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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 9. l. l. l. Pinacolon-Umlagerung 665<br />

Es ist nicht entscheidend, auf welche Weise das Elektronendefizit-Zentrum bei nucleophilen<br />

[l,2]-Umlagerungen entsteht. Aus diesem Grunde gehen auch primäre Amine bei der Desaminierung<br />

mit salpetriger Säure Umlagerungen ein; aus a-Amino-alkoholen entstehen so Aldehyde<br />

bzw. Ketone (Tiffeneau-Umlagerung):<br />

(<br />

H 0 . HNO2 t<br />

'OH " N2 ^ OH<br />

CH2 ^CH2<br />

C-OH — ( C=O<br />

©<br />

[9.16]<br />

Diese Umnlagerung wird präparativ zur Homologisierung von cyclischen Ketonen benutzt<br />

(Tiffeneau-Demjanov-Reaktion). Dabei wird das Keton mit n Ringatomen zunächst mit Nitromethan<br />

zum Aldol-Produkt umgesetzt und dieses nach Reduktion der Nitro- zur Aminogruppe<br />

entsprechend [9.16] zum ringerweiterten Keton mit (n+1) Ringatomen umgewandelt. Man formuliere<br />

diese Reaktion.<br />

Die Ausbeuten sind dabei höher als bei der Homologisierung mit Diazomethan (vgl. D 9.1.1.3).<br />

Analog reagieren Epoxide, deren Dreiring bei der Einwirkung von Lewis-Säuren unter Bildung<br />

eines Elektronendefizit-Zentrums aufspaltet, das eine Umlagerung zu Carbonylverbindungen<br />

auslöst:<br />

R R<br />

C=C' / \<br />

1 R3<br />

R -C-C- , i Ri-C-C© i \ ~~ DtT.<br />

X 3<br />

/ C-C-R ,<br />

L [9.17] J<br />

R2 R 4 R 2 R 4<br />

Um die solvolytische Aufspaltung des Epoxids zu vermeiden, arbeitet man zweckmäßig in<br />

unpolaren Lösungsmitteln. Für die Öffnung des Epoxid-Ringes durch Lewis-Säuren gelten die<br />

gleichen Überlegungen wie für die Abspaltung einer Hydroxylgruppe bei 1,2-Diolen (Pinacolon-Umlagerung).<br />

In der Analytik wird die Umlagerung von Epoxiden zur Identifizierung von Olefinen angewendet,<br />

da sich die entstehenden Aldehyde bzw. Ketone leicht durch Derivate erfassen lassen.<br />

Überlegen Sie unter Berücksichtigung der Reihen [9.1Ia] und [9.14], welche Olefine sich zu<br />

einheitlichen Carbonylverbindungen umlagern und damit eindeutig identifizieren lassen!<br />

Epoxidierung von Olefinen und Umlagerung der Epoxide zu Carbonylverbindungen 1 ) (Allgemeine<br />

Arbeitsvorschrift für die qualitative Analyse)<br />

1 g Olefin wird in 5 ml Ether gelöst und bei Zimmertemperatur mit 3 ml 40%iger Peressigsäure,<br />

die 5% Natriumacetat enthält, versetzt. Man läßt 20 Stunden stehen, schüttet dann in eine<br />

gesättigte wäßrige Kaliumcarbonat-Lösung, trennt die Etherschicht ab und extrahiert die wäßrige<br />

Schicht mehrmals mit wenig Ether. Die vereinigten Ether-Extrakte (etwa 20ml) werden<br />

2 Stunden über Natriumsulfat getrocknet. Dann versetzt man mit 2ml Bortrifluoridetherat-<br />

Lösung und schüttelt 5 Minuten durch. Anschließend wäscht man mit 2 ml Wasser, trennt die<br />

Etherschicht ab und destilliert das Lösungsmittel ab. Der Rückstand wird mit 2 N methanolischer<br />

Salzsäure aufgenommen, mit Dinitrophenylhydrazin-Lösung versetzt und aufgekocht.<br />

Das auskristallisierte Dinitrophenylhydrazon saugt man ab und kristallisiert es um (vgl.<br />

D.7.1.L).<br />

i) nach SHAREFKIN, I. G.; SHWERZ, H. E., Analyt. Chem. 33 (1961), 635

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