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1x1 der Holzprodukte - Raiss

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H. Hausbau<br />

H8. Verbindungsmittel<br />

Bei den Materialeigenschaften von Verbindungsmitteln wird eine Vielzahl<br />

von Begriffen verwendet, die im folgenden kurz erläutert werden.<br />

Nichtrosten<strong>der</strong> Stahl<br />

In DIN EN 10020 werden nichtrostende Stähle definiert als Stähle mit<br />

einem Massenanteil von mindestens 10,5 % Chrom und höchstens<br />

1,2 % Kohlenstoff. Nichtrostende Stähle sind nicht generell mit Edelstählen<br />

gleichzusetzen. Sie bilden jeweils eine eigenständige Hauptgüteklasse.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> nichtrostenden Stähle zählt weit mehr als 120<br />

verschiedene Sorten, wobei sich grundsätzlich vier Gefügeformen ausbilden<br />

können:<br />

• Austenitischer Stahl – Austenit hat eine kubisch-flächenzentrierte<br />

Gitterstruktur. Wichtigste und bekannteste Edelstahlsorte, beson<strong>der</strong>s<br />

resistent gegen Rost und leicht zu verarbeiten. Abkürzungen z. B. A2,<br />

A4.<br />

• Martensitischer Stahl – Martensit entsteht durch Umwandlung von<br />

Austenit in eine tetragonal raumzentrierte Gitterstruktur. Es können<br />

unterschiedliche Stoffe als Legierung beigefügt werden.<br />

Charakteristisch ist ein hohes Maß an Härte und Festigkeit.<br />

Abkürzungen z. B. C1, C3 und C4.<br />

• Ferritischer Stahl – Ferrit besitzt eine kristalline Struktur. Die<br />

Bezeichnung ist abgeleitet vom lateinischen Wort „Ferrum“ für Eisen.<br />

Abkürzung F1.<br />

• Austenitisch-Ferritischer Stahl (Duplex-Stahl) – weist ein<br />

zweiphasiges Gefüge auf, das aus einer Ferrit-Matrix mit Inseln aus<br />

Austenit besteht. Duplexstähle sind rost- und säurebeständig. Der<br />

Werkstoff D6 (Werkstoffnummer 1.4462) ist beson<strong>der</strong>s geeignet für<br />

Verbindungsmittel in Meeresnähe. Produkte für diesen Werkstoff sind<br />

z. B. Sechskantschrauben und Gewindestangen.<br />

i<br />

Beständigkeit gegen<br />

Stahlsorte Rost Säure<br />

A2 gut ausreichend<br />

Austenit A4 sehr gut sehr gut<br />

A5 außerordentlich gut außerordentlich gut<br />

C1<br />

Martensit C3 befriedigend ungenügend<br />

C4<br />

Ferrit F1 gut ungenügend<br />

Tab. H8.3 Eigenschaften einiger nichtrosten<strong>der</strong> Stähle.<br />

Edelstahl<br />

Als Edelstahl werden alle legierten o<strong>der</strong> unlegierten Stähle bezeichnet,<br />

die einen beson<strong>der</strong>s hohen Reinheitsgrad besitzen. Ein Edelstahl muss<br />

aber nicht zwangsläufig auch ein nichtrosten<strong>der</strong> Stahl sein. Das wird erst<br />

durch ganz bestimmte Bestandteile <strong>der</strong> Legierung erreicht. Beson<strong>der</strong>s<br />

reiner Edelstahl mit einem sehr geringen Kohlenstoffgehalt trägt zusätzlich<br />

ein „L“ an <strong>der</strong> Edelstahlklasse, beispielsweise A4L.<br />

V2A, V4A<br />

Im Jahre 1912 wurden verschiedene Schmelzversuche zur Herstellung<br />

von rostfreiem Edelstahl durchgeführt. Diese erhielten folgende Bezeichnungen:<br />

Versuchsschmelze + Nummer (1/2/3/4/5) + Austenit<br />

o<strong>der</strong> kurz V2A, V4A usw.<br />

Die Stahlsorte V2A wird in seiner ursprünglichen Variante (Werkstoffnummer<br />

1.4300) nicht mehr hergestellt. Heute sind die Bezeichnungen<br />

V2A und V4A nicht eindeutig und werden „umgangssprachlich“ benutzt.<br />

Im Metallbau sind mit V2A meist die Chrom-Nickel-Stähle 1.4301,<br />

1.4541 und 1.4307 gemeint, während V4A für die Chrom-Nickel-Molybdän-Stähle<br />

1.4401, 1.4571 und 1.4404 steht.<br />

Die DIN EN ISO 3506-1 definiert die Kennzeichnung von Chrom-Nickel-<br />

Molybdän-Stählen für Verbindungselemente und zählt 1.4401 zur<br />

Gruppe A4, 1.4404 zur Gruppe A4L und 1.4571 zur Gruppe A5.<br />

Erläuterungen zu Werkstoffnummern bei nichtrostendem Stahl<br />

1.4301<br />

1.4301<br />

1.4401<br />

1.4567<br />

1.4301<br />

Werkstoffhauptgruppe<br />

Ziffer 1 = Gruppe <strong>der</strong> Stähle<br />

Sortennummer / Stahlgruppe (zweistellige Ziffer)<br />

Ziffer 43 = nichtrosten<strong>der</strong> Stahl mit 2,5 % Nickel<br />

Ziffer 44 = wie 43, mit Molybdän<br />

Ziffer 45 = nichtrosten<strong>der</strong> Stahl mit Son<strong>der</strong>zusätzen<br />

Zählnummer (zweistellige Ziffer)<br />

Ziffer 01 = erster mit dieser Zusammensetzung<br />

hergestellter Stahl<br />

Um Edelstähle hinsichtlich ihrer Korrosionsbeständigkeit leichter einordnen<br />

und die Werkstoffe passend auswählen zu können, sind sogenannte<br />

Korrosionsbeständigkeitsklassen (CRC) für die Konstruktionen von<br />

Stahlbauten definiert, von CRC I „gering“ bis zu CRC V „sehr stark“.<br />

Auswahl von Werkstoffen für Verbindungsmitteln<br />

Für Stahlsorten aus nichtrostendem Stahl wird unter an<strong>der</strong>em auf die<br />

Zulassung Z-30.3-6 <strong>der</strong> Informationsstelle Edelstahl Rostfrei verwiesen.<br />

Darin erfolgt eine Zuordnung <strong>der</strong> Stahlsorten zu den Korrosionsbeständigkeitsklassen<br />

(CRC), siehe Tab. H8.4.<br />

Für Verbindungsmittel, welche im bewitterten<br />

Außenbereich eingesetzt werden, muss gemäß<br />

Eurocode 3 1 mindestens ein Werkstoff <strong>der</strong><br />

Korrosionsbeständigkeitsklasse II (Edelstähle A2)<br />

verwendet werden.<br />

1 DIN EN 1993-1-4 „Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten“<br />

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