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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 112<br />

Im Zentrum der Untersuchung steht der Wandel der slawischen Gesellschaften<br />

von der Aufgabe der Brandbestattung bis hin zur Durchsetzung<br />

christlicher Begräbnissitten – von den slawischen Gesellschaften<br />

zu den mittelalterlichen Neustämmen der Pommern, Brandenburger<br />

und Mecklenburger. Warum verändern sich die Grabsitten,<br />

welche Faktoren wirken darauf ein und wie lässt sich vor dieser<br />

Folie der einschneidende soziokulturelle Wandel im südlichen Ostseeraum<br />

beurteilen.<br />

Im Rahmen des Projektes werden alle slawischen Körpergräber dieses<br />

Raumes datentechnisch erfasst und analysiert. Für das Verständnis<br />

der sozialen Gliederung ist es fundamental, die strukturierende<br />

Wirkung der Verwandtschaftsverhältnisse zu berücksichtigen. Ein<br />

Teilbereich des Vorhabens beschäftigt sich daher mit der molekulargenetischen<br />

Analyse der Verwandtschaftsstrukturen eines besonders<br />

geeigneten spätslawischen Gräberfeldes (Penkun 28), die den<br />

archäologischen Methodenkanon entscheidend ausweitet.<br />

Mit großem Erfolg wurden die Ausgrabungen auf einem weiteren<br />

Fundplatz bei Penkun durchgeführt. Es wurden Bereiche des Kirchhofes<br />

eines bereits im Mittelalter aufgegebenen Dorfes ergraben.<br />

Wurde mit dem Bestattungsplatz Penkun 28 das Endstadium der autonomen<br />

slawischen Besiedlung dokumentiert, so hat man hier (Luftlinie<br />

4 km) exemplarisch die Initialphase der Umstrukturierung erfasst,<br />

die mit der Einwanderung westlicher Siedler begann und in der<br />

Bildung der sogenannten Neustämme mündet. Die Grabungen werden<br />

fortgesetzt.<br />

Bereits während der Untersuchung konnte eine spürbare „slawische“<br />

Komponente auf dem neuen Platz festgestellt werden. Eine<br />

molekulargenetische Analyse der Bestatteten des neuen Fundplatzes<br />

würde ein weiteres Instrument bereitstellen, das eine umfassende<br />

Analyse des Wandlungsprozesses von der slawischen zur „deutschen“<br />

Bevölkerung im Mittelalter ermöglichen könnte. Es gibt bislang<br />

kaum Erfahrungen auf diesem Gebiet.<br />

Aufgrund von Begehungen und geophysikalischen Prospektionen<br />

konnten zwei weitere slawische Gräberfelder in Penkun lokalisiert<br />

werden, von denen eines in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zentralort<br />

dieser slawischen Kleinlandschaft liegt.<br />

Das Projekt wird in zwei Richtungen vorangetrieben, der extensiven,<br />

systematischen Analyse aller slawischen Körpergräber der genannten<br />

Landschaften hinsichtlich des Wandels von Sozialstrukturen und<br />

Glaubensvorstellungen sowie der intensiven, fachübergreifenden<br />

Erforschung einer Mikroregion mit modernsten Methoden. Die Verzahnung<br />

beider Stränge wird die Kenntnis dieses einschneidenden<br />

soziokulturellen Wandlungsprozesses entscheidend erweitern.<br />

Folgende Publikationen zur Analyse slawischer Gräber und zu Penkun<br />

28 sind erschienen:

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