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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Townes-<br />

Brocks-<br />

Syndrom<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 262<br />

Müller, Institut für Humangenetik, Universität Gießen, und Dr. W.<br />

Wurst, MPI für Psychiatrie, München.<br />

Unter Kraniosynostose versteht man den vorzeitigen Verschluss einer<br />

oder mehrerer Nähte des Schädels. Dieser vorzeitige Verschluss<br />

führt zu Schädeldeformitäten und kann aufgrund erhöhten intracraniellen<br />

Drucks eine neurologische und ophthalmologische Symptomatik<br />

zur Folge haben. Die Ätiologie von Kraniosynostosen ist heterogen.<br />

So können sowohl Umwelt- und genetische Faktoren als auch<br />

verschiedene assoziierte Erkrankungen zu einer Kraniosynostose<br />

führen. Ein kleiner Prozentsatz von Kraniosynostosen wird autosomal<br />

dominant vererbt und konnte auf Mutationen in den für die Fibroblasten-Wachstumsfaktor<br />

Rezeptoren 1,2,3 (FGFR1,2,3) kodierenden<br />

Genen zurückgeführt werden. Bis auf wenige Ausnahmen lässt eine<br />

bestimmte Mutation jedoch keine Aussagen über die Ausprägung einer<br />

Kraniosynostose zu. Bei gleicher Mutation kann selbst innerhalb<br />

einer Familie der Schweregrad der Erkrankung stark variieren, was<br />

auf Gene schließen lässt, welche die Ausprägung der Mutation in<br />

den FGF-Rezeptoren modifizieren.<br />

Langfristiges Ziel des Forschungsvorhabens ist die Identifizierung<br />

derartiger „modifier genes“ unter Verwendung von Mausmodellen.<br />

Mutationen im FGFR2-Gen, welche beim Menschen zu Kraniosynostosen<br />

führen, werden an entsprechender Stelle in das orthologe<br />

FGFR2-Gen der Maus eingeführt und der Phänotyp dieser „knockin“-Mäuse<br />

auf verschiedenem genetischen Hintergrund analysiert.<br />

So ist zu erwarten, dass sich in Abhängigkeit vom genetischen Hintergrund<br />

starke Unterschiede in der Ausprägung identischer Mutationen<br />

ergeben. Durch geeignete Kreuzungen lassen sich dann chromosomale<br />

Regionen bei der Maus identifizieren, welche für die Ausprägung<br />

des Phänotyps eine wichtige Rolle spielen.<br />

Die Isolierung und Analyse von Protein-Interaktionspartnern von<br />

SALL1 und Untersuchungen zu ihrer Bedeutung hinsichtlich der Pathogenese<br />

des Townes-Brocks-Syndroms sind Gegenstand eines<br />

durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Vorhabens von Dr. J. Kohlhase und<br />

PD Dr. S. K. Bohlander, Institut für Humangenetik, Universität Göttingen.<br />

Beim Townes-Brocks-Syndrom handelt es sich um ein autosomal dominant<br />

vererbtes Fehlbildungssyndrom, das durch Fehlbildungen<br />

von Anus, Extremitäten, Ohren und Nieren gekennzeichnet ist, weitere<br />

Auffälligkeiten umfassen geistige Retardierung, Herzfehler,<br />

Hirnnervenlähmungen und Nierenversagen. Die Symptomatik variiert<br />

innerhalb einer Familie, beziehungszweise zwischen verschiedenen<br />

Familien sehr stark. Aus Analysen an zwei betroffenen Familien<br />

hat man den Genlocus bei 16q12.1 festmachen können. Die Göttinger<br />

Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass Mutationen im Gen SALL1 an<br />

der Entwicklung des Townes-Brocks-Syndroms ursächlich beteiligt<br />

sind.

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