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Jahresbericht 2001/2002 - Fritz Thyssen Stiftung

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Wahlkampf<br />

1949 – 1976<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 80<br />

eines deutschen Nationalstaates offen zu halten versuchte und<br />

sich durch die Intensivierung wirtschaftlicher Kontakte – in langfristiger<br />

Perspektive – eine fortschreitende Liberalisierung im<br />

Ostblock und, damit verbunden, einen Prozess des friedlichen<br />

Wandels in Europa erhoffte.<br />

Mit der Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik<br />

1949–1976 zwischen Amerikanisierung und Demokratisierung befasst<br />

sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt, das von PD Dr. T.<br />

Mergel (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität Bochum)<br />

durchgeführt wird.<br />

Das Projekt untersucht die Bundeswahlkämpfe zwischen 1949 und<br />

1976 als Selbstbeschreibung des politischen Systems und als Ausdruck<br />

des Wandels politischer Mentalitäten. Von besonderem Interesse<br />

sind, wie sich Darstellung und Wahrnehmung von Politik änderten<br />

und wie eine Kultur der politischen Werbung entstand, in der Politik<br />

als ein Markt begriffen werden konnte. Dabei wird Wahlkampf<br />

als Form der Interaktion des Politischen Systems mit seiner Umwelt<br />

und sich selbst verstanden. Der Wahlkampf dient mithin der Selbstvergewisserung<br />

der Akteure über den Stand des Gemeinwesens und<br />

ihre Rolle darin. In seinem Wandel zeigt sich nicht nur die Reaktion<br />

der Politik auf die Entwicklung hin zur Mediengesellschaft, sondern<br />

auch der Wandel der politischen Mentalitäten.<br />

Im Zentrum des Vorhabens steht der Zusammenhang von Amerikanisierung<br />

des Wahlkampfs und Demokratisierung der Gesellschaft.<br />

Unter „Amerikanisierung“ wird hier eine Veränderung der Kommunikationsstrategien<br />

des politischen Systems verstanden, die auf geplante,<br />

symbolisch konstituierte Identifikation zur Vermittlung des<br />

„Produkts“ setzen; darunter kann man die drei Prozesse der Professionalisierung,<br />

Personalisierung und Medialisierung verstehen.<br />

Im Rahmen des Projekts soll der These nachgegangen werden, dass<br />

die Amerikanisierung des Wahlkampfes im Grunde die innere Demokratisierung<br />

der bundesrepublikanischen Gesellschaft befördert<br />

hat: In dem Maße, in dem der Wahlkampf auf das Paradigma der<br />

Volkserziehung verzichtete, verlor die Politik ihr autoritäres Selbstbild<br />

und wuchs in eine dienende Rolle hinein. Diese Annahme gilt es<br />

im Sinne des Leitbegriffs der „Politischen Kommunikation“ sowohl<br />

im Hinblick auf die „Anbieter“, also die Politiker und Parteien, die<br />

um Unterstützung für ihre Politikkonzepte werben, als auch im Hinblick<br />

auf die „Nachfrager“, die Wähler, welche die Wahlkämpfe rezipieren<br />

und ihrerseits ihre Vorstellung einer „guten“ Politik artikulieren,<br />

zu überprüfen. Dabei knüpft das Forschungsvorhaben an ein<br />

Verständnis von „Symbolischer Politik“ an, wie es in der neueren Politikwissenschaft<br />

und modernen Kommunikationswissenschaft vertreten<br />

wird. Politische Kommunikation transportiert nach diesem<br />

Verständnis eine solche Vielzahl von Botschaften, dass diese ohne<br />

symbolische Verdichtung und Identitätskonstruktion durch Metaphern,<br />

Assoziationen und Bilder unverständlich, weil überkomplex

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