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Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

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Abschlussbericht<br />

Modellversuch „<strong>Neunstündiger</strong> <strong>Berufsschultag</strong>“<br />

Lernmotivation<br />

Natürliche Lebenstätigkeiten als zielgerichtete Handlungen haben in der Regel ein konkretes<br />

Ergebnis (der erzeugte Gegenstand, die veränderte Situation). Das Lernen in der Schule<br />

dagegen soll ohne den direkten Umweg über die echten Tätigkeiten ausgelöst werden <strong>und</strong><br />

ist vielmehr ein kognitiver Prozess. „Die Tätigkeit erzeugt ein konkretes Ergebnis. Das<br />

Lernen erzeugt eine Veränderung der Tätigkeit: ihre Verbesserung.“ 36 Lernmotivation ist<br />

somit etwas gr<strong>und</strong>sätzlich anderes als Tätigkeitsmotivation. Motivation für Lebenstätigkeiten<br />

entspricht dem Bedürfnis des Menschen nach Aktivität. Lernmotivation in der Schule hingegen<br />

kann nur geschaffen werden, wenn Tätigkeiten in Gang gesetzt werden, die motivierend<br />

sind, d. h. in denen Motive der Lernenden angesprochen werden. Der wohl wichtigste Zugang<br />

ist es, das Problembewusstsein der Lernenden zu entwickeln. Wer ein Problem hat,<br />

der ist motiviert zum Lernen. 37<br />

Motive sind:<br />

− erlernt <strong>und</strong> damit erfahrungsabhängig;<br />

− als wiederkehrende Anliegen bei Gr<strong>und</strong>situationen überdauernd;<br />

− durch Situationen angeregt;<br />

− verhaltenssteuernd;<br />

− individuell ausgeprägt;<br />

− je nach Erfahrungshäufigkeit tendenziell (Hoffnung–Furcht).<br />

Motivation ist:<br />

− situationsabhängig;<br />

− kurzfristig;<br />

− durch situative Anregungsbedingungen aktiviert;<br />

− durch erlebte Wahrscheinlichkeiten der Handlungsausgänge sowie der Erwartung der<br />

weiteren Folgen beeinflusst.<br />

Gr<strong>und</strong>legende Motive<br />

AEBLI 38 unterscheidet vor allem folgende Motivarten, die für Lernprozesse eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Bedeutung haben:<br />

Soziale Ich-Motive basieren auf dem Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Das Zugehörigkeitsmotiv<br />

zielt dabei vor allem darauf ab, sich einer gleichaltrigen Gruppe anzuschließen<br />

<strong>und</strong> von ihr angenommen zu werden. Das Affiliationsmotiv bezeichnet den Anschluss an<br />

Ältere, von denen man etwas lernen kann <strong>und</strong> die Sicherheit bieten. Sozialen Ich-Motiven ist<br />

das Bedürfnis nach Anerkennung <strong>und</strong> Geltung gemeinsam. Sozialer Anschluss stärkt das<br />

Selbstwertgefühl.<br />

Prosoziale Motive befähigen dazu, Fre<strong>und</strong>schaften aufzubauen <strong>und</strong> aufrechtzuerhalten.<br />

Kameradschaft, Solidarität <strong>und</strong> Rücksichtnahme sind Indikatoren für bewusste prosoziale<br />

Handlungen. Die Art <strong>und</strong> Weise, wie prosoziale Motive internalisiert sind, gibt Auskunft über<br />

die Motivbildung, d. h. die Interessen- <strong>und</strong> Wertbildung. Sind Motive im Weltbild des Menschen<br />

verankert, so sprechen wir von Werten, die die Beurteilung eigener <strong>und</strong> fremder<br />

Handlungen ermöglicht. Werden Werte zum Maßstab eigener <strong>und</strong> fremder Handlungen<br />

erhoben , so sprechen wir von Normen. Die Summe moralischer Normen schließlich prägt<br />

das Gewissen.<br />

36<br />

37<br />

38<br />

AEBLI, HANS [1987]: ebenda S. 149.<br />

Vgl. AEBLI, HANS [1990]: Zwölf Gr<strong>und</strong>formen des Lehrens. Stuttgart 1990. S.293ff..<br />

Vgl. AEBLI, HANS [1987] <strong>und</strong> [1990].<br />

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