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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

der bis vor kurzem vor allem der Gegenstand der Kunstgeschichte,<br />

haben sie durch die elektronische Revolution einen ganz anderen<br />

Status gewonnen. Das Bild ist zu einem universellen Medium der Information,<br />

der Verständigung und der Erkenntnis geworden, das<br />

sich einer einzelnen Disziplin kaum mehr zuordnen lässt. Es besitzt<br />

jetzt auch instrumentelle Funktionen.<br />

Dieses Beispiel verdeutlicht, das die Fortsetzung des „normalen Wissenschaftsprozesses“<br />

aktuelle Probleme ausblenden würde, die gebotenen<br />

Chancen und Herausforderungen nicht zu nutzen vermöchte.<br />

Eine Diskussion der im Gange befindlichen Veränderung ist<br />

gefordert, mehr noch: der daraus resultierenden Verschiebung der<br />

gültigen wissenschaftlichen Leitvorstellungen. Die Kunstwissenschaften<br />

insgesamt sind gehalten, ihre genuinen Beiträge im vielstimmigen<br />

Konzert der Disziplinen, die ihnen zukommende Rolle im<br />

kulturellen Kontext zu präzisieren.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert Vorhaben aus dem gesamten Bereich<br />

der Kunstwissenschaften und ihrer Nachbargebiete, insbesondere<br />

aber solche Projekte, die sich mit Grundlagen und Quellen befassen,<br />

mit methodischen Fragen, der Erörterung von Leitkategorien,<br />

mit interdisziplinären Recherchen, insgesamt mit solchen wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen, die sich durch Problembewusstsein<br />

und hohes Reflexionsniveau auszeichnen. Die Finanzierung reiner<br />

Katalogisierungs- und Editionsprojekte zählt nicht zu den prioritären<br />

Förderanliegen der <strong>Stiftung</strong>.<br />

„REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler“, ein<br />

durch die <strong>Stiftung</strong> gefördertes, historisch-kunsthistorisches Kooperationsprojekt<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. H. Bredekamp,<br />

Kunstgeschichtliches Seminar) und der Universität Fribourg/<br />

Schweiz (Prof. V. Reinhardt, Lehrstuhl für Allgemeine und Schweizer<br />

Geschichte) ist der Erforschung der römischen Grabkultur in der<br />

frühen Neuzeit gewidmet.<br />

Zu allen Zeiten haben gesellschaftliche Eliten ihre Stellung durch die<br />

künstlerisch-visuelle Inszenierung der Vergangenheit zu legitimieren<br />

und ihre Zukunft zu sichern gesucht. Selten jedoch spielte die<br />

aufwendige Erinnerung an die Vorfahren eine so große Rolle wie in<br />

Rom der Renaissance und des Barock, wovon sich noch heute überzeugen<br />

kann, wer die zahlreichen römischen Kirchen betritt. Von der<br />

einfachen Marmorplatte bis zu kostspieligen skulpturalen Meisterwerken<br />

reicht die Bandbreite der Produktion und wirft die Frage<br />

nach dem warum dieser in Quantität wie Qualität einmaligen Grabkultur<br />

auf.<br />

Ein gewichtiger Grund liegt sicherlich in der einzigartigen politischen<br />

Verfassung des Kirchenstaates als einer kirchlichen Wahlmonarchie.<br />

Denn in raschem Rhythmus wechselten in Rom die<br />

Herrscher und zugleich mit ihnen die Herrscherfamilien und ihre<br />

Anhängerschaft. Daraus resultierte eine ungewöhnlich intensive<br />

Konkurrenz um den sozialen Aufstieg. Man ist versucht, von einer<br />

Papst- und<br />

Kardinalsgrabmäler

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