Neunstündiger Berufsschultag - Institut Arbeit und Qualifikation

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Abschlussbericht Modellversuch „Neunstündiger Berufsschultag“ 4 Der neunstündige Berufsschultag aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive (Josef Hilbert/Dirk Langer/Michael Schönfeld) Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen Kulturwissenschaftliches Institut Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie Institut Arbeit und Technik Der neunstündige Berufsschultag aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive Dr. Josef Hilbert Dirk Langer Michael Schönfeld Institut Arbeit und Technik 161
Abschlussbericht Modellversuch „Neunstündiger Berufsschultag“ 4.1 Der Forschungsansatz Das Institut Arbeit und Technik hatte im Rahmen der Evaluation des Modellversuchs zum 9-Stunden-Berufsschultag die Aufgabe zu untersuchen, ob durch neun Stunden eine erkennbare Mehrbelastung für die Auszubildenden entsteht. Dabei wurde von der Arbeitshypothese ausgegangen, dass die Belastungsunterschiede – sowohl psychisch, wie auch physisch – zwischen dem 8-Stunden-Regelmodell und dem 9-Stunden-Modellversuch vernachlässigbar gering sind. Unstrittig führt das Modell für die Auszubildenden zu einer Arbeitsverdichtung, weil insgesamt – bezogen auf eine dreijährige Ausbildung – 20 Schultage zugunsten der betrieblichen Ausbildung entfallen. Um zu überprüfen, ob dadurch erkennbare Veränderungen innerhalb des schulischen Teils der dualen Ausbildung entstehen, wurden folgende Leitfragen entwickelt: • Welche Auswirkungen hat der 9-Stunden-Berufsschultag auf das Lernverhalten der Auszubildenden? • Lassen sich Leistungsunterschiede zwischen Modellgruppe und Vergleichsgruppen im Regelmodell feststellen? • Verändern sich der Krankenstand bzw. die Fehlzeiten allgemein? • Verändert sich das Lehrverhalten der Lehrer/innen? • Wie verändert sich die physische Belastung für die Auszubildenden? Pädagogische Fragestellungen spielten für diesen Teil der Evaluation eine untergeordnete Rolle. Hinsichtlich möglicher Auswirkungen der im neunstündigen Berufsschultag notwendig gewordenen jahrgangsübergreifenden Unterrichtung auf die Unterrichtsmethodik und - didaktik sowie die Bündelung von Unterrichtsinhalten in den Jahrgängen, sei an dieser Stelle auf die Ausführungen anderer Expertenteams in diesem Abschlußbericht verwiesen. Zur Untersuchung der o. a. Fragestellungen wurde zunächst ein Methodendesign konzipiert, wobei eine Operationalisierung von Problemindikatoren auf der Basis arbeitsphysiologischer und -psychologischer Erkenntnisse erfolgte. Zur Gewinnung repräsentativer und valider Daten wurden in der Untersuchung sowohl quantitative als auch qualitative Erhebungstechniken im „Methodenmix“ eingesetzt. Als Untersuchungsdesign bot sich bei einer Laufzeit von drei Jahren ein quasi-experimenteller Ansatz an. Um die Auswirkungen des 9-Stunden- Tages gesichert erfassen zu können, war es notwendig, neben den am Modellversuch beteiligten Auszubildenden (Probanden) eine Kontrollgruppe aus Berufsschülern im „Normalbetrieb“ zu bilden. Diese Vorgehensweise ermöglichte es, gemeinsame und unterschiedliche Entwicklungsstränge nachhaltig zu analysieren und mögliche externe Einflussfaktoren so weit wie möglich unter Kontrolle zu halten. Folgende Methoden sind für den arbeitswissenschaftlichen Forschungsteil während des Projekts eingesetzt worden: I. Quantitative Methoden • Schriftliche Befragungen Zu Beginn und zum Ende jedes Schuljahres sind alle Klassen im Modellversuch sowie die jeweiligen Kontrollgruppen schriftlich befragt worden. Über diese schriftlichen Befragungen ist zum einen eine Sozialstrukturanalyse der Auszubildenden (Alter, Geschlecht, Schulabschluss usw.) durchgeführt worden. Zum anderen wurde eine Zeitreihenanalyse zu den jeweiligen Einschätzungen und Bewertungen der Schülerinnen und Schüler vorgenommen. Neben der Zeitreihenanalyse (Längsschnitt) wurde zudem der Querschnitt – also der Vergleich innerhalb eines Jahrgangs – untersucht. Eine schriftliche Befragung der Lehrkräfte wurde nur einmal im Verlauf des Projektes vorgenommen. Da die Zahl der Befragten zu gering war und sich Interviews als effektiver erwiesen haben, wurde die Befragung in schriftlicher Form nicht wiederholt. 162
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