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Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

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Abschlussbericht<br />

Modellversuch „<strong>Neunstündiger</strong> <strong>Berufsschultag</strong>“<br />

2.3.2.2.4 Notenentwicklung in der Gegenüberstellung von Modellversuchsschulen <strong>und</strong><br />

Vergleichsschulen<br />

Ausgangspunkt bei dieser Untersuchung ist die mehrfach von Seiten der Lehrer, Betriebe<br />

<strong>und</strong> Auszubildenden an uns herangetragene Befürchtung, dass Auszubildende im Rahmen<br />

des neunstündigen Berufsschulunterrichts durch mangelnde Motivation, erhöhte Beanspruchung<br />

<strong>und</strong> vermehrten Stress eine geringere Leistungsfähigkeit aufweisen könnten <strong>und</strong><br />

diese sich wahrscheinlich in schlechteren Schulnoten niederschlüge.<br />

Noten scheinen auf den ersten Blick geeignet, Aussagen über das Ergebnis der Ausbildung<br />

treffen zu können. Jedoch werden Noten nicht stets kriterienorientiert vergeben, sondern<br />

geben oftmals eine Rangfolge innerhalb der Klasse an <strong>und</strong> sind entsprechend normorientiert<br />

ausgerichtet. Es kann somit passieren, dass zwar ein Absinken der Leistungsfähigkeit<br />

erfolgt, sich dies jedoch in den Noten im Vergleich zu anderen Klassen nicht widerspiegelt,<br />

da in diesem Fall die Leistung für eine Note drei in der einen Klasse nicht der Leistung für die<br />

Note drei in einer anderen Klasse entspricht. Umso interessanter wäre es, wenn tatsächlich<br />

deutliche Abweichungen zwischen Noten neunstündig unterrichteter <strong>und</strong> achtstündig unterrichteter<br />

Auszubildender festzustellen wären.<br />

Ein besonderes Beispiel für eine solche Situation findet sich in Wuppertal. Dort wurden von<br />

einem Lehrer die Noten einer Klassenarbeit, die er in einer neunstündig unterrichteten<br />

Klasse schreiben ließ, mit alten Noten verglichen, die er bei der identischen <strong>Arbeit</strong> ein Schuljahr<br />

zuvor in einer achtstündig unterrichteten Klasse vergeben hatte. Der erste Eindruck war,<br />

dass die Klassenarbeit der neunstündig unterrichteten Klasse deutlich schlechter ausgefallen<br />

sei. Ein Notenvergleich ergab aber keine deutlichen Abweichungen. Im anschließenden<br />

Interview sagte der Lehrer dazu, dass ihn die Tatsache der Ähnlichkeit der Noten selbst<br />

verblüffe, da er genau einschätzen könne, dass die neunstündig unterrichtete Klasse leistungsschwächer<br />

sei. Er habe wohl die widrigen Umstände (neunst<strong>und</strong>en Unterricht, neuer<br />

Lehrplan usw.) wohlwollend mitberücksichtigt. Um diese Möglichkeit der Besserbeurteilung<br />

trotz schlechterer Leistungen mit zu berücksichtigen, wurden methodisch nicht lediglich die<br />

Noten der Zwischen- <strong>und</strong> Abschlussprüfungen verglichen, sondern zudem die Zeugnisnoten<br />

einbezogen, die eine zeitnahere Perspektive verdeutlichen. Dennoch ist zuvor nochmals auf<br />

die lediglich bedingte Aussagekraft von Notenvergleichen zu verweisen. 24<br />

Die Zeugnisnoten von 20 Klassen der Auszubildenden am Modellversuchsstandort Wuppertal<br />

werden nun in einem ersten Schritt mit den Zeugnisnoten von vier Referenzklassen am<br />

Vergleichsstandort Münster verglichen. Dabei lässt sich festhalten, dass die Noten in Wuppertal<br />

im Durchschnitt sogar mit 3,23 gegenüber einem Durchschnitt von 3,59 in Münster<br />

unwesentlich besser ausfallen. 25<br />

Für den Modellversuchsstandort Euskirchen wurde eine alternative Vorgehensweise gewählt.<br />

Neben dem Vergleich mit den Zeugnisnoten von 5 Referenzklassen am Standort<br />

Mönchengladbach <strong>und</strong> 6 Referenzklassen am Standort Gummersbach wurden die Zeugnisnoten<br />

von 18 Modellversuchsklassen (Standort Euskirchen) zusätzlich mit den Zeugnisnoten<br />

von 14 Klassen vor dem Modellversuch (ebenfalls Standort Euskirchen) verglichen. Somit<br />

bleiben sogar standortspezifische Besonderheiten wie beispielsweise das Lehrerkollegium<br />

24<br />

25<br />

Der Vergleich erfolgt aufgr<strong>und</strong> der üblichen Vorgehensweise mit Durchschnittsnoten (z. B. Durchschnittsnotenberechnung<br />

im Rahmen der Abiturprüfung), wohl im Bewusstsein, dass eine mangelnde<br />

statistisch-mathematische Sinnhaftigkeit im Verrechnen von Rangzahlen zu sehen ist, die sich letztlich<br />

auch in der Realität nicht sinnvoll erklären lässt. Beispiel: Wenn ein Auszubildender im Fach Technologie<br />

die Note 1 erzielt, im Fach Beraten <strong>und</strong> Verkauf aber eine 6 hat, was sagt dann die sich ergebende<br />

Durchschnittsnote 3,5? Nichts, da sie weder die Fähigkeiten noch die Schwächen des Auszubilden korrekt<br />

abz ubilden vermag.<br />

Vgl. Anhang: Übersicht Klassennoten.<br />

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