Marxismus und Anthroposophie - Institut für soziale Gegenwartsfragen
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essiert waren. Es war die St<strong>und</strong>e der Wendehälse, die von 150prozentigen Marxisten-<br />
Leninisten zu ebenfalls 150prozentigen Marktf<strong>und</strong>amentalisten mutierten. Schon in den<br />
Jahren 1986 bis 1988 ist es nur vereinzelt zu Debatten zwischen organisierten Marxisten<br />
<strong>und</strong> Anthroposophen gekommen, die an das Buch anschlossen. Dagegen hat es viele<br />
Einzelne auf zum Teil verschlungenen Wegen erreicht - <strong>und</strong> immer noch begegne ich<br />
Menschen, die mir eröffnen, die Lektüre habe damals <strong>für</strong> ihren eigenen Selbstverständigungsprozess<br />
eine hilfreiche Rolle gespielt.<br />
Mit der „Battle of Seattle“ 1999 4 , dem Widerstand der Zivilgesellschaft gegen die Welthandelsorganisation<br />
WTO, ist wiederum eine neue Konstellation in der Welt entstanden.<br />
Es gibt neben den alten politischen <strong>und</strong> ökonomischen Gewalten mit der Zivilgesellschaft<br />
eine dritte Kraft. Viel wird davon abhängen, ob die Menschen, die sich zu dieser Kraft<br />
verbinden, eine wirkliche <strong>soziale</strong> Kulturbewegung bilden können. Da<strong>für</strong> müssen sie nicht<br />
nur mit den äußeren, sondern auch mit inneren Anfechtungen fertig werden. Bewusste<br />
Erneuerer kennen aus der Selbstbeobachtung die immer virulente Gefahr des Rückfalls<br />
in altes Denken. Daher erfordert zivilgesellschaftliches Engagement eine immer neue<br />
geistige Auseinandersetzung.<br />
Durch die Teilnahme an dieser Bewegung <strong>für</strong> eine gerechtere Form der Globalisierung<br />
hat sich auch <strong>für</strong> meine Tätigkeit vieles geändert. Neue zusätzliche Zusammenarbeitsverhältnisse<br />
sind entstanden - mit Menschen wie Nicanor Perlas aus den Philippinen<br />
<strong>und</strong> anderen Fre<strong>und</strong>Innen des neuformierten Global Network for Social Threefolding<br />
beispielsweise. Die Initiative Netzwerk Dreigliederung ist beteiligt am Weltsozialforum in<br />
Brasilien <strong>und</strong> ähnlichen Ereignissen. Durch all dies gewinnt der Text vielleicht eine neue<br />
zusätzliche Farbe: als Beitrag zum Gespräch über das große Thema der Zivilgesellschaft,<br />
dass <strong>und</strong> wie eine andere Welt möglich sei.<br />
Ich fand bei erneuter Durchsicht des Textes, dass Ergänzungen kaum nötig waren.<br />
Die einzige größere Änderung besteht in der Anfügung eines Anhangs „Rolle <strong>und</strong> Aufgaben<br />
des <strong>Marxismus</strong> - seine verschiedenen Ausprägungen <strong>und</strong> sein Verhältnis zur <strong>Anthroposophie</strong>“.<br />
Es handelt sich dabei um das dritte Kapitel meiner 1988 erschienenen <strong>und</strong><br />
ebenfalls vergriffenen kleinen Schrift „Der Umbruch in der Sowjetunion - Mitteleuropäische<br />
Perspektiven“ 5 . Ich habe es deshalb angefügt, weil der Text von 1986 hauptsächlich<br />
die Diskussion mit dem „<strong>Marxismus</strong>-Leninismus“ aufnimmt, während andere marxistische<br />
Strömungen kaum berücksichtigt werden konnten. In dieser Hinsicht bietet der Anhang<br />
eine Ergänzung.<br />
Die Veröffentlichung wäre nicht ohne die selbstlose Mithilfe von Fre<strong>und</strong>Innen möglich<br />
gewesen, die den eingescannten Text der Buchausgabe kritisch durchgesehen haben. 6<br />
Lili Lehmann, Marc Weber <strong>und</strong> Thomas Tremmel sei hier<strong>für</strong> sehr herzlich gedankt.<br />
Die Arbeit widerspiegelt mein eigenes Ringen um Verständnis <strong>für</strong> die <strong>soziale</strong>n <strong>und</strong><br />
weltanschaulichen <strong>Gegenwartsfragen</strong>. Ich veröffentliche sie hier in der Hoffnung, dass sie<br />
andere Ringende anregt <strong>und</strong> ermutigt.<br />
29. Dezember 2002<br />
Christoph Strawe<br />
4<br />
Vgl. zu dieser „Schlacht von Seattle“, dem Ort einer Ministerkonferenz der WTO: Maria Mies: Globalisierung<br />
von unten - Der Kampf gegen die Herrschaft der Konzerne, Hamburg 2001.<br />
5<br />
Das Buch erschien seinerzeit im Philosophisch-Anthroposophischen Verlag am Goetheanum, Dornach/Schweiz.<br />
6<br />
Vom neuen Vorwort abgesehen, wurde im Text die alte deutschen Rechtschreibung beibehalten.<br />
9