26.01.2013 Aufrufe

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

C. 3. Zum zeitlichen Ablauf organisch-chemischer Reaktionen 155<br />

Ein grobes Maß für die Solvatationseigenschaften von Lösungsmitteln ist z. B. die Dielektrizitätskonstante<br />

(e), die im wesentlichen die elektrostatischen Wechselwirkungen mit Ionen und<br />

polaren Substanzen bestimmt. Je höher die Dielektrizitätskonstante, um so polarer ist in erster<br />

Näherung ein Lösungsmittel und desto größer ist sein Solvatationsvermögen gegenüber geladenen<br />

oder polaren Stoffen. Die Dielektrizitätskonstante ist jedoch eine makroskopische<br />

Größe und beschreibt deshalb die spezifischen Wechselwirkungen zwischen Lösungsmittel und<br />

gelösten Stoff im molekularen Bereich nicht zutreffend. Es gibt deshalb eine Reihe von Versuchen,<br />

den Lösungsmitteleinfluß auf bestimmte Reaktionstypen durch empirische Parameter<br />

(z. B. £T-Werte, vgl. A.3.5.1.) in Ein- und Mehrparametergleichungen zu erfassen. Sie stellen<br />

Anwendungen der linearen Beziehung zwischen Gibbs-Energien (freien Enthalpien) dar (zu<br />

LFE-Beziehungen vgl. [C30] und C.5.2.).<br />

Man unterscheidet die folgenden Gruppen von Lösungsmitteln:<br />

- unpolare und schwach polare Lösungsmittel<br />

Zu dieser Gruppe gehören Kohlenwasserstoffe (s = 2) und Ether, wie z. B. Dioxan (e = 2,2),<br />

Diethylether (e = 4,2), Tetrahydrofuran (s = 7,4). Die Ether besitzen nucleophile Eigenschaften.<br />

- polare protonische Lösungsmittel<br />

Diese Gruppe umfaßt solche wichtigen Lösungsmittel wie Wasser (s = 78), Alkohole, Carbonsäuren,<br />

Ammoniak und Formamid (s = 109). Infolge ihrer hohen Dielektrizitätskonstante<br />

wirken sie dissoziierend auf lonenpaare und Salze. Außerdem können sie durch ihre<br />

freien Elektronenpaare Stoffe mit Elektronenunterschußzentren (z. B. Kationen) nucleophil<br />

und durch ihre aciden Wasserstoffatome Elektronenüberschußzentren (z. B. Anionen)<br />

elektrophil durch Solvatation stabilisieren. Diese Eigenschaften kommen bereits darin zum<br />

Ausdruck, daß diese Lösungsmittel normalerweise assoziiert vorliegen.<br />

Die Tendenz zur Wasserstoffbrückenbildung steigt mit der Säurestärke des Lösungsmittels<br />

an und ist daher z. B. bei der Ameisensäure besonders ausgeprägt.<br />

- polare aprotonische Lösungsmittel<br />

In diese Gruppe nucleophiler Lösungsmittel gehören: Aceton (s = 20), Acetonitril (e = 37),<br />

Nitromethan (e = 37), Dimethylsulfoxid (s = 47), Tetrahydrothiophen-l,l-dioxid (SuIfolan,<br />

£ = 44), Dimethylformamid (E = 37), Hexamethylphosphorsäuretriamid (s = 30), Tetramethylharnstoff<br />

(s = 23), tyAf'-Dirnethyl-propylenharnstoff (DMPU), Ethylen- und Propylencarbonat<br />

(s - 65), Diether des Ethylenglycols u. a.<br />

Da diese Verbindungen keine ausreichend aciden Wasserstoffatome besitzen, können<br />

Anionen nicht durch Wasserstoffbrückenbindungen, sondern nur durch die wesentlich<br />

schwächeren Dispersionskräfte solvatisiert werden. Vertreter mit einem s > 30 wirken auf<br />

lonenpaare und Salze dissoziierend.<br />

3.4. Katalyse<br />

Viele Reaktionen lassen sich beschleunigen, indem man einen Katalysator zusetzt. Der Katalysator<br />

reagiert mit einem Ausgangsstoff unter Bildung eines reaktiven Zwischenprodukts, das<br />

sich unter Rückbildung des Katalysators zu den Produkten umsetzt. Dadurch wird ein neuer<br />

Reaktionsweg zum Endprodukt eröffnet, der eine niedrigere Aktivierungsenergie benötigt als<br />

die nicht katalysierte Reaktion.<br />

Die energetischen Beziehungen zwischen den Ausgangs- und Endstoffen bleiben dabei<br />

unverändert, so daß ein Katalysator keinerlei Einfluß auf die Lage eines Gleichgewichts hat; er<br />

beschleunigt Hin- und Rückreaktion gleichermaßen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!