Sommersession Teil 2 - Schweizer Parlament
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11.4069 n Ip. Voruz. Kriegsmaterialexporte nach Bahrain,<br />
Saudi-Arabien und in die Arabischen Emirate (15.12.2011)<br />
Die Schweiz exportierte laut Aussenhandelsstatistik der Eidgenössischen<br />
Zollverwaltung in den ersten neun Monaten des<br />
Jahres 2011 Kriegsmaterial für 2,23 Millionen Franken nach<br />
Bahrain, für 20,18 Millionen nach Saudi-Arabien und für 159,47<br />
Millionen Franken in die Vereinigten Arabischen Emirate. Wie in<br />
zahlreichen anderen autokratisch regierten Staaten der Region<br />
demonstrierten ab Februar 2011 in Bahrain Tausende von Menschen<br />
für ihre sozialen und demokratischen Rechte. Bahrain<br />
rief den Ausnahmezustand aus, das Militär übernahm die Macht<br />
und holte am 14. März 2011 mehr als tausend Soldaten aus<br />
dem benachbarten Saudi-Arabien, um den weitgehend friedlichen<br />
Aufstand blutig niederzuschlagen. An der Niederknüppelung<br />
der Oppositionellen beteiligten sich auch Polizeikräfte der<br />
Vereinigten Arabischen Emirate. Amnesty-Berichte zeigen,<br />
dass auch in Saudi-Arabien Oppositionelle und Reformer unter<br />
Missachtung der Menschenrechte systematisch niedergeknüppelt<br />
wurden, seitdem ab Februar 2011 sporadische Proteste<br />
stattfinden. Tausende von Gefangenen sind als Terrorverdächtige<br />
inhaftiert, viele von ihnen ohne Anklage oder Urteil. Folter<br />
und andere Misshandlungen sind weit verbreitet. Am 22.<br />
November 2011 sind in Saudi-Arabien 16 Männer, darunter<br />
neun prominente Reformer, zu hohen Strafen von 5 bis 30 Jahren<br />
Gefängnis verurteilt worden. Ihnen wurde u. a. Finanzierung<br />
von Terrorismus und "Aufwiegelung gegen den König" vorgeworfen.<br />
Ich frage den Bundesrat:<br />
1. Warum hat er nach Ausrufung des Ausnahmezustandes in<br />
Bahrain und dem Einmarsch von Truppen aus Saudi-Arabien<br />
und von Polizeikräften aus den Emiraten die <strong>Schweizer</strong> Kriegsmaterialexporte<br />
nach diesen drei Staaten nicht umgehend<br />
gestoppt?<br />
2. Ist er jetzt bereit, die Kriegsmaterialexporte nach Bahrain,<br />
Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu<br />
stoppen?<br />
3. Welche weiteren Massnahmen ergreift er, damit die Schweiz<br />
nicht immer wieder in die Lage gerät, sich mit ihren Kriegsmaterialexporten<br />
auf der Seite von Autokraten zu präsentieren, welche<br />
nicht davor zurückschrecken, ihren uneingeschränkten<br />
Machtanspruch mit Waffengewalt gegen das eigene Volk durchzusetzen?<br />
4. Kann er Meldungen bestätigen, wonach die Schweiz u. a.<br />
Laserzielgeräte für Maschinenpistolen zuhanden der Nationalgarde<br />
von Bahrain geliefert hat?<br />
Mitunterzeichnende: Aebischer Matthias, Allemann, Amarelle,<br />
Aubert, Chopard-Acklin, Fehr Jacqueline, Feri Yvonne, Fridez,<br />
Gysi, Hadorn, Heim, John-Calame, Maire Jacques-André,<br />
Marra, Müller Geri, Pardini, Reynard, Schelbert, Schenker Silvia,<br />
Schwaab, Thorens Goumaz, van Singer, Wermuth (23)<br />
15.02.2012 Antwort des Bundesrates.<br />
16.03.2012 Nationalrat. Die Diskussion wird verschoben.<br />
11.4078 n Mo. Fehr Jacqueline. Strom aus erneuerbaren<br />
Energien an den ETH (15.12.2011)<br />
Der Bundesrat wird beauftragt, dafür zu sorgen, dass die ETH<br />
(und die EPFL und ihre Bereiche) künftig nur noch Strom aus<br />
erneuerbaren Energien verwenden. Ebenso ist sicherzustellen,<br />
dass bei Gebäudesanierungen und Neubauten die jeweils in<br />
Sachen Energieeffizienz fortschrittlichsten Massstäbe eingehalten<br />
werden. Falls erforderlich, sind die entsprechenden Gesetze<br />
anzupassen.<br />
Mitunterzeichnende: Aebischer Matthias, Allemann, Amarelle,<br />
Aubert, Birrer-Heimo, Böhni, Carobbio Guscetti, Chopard-Acklin,<br />
Fässler Hildegard, Fehr Hans-Jürg, Feri Yvonne, Fischer<br />
Roland, Galladé, Gasser, Gross Andreas, Hadorn, Hardegger,<br />
Heim, Jans, Kessler, Kiener Nellen, Maier Thomas, Maire Jacques-André,<br />
Marra, Moser, Naef, Nussbaumer, Pardini, Piller<br />
Carrard, Reynard, Riklin Kathy, Rossini, Schenker Silvia, Schwaab,<br />
Semadeni, Sommaruga Carlo, Steiert, Voruz,<br />
Wermuth (39)<br />
02.03.2012 Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.<br />
11.4079 n Ip. (Fässler Hildegard) Fehr Jacqueline. Indien als<br />
Apotheke der Armen. Kostengünstigen Zugang zu Medikamenten<br />
sichern (19.12.2011)<br />
Die Schweiz fordert in den Efta-Freihandels-Verhandlungen mit<br />
Indien die Ausweitung der Rechte am geistigen Eigentum auf<br />
Testdaten. Während Jahren wären hohe Entschädigungen fällig,<br />
damit indische Zulassungsbehörden für Medikamente die<br />
Testdaten des Erstanmelders bei der Zulassung eines Generikums<br />
verwenden könnten. Der Zugang zu lebensnotwendigen<br />
und günstigen Medikamenten würde stark erschwert. Sie<br />
kämen nur zeitlich verzögert und/oder zu höheren Preisen auf<br />
den Markt.<br />
1. <strong>Teil</strong>t der Bundesrat die Befürchtung des Uno-Sonderberichterstatters<br />
für das Recht auf Gesundheit und von Unaids (wird<br />
auch von der Schweiz unterstützt), dass - gerade in Indien - ein<br />
verstärkter Schutz von Testdaten den Zugang zu lebensnotwendigen<br />
Medikamenten für Millionen von Menschen erschwert, mit<br />
dramatischen Folgen für das Recht auf Gesundheit?<br />
2. Indische Generikahersteller liefern in Entwicklungsländern 80<br />
Prozent der geberfinanzierten antiretroviralen Medikamente<br />
(ARV) zur HIV-Behandlung. 96 von 100 Ländern, namentlich<br />
die ärmsten mit besonders vielen HIV-Erkrankten, kaufen ARV-<br />
Medikamente in Indien. Wie stellt der Bundesrat sicher, dass<br />
Indien diese Rolle als "Apotheke der Armen" weiter einnehmen<br />
kann? Was bedeutet dies für den beanspruchten Schutz von<br />
Testdaten?<br />
3. Westliche Multis (und das Seco) beziehen sich auf Artikel<br />
39.3 des Trips-Abkommens zum Schutz von Testdaten gegen<br />
"unfair commercial use". Die zuständige WHO-Kommission<br />
Ciphi, Prof. Carlos Correa (Buenos Aires) u. a. bestreiten aber,<br />
dass sich daraus eine exklusive Verwendung von Testdaten<br />
oder eine Entschädigungspflicht ableiten lasse. Noch nie versuchte<br />
ein Land, dies bei der WTO-Schlichtungsstelle (DSM)<br />
durchzusetzen. Wie beurteilt der Bundesrat diesen Rechtsstreit?<br />
4. Die eine Schweiz (Seco) fordert mit dem Testdatenschutz<br />
eine Stärkung der Rechte am geistigen Eigentum im Gesundheitsbereich.<br />
Die andere Schweiz (Deza) tritt "in Debatten zu<br />
geistigen Eigentumsrechten und bei Entscheidungen über Handelsstrategien<br />
für die vorrangige Berücksichtigung der Anliegen<br />
zum Wohl der öffentlichen Gesundheit ein" (Deza-Webseite).<br />
Was von beidem gilt nun?<br />
5. Der Uno-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />
Rechte empfiehlt der Schweiz im jüngsten Staatenberichtsverfahren,<br />
bei Trips-plus-Forderungen deren möglicherweise negative<br />
Effekte auf den Zugang zu Medikamenten zu beachten. Wie<br />
setzt der Bundesrat diese Empfehlungen gegenüber Indien um?