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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Möbelbaukunst<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 120<br />

Als Ergebnis sollen Einzeldarstellungen vorgelegt werden, die jeweils<br />

eine Biographie bzw. Firmengeschichte (Lebens-/Gründungsdaten,<br />

künstlerischer Werdegang, Hinweise auf Hauptwerke oder<br />

Produktionsschwerpunkte, kunsthistorische Würdigung etc.) und die<br />

Wiedergabe der von Künstler bzw. Hersteller verwendeten Signaturen<br />

(Wortmarken, Monogramme, Bildmarken) beinhalten.<br />

Bislang sind ca. 70 Künstlerbiographien und 48 Markenbilder publiziert<br />

worden. Bildmaterial von heute meist verschollenen Kunstwerken<br />

sind gesammelt und in das Referenzhandbuch übernommen<br />

worden.<br />

Dr. W. Savelsberg (Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Dessau) wurden<br />

für das Projekt „Aneignung und Neuschöpfung in der Dessau-Wörlitzer<br />

Möbelkunst vor 1800“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Die Möbelbaukunst in Anhalt-Dessau, die während der Regierungszeit<br />

Fürst Leopolds III. entstanden ist, soll erstmals Thema einer breit<br />

angelegten Studie werden. Die 502 z. T. noch am originalen Standort<br />

verbliebenen Stücke verteilen sich auf die vom Fürsten errichteten<br />

Häuser, dem Schloss Wörlitz, dem Luisium, dem Gotischen Haus, der<br />

Villa Hamilton, dem umgestalteten Barockschloss Oranienbaum sowie<br />

dem dortigen Chinesischen Teehaus. Dass sich die ursprünglich<br />

intendierte Ensemblewirkung von Architektur und Mobiliar hier<br />

noch größtenteils erhalten hat, ist ein außerordentlicher Glücksfall,<br />

denn im Gegensatz zu jedem anderen, im besten Sinne zusammengetragenen<br />

Museumsbestand, lassen sich hier noch praktisch-funktionale<br />

Zusammenhänge von der Dekoration bis hin zu höfischen Repräsentationsmechanismen<br />

erkennen.<br />

Im Jahre 1771 formulierte Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf, Architekturfreund<br />

und künstlerischer Berater des Fürsten Leopold III.,<br />

seine „Gedanken über eine allgemein vorbereitende Unterrichtsanstalt<br />

zu mechanischen Gewerben und zu bildender Kunst für Dessau“<br />

und entwickelte dabei ästhetische und wirtschaftliche Überlegungen,<br />

die heimische Handwerker in die Lage versetzen sollten,<br />

Gegenstände von vorzüglicher Qualität für den europaweiten Export<br />

herzustellen. Auch wenn diese Anstalt nie gegründet wurde, konnten<br />

Fürst und Berater auf gemeinsamen Reisen durch England,<br />

Frankreich und Italien Eindrücke sammeln, die für die lokale Möbelproduktion<br />

vorbildlich wurden. So ist z. B. der in dreistelliger Stückzahl<br />

produzierte „Fürst-Franz-Stuhl“, der sich sowohl in Goethes<br />

Wohnhaus als auch im Mobiliar des Markgrafen von Baden und der<br />

Preußischen Könige findet, an englischen Vorbildern orientiert.<br />

Die Ausbildung eines guten Geschmacks und die beabsichtigte Wirtschaftlichkeit<br />

der Produktion – man fertigte z. B. in Birne statt in Mahagoni<br />

– sind genauso zu erforschen wie die Funktion der Möbel im<br />

architektonischen Kontext und die Wirkungsgeschichte der anhaltdessauischen<br />

Werkstatt. Inwieweit hatte die Produktion Auswirkung<br />

auf berühmte Möbelwerkstätten in Deutschland und benachbarte<br />

Herrscherhäuser (es bestanden gute Kontakte nach Berlin und Wei-

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