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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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A. 3.1 Schmelztemperatur 79<br />

Als Schmelztemperatur liest man die Temperatur ab, bei der die Substanz klar geschmolzen<br />

ist. Die Schmelztemperaturangabe ist höchstens auf ± 0,5 0 C genau. Bei unreinen Substanzen<br />

gibt man das Temperaturintervall vom Auftreten erster Anteile flüssiger Phase bis zur klaren<br />

Schmelze an. Die auf diese Weise bestimmte Schmelztemperatur bzw. das Schmelzintervall liegen<br />

im allgemeinen etwa l 0 C höher als der auf einem Heiztisch (vgl. A.3.1.2.) ermittelte Wert.<br />

Die Schmelztemperatur sehr hoch schmelzender Verbindungen (> 25O 0 C) bestimmt man<br />

im Metallblock (Kupfer, Aluminium). Kapillaren mit der Probe und Thermometer werden in<br />

Bohrungen des Blockes eingeführt, eine weitere Bohrung, die mit Glimmerfenstern verschlossen<br />

sein kann, dient zur Beobachtung des Schmelzvorganges.<br />

Die Schmelztemperaturbestimmung in der Kapillare ist ohne größeren Aufwand auch bis zu<br />

Temperaturen von etwa -50 0 C möglich. Man arbeitet am einfachsten in einem Becherglas mit<br />

einer Kältemischung aus Kohlensäureschnee/Methanol (Abb. A.110). Man kühlt zunächst so<br />

weit, daß die Substanz in der Kapillare erstarrt und läßt dann die Kältemischung sich langsam<br />

unter Rühren erwärmen.<br />

Da das Thermometer nicht mit seiner ganzen Länge in das Flüssigkeitsbad eintaucht, macht<br />

sich eine Thermometerkorrektur erforderlich. Wenn 9^ die abgelesene Temperatur ist, errechnet<br />

sich die wahre Temperatur 3^ zu:<br />

3f mittlere Temperatur des herausragenden Fadens; y Konstante, abhängig von der Art des<br />

Thermometers, für Quecksilberthermometer in Jenaer Glas ist y = 0,000 16; n Anzahl der<br />

Grade, die der Faden aus dem Bad herausragt.<br />

3.1.2. Mikroschmelztemperaturbestimmung auf dem Heiztisch<br />

Die mikroskopische Beobachtung des Schmelzvorgangs bei 50- bis lOOfacher Vergrößerung bietet<br />

gegenüber der Bestimmung der Schmelztemperatur in der Kapillare verschiedene Vorteile: Der<br />

Substanzverbrauch ist sehr gering, so daß im Mikro- und Submikromaßstab gearbeitet werden<br />

kann (mg bis ^g). Veränderungen der Substanz beim Erwärmen lassen sich unter dem Mikroskop<br />

(Abb. A.113) sehr genau beobachten (Wasserabspaltung aus Hydraten, Umwandlung polymorpher<br />

Substanzen, Sublimation und Zersetzungsprozesse). Es sind daher elektrisch geheizte<br />

Objekttische für Mikroskope konstruiert worden KOFLER, BOETIUS), die es gestatten, die<br />

gewünschte Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs über einen Regelwiderstand einzustellen. In<br />

der seitlichen Bohrung der Heizplatte ist ein Thermometer angebracht, das mit Hilfe geeigneter<br />

Testsubstanzen in Verbindung mit dem Heiztisch geeicht wurde. Die erhaltenen Werte stellen<br />

daher korrigierte Schmelztemperaturen dar; eine Fadenkorrektur ist nicht erforderlich.<br />

Zur Vorbereitung der Probe werden zunächst wenige Kriställchen zwischen einem plangeschliffenen<br />

Spezialobjektträger und ein zugehöriges Deckgläschen gebracht. Größere Kristalle<br />

muß man zunächst zwischen zwei Objektträgern zerreiben. Der Objektträger wird mit<br />

einem Führungsring auf dem mit einer Glasplatte abgedeckten Heiztisch in das Beobachtungsfeld<br />

des Mikroskopes gebracht.<br />

Die Schmelztemperatur kann auf zweierlei Art bestimmt werden. In der „durchgehenden"<br />

Arbeitsweise läßt man die Temperatur des Heiztisches ohne Unterbrechung bis zum vollständigen<br />

Schmelzen der Substanz ansteigen (in der Nähe der Schmelztemperatur 2 bis 4 0 C pro<br />

Minute). Als Schmelzbeginn betrachtet man die Temperatur, bei der sich die Ecken und Kanten<br />

größerer Kristalle runden. Die Temperatur, an der alle Kristalle verschwunden sind, wird<br />

als Ende des Schmelzintervalls angegeben. Bei der exakteren Bestimmung der Schmelztemperatur<br />

im „Gleichgewicht" wird durch Regulierung der Heizung diejenige Temperatur eingestellt,<br />

bei der Gleichgewicht zwischen fester und flüssiger Phase herrscht.

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