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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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358 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

5.1.3. Nitrierung<br />

Als elektrophiles Reagens wirkt bei der Nitrierung das Nitrylkation (auch Nitroniumkation)<br />

NO2 - , das in einer Reihe von Verbindungen potentiell bzw. direkt vorhanden ist, z. B.:<br />

HO-NO2, O2N-O-NO2, RCO-O-NO2 1) , NO® BF® u.a. [5.12]<br />

Die Tendenz, das Nitrylkation zu liefern, steigt mit der Elektronegativität des an die Nitrogruppe<br />

gebundenen Substituenten.<br />

Aus Salpetersäure bildet sich das Nitrylkation nur im sauren Bereich, da die Hydroxylgruppe<br />

nicht als solche eliminiert werden kann (vgl. Fußnote zu [2.3]):<br />

0 ©P © ©P 0 /P _. __<br />

H U + HO-Nx ^== H2O-Nx ^== H2O + Nx [5.13]<br />

Im einfachsten Fall vermag die Salpetersäure sich selbst zu protonieren („Autoprotolyse"):<br />

© 0<br />

HONO2 + HONO2 ^== H2O-NO2 + Q-NO2 [5 14]<br />

Allerdings liegt das Gleichgewicht weit auf der linken Seite, so daß Salpetersäure allein nur<br />

basische Aromaten glatt nitriert. Durch Zusatz konzentrierter Schwefelsäure wird die Konzentration<br />

an NO2 - -Kationen stark erhöht:<br />

HNO3 + 2 H2SO4 ^^ NO2 0 + H3O® + 2 HSO4 0<br />

Die nitrierende Wirkung eines solchen Salpetersäure-Schwefelsäure-Gemisches („Nitriersäure")<br />

ist daher viel stärker als die von Salpetersäure allein. Eine weitere Steigerung der<br />

Reaktivität läßt sich durch Verwendung von rauchender Salpetersäure und Oleum erzielen.<br />

Andere Nitrierungsmittel haben keine so allgemeine Bedeutung.<br />

Man formuliere den Gesamtablauf einer Nitrierung!<br />

In der Praxis muß man die Aktivität des Nitrierungsmittels auf die Reaktivität des Aromaten<br />

abstimmen. Phenole und Phenolether werden z. B. bereits durch verdünnte Salpetersäure<br />

nitriert, während für die Nitrierung von Benzaldehyd, Benzoesäure, Nitrobenzen usw. Nitriersäure<br />

aus rauchender Salpetersäure und Schwefelsäure erforderlich ist (warum?). m-Dinitrobenzen<br />

läßt sich selbst durch rauchende Salpetersäure/Schwefelsäure nur schwer nitrieren (5<br />

Tage, 11O 0 C, 45% Ausbeute). Die Nitrierung von m-Dinitro-benzen mit NO2 - BF4 - in Fluorsulf<br />

onsäure liefert dagegen nach dreistündiger Reaktionsdauer 61 % 1,3,5-Trinitro-benzen.<br />

Die häufigste Nebenreaktion bei der Nitrierung ist die Oxidation. Sie wird durch Überschreitung<br />

der Reaktionstemperatur begünstigt und ist an der Entwicklung nitroser Gase<br />

erkennbar. Wegen ihrer leichten Oxidierbarkeit lassen sich z. B. Amine nur entweder in Form<br />

ihrer Acylprodukte oder in sehr stark schwefelsaurer Lösung nitrieren. Im letzten Fall erhält<br />

man vorwiegend das m-Produkt (warum?). Auch Aldehyde, Alkylarylketone und in geringe-<br />

) Acetylnitrat: Diese Verbindung ist so explosiv, daß vor ihrer Isolierung dringend gewarnt werden muß.<br />

Statt reines Acetylnitrat anzuwenden, kann mit gleichem Resultat die Substanz in Eisessig/Acetanhydrid<br />

gelöst und 100%ige Salpetersäure langsam und unter guter Kühlung und Temperaturkontrolle hinzugefügt<br />

werden. Das Acetylnitrat wird hierbei in statu nascendi verbraucht. Jedoch muß auch ein solches<br />

Gemisch sowohl bei der Durchführung der Nitrierung (Temperaturkontrolle!) als auch bei der Aufarbeitung<br />

mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden. Das gleiche gilt für das weniger häufig verwendete<br />

Benzoylnitrat. Stets Schutzschild verwenden!<br />

Unfälle beim Nitrieren mit Acetylnitrat Chem. Tech. 7 (1955), 121; Angew. Chem. 67 (1955), 157;<br />

Nachr. Chem. Tech. 1963,299; Chem. Labor Betrieb 1966,346.

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