis Aristotelica ex Euclide restituta“ im Rahmen einer geplanten<br />

kritisch-kommentierten Ausgabe seiner wichtigsten Werke.<br />

Erhard Weigel, Mathematiker, Astronom und Philosoph, lehrte von<br />

1653 bis 1699 an der Universität Jena. Zu seinen Schülern gehörten<br />

neben dem Staatsrechtler Samuel von Pufendorf der Jurist, Mathematiker<br />

und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz sowie der Gründer<br />

der ersten deutschen Realschule, Christian Semler, und der Theologe<br />

Caspar Neumann. Seine pädagogischen Bemühungen richteten sich<br />

auf eine Reform des Schulwesens. Er gilt als einer der geistigen Wegbereiter<br />

eines realiengestützten Schulunterrichts sowie des Akademiegedankens<br />

in Deutschland. Darüber hinaus zeigte er ein verstärktes<br />

Interesse am praktischen Nutzen der Wissenschaft durch<br />

ihre Anwendung in der Technik und tat sich selbst als Erfinder hervor.<br />

Weigels Intention war es, entsprechend dem rationalistischen Ideal<br />

eine „mathesis universalis“ die im Bereich der Mathematik praktizierten<br />

Methoden auf andere Wissensbereiche zu übertragen. Nach<br />

Weigel war in der „Analysis“, die Aristoteles aus der pythagoreischen<br />

Mathematik seiner Zeit in die Logik übernommen und als Beweis-<br />

und Wissenschaftslehre universell applizierbar gemacht habe,<br />

der Kern aller Philosophie und zugleich der einzig wahre Weg zu gesicherter<br />

Erkenntnis zu sehen. Er versuchte damit, aristotelische<br />

Schulphilosophie, Rationalismus und moderne Naturwissenschaft,<br />

Wissen und Glauben sowie das tradierte System der Wissenschaften<br />

und Künste in einer umfassenden Synthese zu vereinen. Der methodische<br />

Universalanspruch der „Analysis Aristotelica“, der auch vor<br />

der Theologie nicht haltmachte, brachte ihn allerdings in Konflikt mit<br />

seiner Fakultät. Das Werk wurde mit einem Publikationsverbot belegt<br />

und durfte erst 1671 erscheinen.<br />

Weigels Gesamtwerk umfasst über 100 größere und kleinere Schriften<br />

auf den Gebieten der Mathematik, Philosophie, Astronomie, Physik,<br />

Pädagogik, Baukunst, Geschichte, Geographie, Ethik, Mechanik<br />

und Technik. Einen ersten Schritt zu einer kritisch-kommentierten<br />

Ausgabe der wichtigsten Weigelschen Schriften hat Prof. Schmidt-<br />

Biggemann mit der Edition des „Universi Corporis Pansophici Caput<br />

Summum“ sowie der „Arithmetischen Beschreibung der Moral =<br />

Weisheit von Personen und Sachen“ unternommen.

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