Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

Abschlussbericht
Modellversuch „Neunstündiger Berufsschultag“
Vergleichsgruppen zur Verfügung stehen rd. 12 – 13% höher. Der Modellversuch wirkt in
dieser Hinsicht demnach verstärkend (vgl. Abbildung 4.15). An dieser Stelle bleibt natürlich
nachzufragen, welche Faktoren diesem Meinungsbild der Auszubildenden zugrunde liegen.
Einen naheliegenden Ansatzpunkt bildet bei einem verdichteten Berufsschultag der Zeitaspekt.
Die Aussage „Ich habe in der Freizeit genügend Zeit, um mich auf Klassenarbeiten
vorzubereiten!“ zeigte für die Unterstufe 1998/99 keine Differenz zwischen Modell- und
Vergleichsgruppe. In beiden Gruppen gaben die Auszubildenden mit rd. 60% an, „nie bzw.
selten“ ausreichend Zeit zur Vorbereitung von Klassenarbeiten zu besitzen. Ein anderes
Meinungsbild zeigt sich jedoch im Unterstufenjahrgang 1999/2000. Hier ist die Zahl derjenigen
Auszubildenden im Modellversuch die „nie bzw. selten“ ausreichend Zeit zur Vorbereitung
zur Verfügung haben, um 8,5 auf 68,7% angestiegen. Dagegen sank in der Vergleichsgruppe
dieser Anteil um 5 auf 56,7%, das sind 12% weniger Auszubildende in der
Modellgruppe. Für diesen Jahrgang der Unterstufe kann davon gesprochen werden, dass
der neunstündige Berufsschultag eine Belastungswirkung entfaltet, die sich auf die von den
Auszubildenden eigenständig zu leistenden Arbeits- und Lernsequenzen des Lernortes
Berufskolleg nachteilig auswirkt.
100%
75%
33,3
42,4
58
45,5
49,2
50%
25%
0%
41,7
29,7
19,4
29,1
25,9
25 28
35,1
16,1
21,8
US 1997/98 US 1998/99 VG 1998/99 US 1999/00 VG 1999/00
nie bzw. selten teilweise oft bzw. immer
Quelle:
eigene Erhebung
Abbildung 4.15: „Ich lerne zu Hause, wenn in Kürze eine Klassenarbeit ansteht!“
Die für die Berufsschule zur Verfügung stehende Zeit der Auszubildenden wird auch unmittelbar
durch den Lernort Betrieb beeinflusst. Eine zusätzliche Belastung durch 9 Stunden
Berufsschule tritt für die Auszubildenden dann auf, wenn sie zudem durch Überstunden in
den Ausbildungsbetrieben gefordert werden. Das Verhältnis an geleisteten Überstunden im
ersten Ausbildungsjahr stellt sich zwischen Modell- und Vergleichsgruppen als ein sehr
konstantes dar. Ca. 3/4 der Auszubildenden in den Modell- und Vergleichsgruppen haben
Überstunden geleistet. Darunter ca. 1/4 in regelmäßigen Abständen bzw. immer. Ein Fünftel
bis ein Viertel der Auszubildenden mussten keine Überstunden in ihrem ersten Ausbildungsjahr
leisten (vgl. Abbildung 4.16). Hinsichtlich der Beanspruchung durch Überstunden wer-
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