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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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75<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

telbare Prozess der Verfassungsgebung begann mit der Volkskongreßbewegung<br />

im März 1948 und der Einsetzung eines Deutschen<br />

Volksrates, der zunächst mit dem Anspruch einer gesamtdeutschen<br />

Repräsentation konstituiert worden war, tatsächlich aber zur Bildung<br />

der Provisorischen Volkskammer und zur Verabschiedung einer separaten<br />

DDR-Verfassung am 7. Oktober 1949 führte. Die Teilnehmer<br />

des Volkskongresses waren nicht von der Bevölkerung gewählt, sondern<br />

von Parteien und Massenorganisationen delegiert worden.<br />

Volkskongreß und Volksrat wurden somit von der SED dominiert.<br />

Auch bei den Beratungen in dem vom Deutschen Volksrat am 19.<br />

März 1948 eingesetzten Verfassungsausschuss waren die Verfassungsexperten<br />

der SED federführend.<br />

Die im Verfassungsausschuss erarbeiteten Entwürfe einer Verfassung<br />

wurden nicht nur im Volksrat, sondern auch in Betrieben, staatlichen<br />

Institutionen und kulturellen Einrichtungen öffentlich diskutiert.<br />

Bis Februar 1949 sollen tausende Versammlungen stattgefunden<br />

haben, tausende Resolutionen verfasst und ca. 500 Änderungsvorschläge<br />

publik gemacht worden sein. Damit wollte die SED-<br />

Spitze mit Blick auf die parallelen Bonner Beratungen zum Grundgesetz<br />

den Eindruck einer mustergültig gründlichen und demokratischen<br />

Beratungsprozedur erzeugen. Die endgültige Form der Verfassung<br />

wurde nach einer weiteren Plenardebatte des Deutschen<br />

Volksrates am 19. März 1949 einstimmig verabschiedet. Am 7. Oktober<br />

1949 erklärte sich der Deutsche Volksrat zur „Provisorischen<br />

Volkskammer“ und setzte die Verfassung der Deutschen Demokratischen<br />

Republik in Kraft.<br />

Ziel des Projekts ist es, den historischen Prozess der Verfassungsgebung<br />

auf zonaler Ebene in der SBZ von Ende 1947 bis zur Annahme<br />

der DDR-Verfassung am 7. Oktober 1949 darzustellen, zu analysieren<br />

und zu bewerten.<br />

„Die Krise der DDR-Intelligenz 1956/57“ ist das Thema eines durch<br />

die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekts von Prof. V. Gerhardt,<br />

Institut für Philosophie, Humboldt-Universität Berlin, erarbeitet von<br />

Dr. G. Herzberg.<br />

Im Zentrum des Vorhabens steht die Auseinandersetzung zwischen<br />

den Intellektuellen der DDR und der SED-Führung in den Jahren<br />

1956 und 1957, der Zeit des sogen. „Tauwetters“. Dabei geht es nicht<br />

so sehr um eine traditionell konzipierte Darstellung der Ideologiegeschichte<br />

jener Jahre, sondern um die Wissenschaftspolitik der SED,<br />

das differenzierte Verhältnis der Intelligenz zu ihrem Staat und zur<br />

Partei, um ihr Selbstverständnis, um die Kultur des Argumentierens<br />

und um den Umgang des Staates mit zweifelnden oder nachdenklichen<br />

Wissenschaftlern.<br />

Der von Chruschtschow in einer „Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag<br />

der KPdSU im Februar 1956 angekündigte vorsichtige Abbau des<br />

Stalinismus weckte im gesamten Ostblock große Hoffnungen auf<br />

eine Lockerung des politischen Systems. In der DDR sind die Monate<br />

DDR-<br />

Intelligenz

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