1x1 der Holzprodukte - Raiss
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2. Funktionstüren<br />
Klimatische Beanspruchung<br />
Eine klimatische (hygrothermische) Beanspruchung von Türen liegt vor,<br />
wenn ein Türblatt auf <strong>der</strong> Innen- bzw. Außenseite unterschiedlichen Klimabereichen<br />
ausgesetzt ist. Holz und Holzwerkstoffe dehnen sich unter<br />
Feuchtigkeitseinfluss aus, Metalle und Kunststoffe verän<strong>der</strong>n sich unter<br />
Temperatureinwirkungen.<br />
Treten auf beiden Seiten eines Türblattes unterschiedliche Feuchten und<br />
Temperaturen auf, so zeigen die Werkstoffe auf beiden Türblattoberflächen<br />
ein unterschiedliches Schwund- o<strong>der</strong> Dehnverhalten und es kommt<br />
zu Verformungen. Entsprechend ihrem Verhalten bei Feuchtigkeits- und<br />
Temperaturunterschieden werden für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen<br />
„Klimaklassen“ definiert. Die Festlegung <strong>der</strong> Prüfklimadifferenzen<br />
erfolgt nach DIN EN 1121 (a - c) bzw. nach RAL (I - III).<br />
Klimaklassen /<br />
Prüfklima<br />
RAL-<br />
GZ 426<br />
I<br />
DIN EN<br />
1121<br />
a<br />
Schließfläche<br />
(Türseite innen)<br />
relative<br />
Feuchte<br />
Lufttemp.<br />
Lufttemp.<br />
Öffnungsfläche<br />
(Türseite außen)<br />
relative<br />
Feuchte<br />
18 ± 2 °C 50 ± 5 %<br />
II b 23 ± 2 °C 30 ± 5 % 13 ± 2 °C 65 ± 5 %<br />
III c 3 ± 2 °C 85 ± 5 %<br />
Tab. I1.18<br />
Klimaklassen für Türen.<br />
Grenzwerte für Verformungen sind in DIN EN 12219 1 aufgeführt. Somit<br />
müssen die nach den Klassen 0 - 3 gekennzeichnet Türen die<br />
Grenzwerte nach Tab. I1.19 einhalten.<br />
Art <strong>der</strong><br />
Verformung [mm]<br />
Verformung Klasse 0 Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3<br />
Verwindung T<br />
keine<br />
8,0 4,0 2,0<br />
Längskrümmung B Anfor<strong>der</strong> 8,0 4,0 2,0<br />
Querkrümmung C<br />
ung<br />
4,0 2,0 2,0<br />
Tab. I1.19 Maximal zulässige Verformung nach DIN EN 12219.<br />
Beanspruchung durch Feuchte und Wasser<br />
Einsatzbereiche für Feucht- und Nassraumtüren sind z. B. öffentliche<br />
Sanitärbereiche sowie Nasszellen von Krankenhäusern und Laboren.<br />
Aktuell gibt es in Deutschland keine spezielle Norm für Feucht- und<br />
Nassraumtüren. Nach RAL-GZ 426, Teil 3, sind Güte- und Prüfbestimmungen<br />
festgelegt. Türblatt- und Zargen-Typen sind wie folgt klassifiziert:<br />
• Feuchtraumtür (FR-T) und Feuchtraumzarge (FR-Z)<br />
• Nassraumtür (NR-T) und Nassraumzarge (NR-Z)<br />
• Keine Kennzeichnung für Türen ohne Beanspruchungen<br />
Die Beanspruchungen sind wie folgt definiert:<br />
• Feuchtraumbereich: kurzfristige Feuchteeinwirkung auf <strong>der</strong> Oberfläche<br />
aufgrund hoher Luftfeuchte o<strong>der</strong> durch direktes<br />
Spritzwasser.<br />
• Nassraumbereich: lang anhaltende Nässeeinwirkung und häufiges<br />
Spritzwasser im gesamten Türbereich.<br />
Das gesamte Feucht-/Nassraum-Türelement ist mit<br />
korrosionsgeschützten Beschlägen auszurüsten.<br />
Sind häusliche Küchen und Bä<strong>der</strong> Feuchträume?<br />
Der Begriff „Feuchtraum“ ist in den Baunormen nicht erfasst. Bereits<br />
seit Ausgabe <strong>der</strong> DIN 4108-3 von 1981 gelten Küchen und Bä<strong>der</strong> in<br />
Wohnungen allgemein als trockene Räume, da in ihnen nur zeitweise<br />
Feuchtigkeit auftritt und bei üblicher Nutzung durch Heizen und Lüften<br />
die mittlere, relative Luftfeuchte hier nicht wesentlich höher ist als in<br />
Wohnräumen sonst üblich.<br />
Mechanische Beanspruchung<br />
Je nach mechanischer Beanspruchung bzw. Belastungsart gelten verschiedene<br />
Prüfnormen. Nach DIN EN 1192 „Türen - Klassifizierungen<br />
<strong>der</strong> Festigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen“ werden vier Klassen (1 - 4) unterschieden.<br />
Nach RAL werden diese Klassen je nach <strong>der</strong> am Einsatzort zu<br />
erwartenden üblichen Beanspruchung definiert:<br />
• N - normale Beanspruchung<br />
• M - mittlere Beanspruchung<br />
• S - starke Beanspruchung<br />
• E - extreme Beanspruchung.<br />
Bei Prüfung nach RAL-Kriterien (RAL-GZ 426) ist mindestens eine Verformungsgrenze<br />
entsprechend Klasse 2 nach DIN EN 12219 einzuhalten.<br />
Zur Beurteilung <strong>der</strong> Verformung eingebauter Türen werden die in<br />
den RAL-Güte- und Prüfbestimmungen festgelegten 4 mm als maximal<br />
zulässige Verformung herangezogen.<br />
Das „Stehvermögen“ einer Tür definiert sich durch zwei Merkmale:<br />
• Klimaklasse bzw. Prüfklima nach Tab. I1.18<br />
• Maximal zulässige Verformung (Klasse) nach Tab. I1.19<br />
Die Angabe lautet dann „Innentür Klima c-2“.<br />
1 DIN EN 12219 „Türen - Klimaeinflüsse - Anfor<strong>der</strong>ungen und Klassifizierungen“<br />
Bild: Jeld-Wen<br />
Abb. I1.20 Verdeckter Kunststoff-Anleimer als Kantenschutz des<br />
Türblattes bei hoher mechanischer Beanspruchung.<br />
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