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Marxismus und Anthroposophie - Institut für soziale Gegenwartsfragen

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ein Urteil über die künftigen Bedürfnisse der einzelnen zuschreiben müssen, das sie legitimerweise<br />

nicht haben können.<br />

In der Abstimmung von Produktionsquoten, Preisen usw. nimmt die heutige Kartellisierung<br />

durchaus Elemente der Assoziation vorweg: Darin ist sie aber nicht die Lösung<br />

des Problems, sondern nur der Ausdruck seiner Überreife, der Überlebtheit der traditionellen<br />

Wirtschaftsordnung. Sie ist eine Karrikatur auf die Assoziation durch die ruinöse<br />

monopolistische Konkurrenz, die die Märkte verstopft <strong>und</strong> der Tendenz gesamtgesellschaftlicher<br />

Regulierung krass widerspricht: sie erwächst aus dem Streben der Großkonzerne<br />

nach Maximalprofit. Die Konzentration <strong>und</strong> Zentralisation des Kapitals zu solch<br />

gewaltigen Machtzusammenballungen war nur möglich durch die Form der Aktiengesellschaft.<br />

Diese stellt die Unterordnung der Kapital(Leitungs-)funktion unter das Kapitaleigentum<br />

äußerlich dar: Sie wird von angestellten Managern geleitet, die aber als Funktionäre<br />

der großen Anteilseigner agieren, deren Profitinteressen sie stets im Auge haben<br />

müssen. Der Aktionär kann u.U. Einkommen aus Kapital beziehen, ohne einen Finger zu<br />

rühren; er kann mit diesem Einkommen über die Arbeit anderer verfügen, ebenso wie es<br />

ein Teil der Gr<strong>und</strong>eigentümer vermag. Die Folgen der Herausbildung des Monopolkapitalismus<br />

<strong>für</strong> das Verhältnis von Ökonomie <strong>und</strong> Politik hat Steiner klar gesehen: er wußte,<br />

was es bedeutet, wenn „man die Maschinerie ganzer Reiche in Bewegung setzen kann,<br />

um irgendetwas Geschäftliches zu erreichen“ <strong>und</strong> daß weltpolitische Entscheidungen<br />

mehr <strong>und</strong> mehr unter dem Einfluß der „internationalen Großkapitalmächte, die sich der<br />

Reiche als Instrumente bedienen“, fallen. 55 In der Diagnose des Monopolkapitalismus ist<br />

er sich mit den Marxisten einig: die Erscheinungen des ,modernen Kapitalismus‘ sind ein<br />

Indiz <strong>für</strong> die Notwendigkeit der Ersetzung des Systems, aus dem sie erwuchsen, durch<br />

ein neues, besseres. Auch darin herrscht Übereinstimmung, daß es auf praktische Veränderung<br />

ankommt. Unter solchen Bedingungen können die Meinungsunterschiede über<br />

das Wie dieser Veränderung nicht einem Dialog zwischen <strong>Marxismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Anthroposophie</strong><br />

entgegenstehen, sondern sie machen ihn nur noch mehr zum Erfordernis.<br />

157<br />

55 GA 185a, S. 23f.

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