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Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

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Abschlussbericht<br />

Modellversuch „<strong>Neunstündiger</strong> <strong>Berufsschultag</strong>“<br />

2 Studien des Forschungsinstituts für Berufsbildung im<br />

Handwerk (Marc Beutner/Detlef Buschfeld)<br />

2.1 Überblick für den eiligen Leser<br />

Für das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk lässt sich in einer Gesamtperspektive<br />

vieler Einzelergebnisse aus vier Teilprojekten die Aussage festhalten: Neunstündige<br />

<strong>Berufsschultag</strong>e haben für sich allein betrachtet kaum Einfluss auf das Ausbildungsplatzangebot<br />

<strong>und</strong> der Modellversuch kann insofern nicht als erfolgreich bewertet werden. Bei vorhandenen<br />

<strong>und</strong> nachweisbaren Nachteilen bzw. Problemverschärfungen lässt sich so aufgr<strong>und</strong><br />

einer ungünstigen Ziel-Mittel-Relation eine Einführung neunstündiger <strong>Berufsschultag</strong>e<br />

nicht begründen.<br />

Diese Aussage geht von den vorgef<strong>und</strong>enen gesetzlich bestimmten Rahmenbedingungen<br />

aus. Sie betrifft damit nicht eine generelle Ablehnung neunstündiger <strong>Berufsschultag</strong>e, denn<br />

weder die Ausbildungsergebnisse (Schulnoten <strong>und</strong> Abschlussnoten) noch Fehl- oder Ausfallzeiten<br />

weisen im Durchschnitt eindeutige Verschlechterungen auf. Auch lässt sich nicht<br />

behaupten, in den Klassen wäre kein normaler Unterricht möglich gewesen. Die curricularen<br />

Auswirkungen von Verdichtungen der Berufsschulzeiten im ersten Jahr sind ebenfalls kein<br />

Argument gegen neunstündige <strong>Berufsschultag</strong>e, da die Abstimmung von Ordnungsmitteln im<br />

Zweifel an die faktischen Bedingungen (Auftragslage, Lehrereinsatz) angepasst wird. Dies<br />

gilt für Durchschnittsbetrachtungen. Bei besonderen Fällen (Seiteneinsteiger, Verkürzer etc.)<br />

kann es in den erprobten Modellen zu Problemen kommen, die allerdings – bei flexiblen<br />

Organisationsformen – vermeidbar bzw. reduzierbar sind.<br />

Mit flexiblen Organisationsformen ist ein Potentizal angesprochen, welches nach den Untersuchungsergebnissen<br />

auf regionaler Ebene in viel höheren Maße konstruktiv zur Lösung des<br />

Problems fehlender Ausbildungsplätze beitragen könnte. Dies gilt sowohl für die Seite der<br />

Veränderung der Ausbildungsbereitschaft in Betrieben als auch der organisatorisch – didaktischen<br />

Gestaltungsfreiheiten von Berufsschulen. Im ersten Falle gilt es, regional neben dem<br />

Abbau von Ausbildungshemmnissen (wie eine als zu gering empf<strong>und</strong>ene betriebliche Anwesenheitszeit<br />

mit einem Einfluss von etwa 10%) auch zugleich Ausbildungsmotive (wie zum<br />

Beispiel den Mitarbeiterbedarf mit einem Einfluss von etwa 10%) anzuregen. Solche Initiativen<br />

müssen öffentlich <strong>und</strong> dauerhaft getragen werden!<br />

Eine mittelfristige Konstanz der schulischen Ausbildungsbedingungen ist auf der anderen<br />

Seite notwendig, damit von dort ausgehende Unterstützungen <strong>und</strong> Leistungen zur Ausbildung<br />

auch wahrgenommen <strong>und</strong> zur Geltung kommen können. Strohfeuer <strong>und</strong> ständige<br />

Wechsel von Organisationsbedingungen sind zu vermeiden. Mittelfristig konstante Ausbildungsbedingungen<br />

zu schaffen, bedeutet aber auch, schulisch Handlungsspielräume zu<br />

erhalten, mit denen Fluktuationen bei Lehrern, unterschiedliche Jahrgangsstärken etc.<br />

ausgeglichen werden können bzw. in denen die sonstigen Entwicklungsarbeiten im Bildungsgang<br />

geleistet werden können. Hier erweist sich das bildungspolitisch brisante neunstündige<br />

Verdichtungsmodell als relativ starre Lösung. Der Rahmen für Organisationsmodelle<br />

auf Basis achtstündiger <strong>Berufsschultag</strong>e scheint flexibel genug, um regional die<br />

notwendigen Impulse zu setzen <strong>und</strong> die Signale einer Ausbildungsplatzoffensive angemessen<br />

zu kommunizieren.<br />

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