Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation
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Abschlussbericht<br />
Modellversuch „<strong>Neunstündiger</strong> <strong>Berufsschultag</strong>“<br />
Als Zwischenfazit kann an dieser Stelle auf zwei Punkte aufmerksam gemacht werden:<br />
• Sofern das erste Ausbildungsjahr von Auszubildenden nicht in vollem Umfang besucht<br />
werden kann (verspäteter Einstieg oder Anrechnung), kommt es mit zunehmender Verdichtung<br />
vermehrt zu Einstiegsproblemen. Für die betroffenen Auszubildenden ist dies<br />
eine gravierende Verschlechterung der Ausbildungsqualität, auch wenn diese Gruppe<br />
quantitativ „nur“ 10 – 20% je Klasse ausmacht.<br />
• Auffällig sind die vielen im Detail wirkenden unterschiedlichen organisatorischen Regelungen,<br />
die auch für diese Problemgruppen immer wieder gef<strong>und</strong>en werden. Positiv formuliert:<br />
Die organisatorischen Regelungen weisen ein hohes Maß an Kreativität <strong>und</strong> Flexibilität<br />
auf. Das vorhandene Organisationspotenzial ermöglicht insofern auch die<br />
Realisierung von neunstündigen oder gar noch längeren Ausbildungstagen (z. B. wenn<br />
Berufsschule <strong>und</strong> überbetriebliche Ausbildung nacheinander an einem Tag stattfinden).<br />
Dieses Potenzial ist sicherlich ein Gr<strong>und</strong>, dass die Ergebnisse zu den nachfolgenden Kriterien<br />
(Noten, Fehlzeiten usw.) im üblichen Rahmen bleiben. Was schulorganisatorisch von<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern leistbar ist, muss deshalb jedoch nicht lernpsychologisch oder<br />
lernorganisatorisch als vorteilhaft bewertet werden. Alternative Modelle der Erhöhung der<br />
betrieblichen Anwesenheitszeit, die beispielsweise auch durch flexible Gestaltung der<br />
überbetrieblichen Ausbildung stärker beeinflusst werden können als durch die Differenz<br />
zwischen acht- oder neunstündigen <strong>Berufsschultag</strong>en, sind offensichtlich regional zu entwickeln,<br />
gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Wirksamkeit von Maßnahmenbündeln.<br />
2.3.2.2.2 Betrachtung der Ausfallzeiten in Gegenüberstellung der Modellversuchsschulen<br />
<strong>und</strong> der Vergleichsschulen<br />
Durch die Unterschiedlichkeit der St<strong>und</strong>enmodelle könnte es dazu kommen, das tendenziell<br />
in Neunst<strong>und</strong>en-Modellen gegenüber Achtst<strong>und</strong>en-Modellen mit einer Erhöhung der Ausfallzeiten<br />
zu rechnen ist. Dies wäre damit zu begründen, dass mit jedem Ausfalltag eine zusätzliche<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>e entfällt. Demgegenüber könnten in Achtst<strong>und</strong>en-Modellen durch die<br />
erhöhte Anzahl an Unterrichtstagen generell mehr Tage von Ausfall betroffen sein. Daher ist<br />
es notwendig zu prüfen, inwieweit die Ausfallzeiten in den jeweiligen Organisationsmodellen<br />
differieren. Methodisch geschieht die Ermittlung der Ausfallzeiten durch quantitative Auszählung<br />
anhand der Klassenbucheintragungen. Dabei wurden die Unterrichtstage gemäß ihres<br />
Inhalts nach drei Rubriken geordnet:<br />
• den Unterrichtsformen,<br />
• dem Unterrichtsausfall,<br />
• sowie den Feiertagen <strong>und</strong> Ferientagen.<br />
Diese Unterscheidung dient dazu, die curricular vorgesehen Sollst<strong>und</strong>enzahl (bspw. 480<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>en) auf eine schulbedingt mögliche Sollst<strong>und</strong>enzahl umzurechnen. Die<br />
curricular vorgesehene Sollst<strong>und</strong>enzahl ergibt sich aus dem Lehrplan bzw. den im letzten<br />
Unterkapitel dargestellten St<strong>und</strong>enmodellen der Standorte.<br />
Die Unterrichtsformen entsprechen dem tatsächlich erteilten Unterricht. Es kann sich dabei<br />
um planmäßigen Unterricht gemäß der St<strong>und</strong>entafeln, Klassenarbeiten <strong>und</strong> Tests, außerplanmäßigen<br />
Unterricht, z. B. Exkursionen oder Unterrichtsgänge, <strong>und</strong> Unterricht in besonderer<br />
Form, wie etwa Projekt- oder fächerübergreifender Unterricht, handeln.<br />
Unterrichtsausfall kann geplant oder ungeplant sein. Geplanter Unterrichtsausfall ist in der<br />
Regel strukturell bedingt <strong>und</strong> entsteht beispielsweise durch Lehrermangel. Ungeplanter<br />
Unterrichtsausfall kann auf Basis von Vorhersehbarkeiten oder auf Basis von Unvorhersehbarkeiten<br />
entstehen. Ungeplanter Unterrichtsausfall bei Vorhersehbarkeiten entsteht beispielsweise<br />
durch Konferenzen oder Prüfungen. Diese Ausfälle sind zwar absehbar, jedoch<br />
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