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Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

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Abschlussbericht<br />

Modellversuch „<strong>Neunstündiger</strong> <strong>Berufsschultag</strong>“<br />

3.2.2.5 Zusammenfassende Reflexion <strong>und</strong> generelle Einschätzung zur Motivation der<br />

Lernenden<br />

Die Ergebnisse der Schülerbefragung haben bezüglich der gesamten Untersuchungsgruppe<br />

sowie für die einzelnen Berufgruppen ergeben:<br />

1. Die Motivation der Modellversuchklassen, gern zur Schule zu gehen, ist deutlich geringer<br />

als in den Vergleichsklassen (vgl. auch die Ausführungen des IAT zur Motivation im Abschnitt<br />

4.3.3). Demgegenüber wird der Ausbildungsbetrieb (Ich gehe gerne arbeiten.) häufiger<br />

hervorgehoben, <strong>und</strong> bezüglich dieses Lernortes sind die Differenzen zwischen der<br />

Modellversuchs- <strong>und</strong> der Vergleichsgruppe nicht signifikant.<br />

2. Eine direkte Verwertbarkeit berufschulischer Inhalte (von den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

wahrgenommener Vorlauf <strong>und</strong> Gleichlauf des Unterrichts) wird in den Modellversuchsklassen<br />

der Berufsgruppe der Kfz-Mechaniker/-innen <strong>und</strong> der Friseure/-innen nicht so<br />

häufig wahrgenommen wie von den Vergleichsklassen. Einzig die Modellversuchsklassen<br />

der Versorgungsberufe (Gas- <strong>und</strong> Wasserinstallateure/-innen, Zentralheizungs- <strong>und</strong> Lüftungsbauer/-innen)<br />

bestätigen leicht häufiger als die entsprechenden Vergleichsklassen,<br />

dass das was in der Berufsschule gelernt wird, gut im Betrieb zu gebrauchen ist (Nachlauf)<br />

<strong>und</strong> im Unterricht Probleme besprochen werden, die aus dem Betrieb bekannt sind<br />

(Gleichlauf). Ein positiver Einfluss dieses erhöhten Praxisbezuges <strong>und</strong> der dadurch gegebenen<br />

stärkeren Verwertbarkeit berufsschulischer Inhalte auf die Beteiligung am Unterrichtsgeschehen<br />

konnte nicht festgestellt werden (vgl. auch die Ausführungen des IAT<br />

zum Lernverhalten im Abschnitt 4.3.6). Eine aktive Beteiligung der Auszubildenden am<br />

Unterricht der Berufsschule wird von den Modellversuchklassen aller Berufsgruppen nicht<br />

so häufig betont wie von den Vergleichsklassen. Ein Nachlauf des Unterrichts wird von<br />

allen Klassen nur in geringem Maße wahrgenommen.<br />

3. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der Modellversuchsgruppen nehmen schüleraktivierende<br />

Unterrichtsformen leicht häufiger, eher rezeptive Lehr-Lern-Arrangements nicht so häufig<br />

wie die Vergleichsklassen war. Ein positiver Einfluss der Unterrichtsgestaltung auf die<br />

Bewertung des Lernortes Schule sowie auf die Einschätzung des Unterrichts konnte dennoch<br />

nicht festgestellt werden. Der Unterricht wird durch die Auszubildenden der Modellversuchsklassen<br />

nicht ganz so häufig positiv bewertet wie durch die Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler der Vergleichsklassen. Eine stark negative Bewertung des Unterrichts ist dagegen<br />

in allen Modellversuchsklassen zu verzeichnen. Insbesondere der Faktor anstrengend<br />

wirkt sich auf die Einschätzung des Unterrichts (vgl. auch die Ausführungen des IAT<br />

zur Fächerbeurteilung im Abschnitt 4.2.5) <strong>und</strong> die Bewertung des Lernortes Schule aus.<br />

4. Sehr starke Konzentrationsschwierigkeiten – insbesondere in den letzten Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />

– heben die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aller Berufsgruppen in den Modellversuchsklassen<br />

(neunte St<strong>und</strong>e) hervor. Diese Bewertung scheint in den Stressfaktoren des<br />

9-stündigen <strong>Berufsschultag</strong>es begründet zu liegen (vgl. die Ausführungen des IAT zur<br />

physiologischen Belastung im Abschnitt 4.1.3). Dies ist auch insofern von Bedeutung, als<br />

weder in den Modellversuchs- noch in den Vergleichsklassen Differenzen bzgl. der<br />

Schulmüdigkeit oder der Hoffnung, in der Berufsschule mit Lernen nichts mehr zu tun zu<br />

haben, festgestellt werden konnten.<br />

5. Die geäußerten Konzentrationsprobleme <strong>und</strong> der dadurch auch als anstrengender empf<strong>und</strong>ene<br />

Unterricht führen bei den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern der Modellversuchsgruppen<br />

zu einer verstärkten Nutzung von Vermeidungsstrategien <strong>und</strong> zu einem erhöhten Fluchtverhalten<br />

– es wird versucht, sich der Situation „9-St<strong>und</strong>en“ zu entziehen (vgl. dazu auch<br />

die Ausführungen des IAT zum Ausweichverhalten im Abschnitt 4.3.7).<br />

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