Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

Abschlussbericht
Modellversuch „Neunstündiger Berufsschultag“
zudem deutlich werden, dass generelle überregionale Maßnahmen und Vorschriften nur
sehr bedingt greifen, da sie durch ihre einheitlichere Auslegung die regionalen Notwendigkeiten
und Bedürfnisse lediglich in geringerem Maße berücksichtigen können als regionale
Absprachen dies vermögen.
Die weiteren Betrachtungen zu den Organisationsmodellen an den Standorten der Gewerke
Gas-Wasserinstallateur/-in und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer/-in unterstreichen
ebenfalls die Vielfalt innerhalb der Bandbreiten und lassen erneut die Vorteile regionaler
Lösungen sichtbar werden.
2.3.2.2.1.2 Die Organisation an den Standorten der Gewerke Gas-und Wasserinstallateur/-in
und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer/-in
In Euskirchen wurde der neunstündige Berufsschultag in den Gewerken Gas- und Wasserinstallateur/-in
und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer/-in erprobt. Die Ausbildungsdauer
beträgt für beide Gewerke 3 ½ Jahre und ist durch die Besonderheit geprägt, dass sie ein
gemeinsames Grundbildungsjahr mit regulär 520 Unterrichtsstunden beinhaltet. Die generelle
Stundenverteilung nach Stundentafel sieht folgendermaßen aus:
Tabelle 2.16: Curricular normale Stundenverteilung (Gewerke Gas- und Wasserinstallateur/-
in und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer/-in)
Gas- und Wasserinstallateur/-
in; Zentralheizungs- und
Lüftungsbauer/-in
1. Jahr
Grundbildungsjahr
2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr
1. Halbjahr
Summe
Berufsspezifischer Bereich 360 320 320 160 1160
Berufsübergreifender Bereich 160 160 160 80 560
Jahresstunden 520 480 480 240 1720
Insbesondere ist hierbei hervorzuheben, dass im Grundbildungsjahr regulär 40 zusätzliche
Unterrichtsstunden erteilt werden sollen, die dem berufsspezifischen Bereich zugeordnet
sind. Somit ergibt sich über die Dauer von 3 ½ Jahren eine zu absolvierende Gesamtstundenzahl
von 1720 Jahresstunden.
An der Modellversuchsschule Euskirchen findet verdichteter Unterricht statt. Im Rahmen der
Verdichtung kommt es zu einer Anreicherung des ersten Ausbildungsjahres um 240 Unterrichtsstunden,
weil die zusätzlichen 40 Stunden, welche eigentlich auf das Grundbildungsjahr
entfallen würden, faktisch zur Aufstockung des 4. Ausbildungsjahr genutzt werden. Eine
solche Verdichtung führt zu Problemen für Seiteneinsteiger. Von anderen Schulen nach dem
ersten Jahr wechselnde Auszubildende fehlen Kenntnisse, welche im Unterricht des zweiten
Ausbildungsjahres in Euskirchen erwartet werden. Für Auszubildende, welche das erste
Ausbildungsjahr angerechnet bekommen, ist der Einstieg um so schwieriger, je weiter die
Anrechnungsgrundlage von einer dualen Ausbildung entfernt ist, weil ihnen durch die Verdichtung
zusätzlich die Inhalte fehlen, die nicht durch die Anrechnung abgedeckt sind.
Zwischen 10 und 20 Prozent der Auszubildenden einer Klasse sehen sich mit diesem Problem
konfrontiert. In den Modellversuch waren von 1997 bis zum Jahre 2000 11 Klassen
involviert.
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