Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

Abschlussbericht
Modellversuch „Neunstündiger Berufsschultag“
Ein systematisches und grundlegendes Problem besteht weiterhin in der zu erwartenden
Aussagekraft der Zensurenanalysen insbesondere hinsichtlich der statistischmathematischen
Sinnhaftigkeit der Verrechnung von Rangzahlen (Zensuren; vgl. auch die
Ausführungen des FBH im Abschnitt 2.3.2.2.4, insbesondere die Fußnote 24 auf S. 71)
Die Analyse der Zensurenlisten der Jahresabschlusszensuren ergab keinen signifikanten
Unterschied zwischen dem zu untersuchenden Flexibilisierungsmodell „9-stündiger Berufsschultag“
und dem zum Zwecke des Vergleichs herangezogenen jahrgangsbezogenen
8-Stunden-Regel-Modell. So liegt der Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre und Unterrichtsfächer
beim 8-Stunden-Regel-Modell bei 3,21 und beim 9-Stunden-Modell bei 3,34.
Dieser Unterschied ist nicht signifikant. Beim jahrgangsübergreifenden 8-Stunden-Modell
(das, wie oben erwähnt, nur ansatzweise herangezogen werden kann; vgl. den Punkt 2 der
Aufzählung auf der vorherigen Seite) war ein Durchschnitt von 3,51 zu verzeichnen. Dieser
leicht höhere Durchschnitt kann jedoch durch schulorganisatorisch bedingte Minderplanungen
und demzufolge vermehrten Unterrichtsausfall (vgl. Abschnitt 3.2.1.2) bedingt sein.
Auf der Grundlage der Jahresabschlusszensuren kann somit eine verminderte Leistungsfähigkeit
der Schülerinnen und Schüler durch die Rahmenbedingungen des 9-Stunden-Modells
gegenüber anderen Organisationsmodellen nicht bestätigt werden. Es ist jedoch bekannt,
dass Noten häufig nur eine Rangfolge innerhalb der Klassenstruktur angeben und oft standort-,
klassen- und lehrerbezogenen Kriterien unterliegen.
Der Vergleich der Zwischenprüfungsergebnisse ergab ein ähnliches Bild. Hierbei wurden die
Ergebnisse der Zwischenprüfung an den Schulstandorten Recklinghausen und Datteln sowie
einer zum Zwecke des Vergleiches ausgewählten weiteren Innung miteinander in Beziehung
gesetzt.
In dieser „Vergleichsinnung“ schwankten die Mittelwerte der Zwischenprüfungsergebnisse in
den als Referenzzeitraum gewählten Jahren 1994 bis 2000 von 464,0 – 601,6 Punkten. Für
die Vergleichsklassen des Modellversuchsstandortes mit 8-Stunden-Regel-Modell (Vergleichsgruppen)
wurde im Jahr 1999 ein Mittelwert von 527,1 Punkten und im Jahr 2000 von
577,4 Punkten ermittelt. Die Modellversuchsklassen im 9-Stunden-Modell wiesen im Jahr
1999 einen Punktedurchschnitt von 574,2 und im Jahr 2000 von 576,0 Punkten auf. Die
Punktedurchschnitte der Klassen des Vergleichsstandortes und der Modellversuchsklassen
liegen demzufolge in der festgestellten Schwankungsbreite der zum Zweck des Vergleichs
herangezogenen weiteren Innung. Eine signifikante Verschlechterung der Prüfungsleistungen
durch den Modellversuch ist nicht festzustellen.
Allerdings ist hinlänglich bekannt, dass insbesondere der theoretische Teil der Zwischenprüfung
einem Trainingseffekt unterliegen kann, und zwar insbesondere dann, wenn die Prüfung
mit den Auszubildenden mehrmals „durchgespielt“ wird – was erfahrungsgemäß häufig
geschieht.
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