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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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342 D. 4. Addition an nichtaktivierte C-C-Mehrfachbindungen<br />

trotzdem erlauben sie die Hydrierung nichtaromatischer C-C-Mehrfachbindungen bei Zimmertemperatur.<br />

Dadurch werden selektive Hydrierungen, z.B. von Styren zu Ethylbenzen,<br />

möglich. Die Hydrierung von Aromaten mit weniger aktiven Katalysatoren wie z. B. Raney-<br />

Nickel erfordert Temperaturen von 15O 0 C und mehr sowie einen hohen Wasserstoffdruck (15<br />

bis 20 MPa, 150 bis 200 atm).<br />

Die Aktivität der Katalysatoren ist in gewissen Grenzen von den Herstellungsbedingungen<br />

abhängig. Die Wahl des Katalysators richtet sich auch nach der Beständigkeit des zu hydrierenden<br />

Stoffes unter den anzuwendenden Bedingungen (thermische Stabilität, Stabilität im alkalischen<br />

oder sauren Medium), nach den apparativen Voraussetzungen und dem Preis.<br />

Die Metallkatalysatoren sind gegenüber Kontaktgiften, vor allem vielen schwefel- und halogenhaltigen<br />

Stoffen, sehr empfindlich. 1 ) Es müssen also möglichst reine Substanzen und<br />

Lösungsmittel verwendet werden. 2 )<br />

b) Lösungsmittel<br />

Als Lösungsmittel für die katalytische Hydrierung sind am gebräuchlichsten: Wasser, Ethanol,<br />

Methanol, Essigester, Dioxan 3 ), Eisessig und Gemische dieser Lösungsmittel. Flüssige Substanzen<br />

können auch ohne Lösungsmittel hydriert werden. Während man bei der Hydrierung<br />

mit Platinoxid im neutralen, besser sauren Medium arbeitet (in Eisessig bzw. unter Mineralsäurezusatz),<br />

ist bei Raney-Nickel ein neutrales oder alkalisches Medium vorzuziehen.<br />

c) Apparatives<br />

Substanz, Lösungsmittel und Katalysator werden in einer Wasserstoffatmosphäre gut durchgeschüttelt<br />

oder gerührt, damit der Katalysator mit dem Wasserstoff in Berührung kommen<br />

kann. Aus dem gleichen Grunde darf die Apparatur nicht zu weit gefüllt werden. Man hydriert<br />

entweder in der sog. Schüttelapparatur oder im Autoklav.<br />

Die Schüttelapparatur bleibt an das Wasserstoffreservoir (Gasometer) unter geringem<br />

Überdruck angeschlossen, so daß der verbrauchte Wasserstoff stets kontinuierlich nachgeliefert<br />

wird (Abb. 4.123a). Bei geeigneter Konstruktion kann man mit Überdrücken von 0,1 bis<br />

0,2 MPa (l bis 2 atm) und unter Erwärmung oder Kühlen arbeiten.<br />

Für viele Zwecke eignet sich ein Hydriergefäß mit magnetischer Rührung (Abb. 4.123b). Es<br />

besteht aus einem 300-ml-Erlenmeyer-Kolben mit rundem Boden und einem Kernschliff NS<br />

29. Ein solches Gefäß kann gefahrlos evakuiert werden (10 kPa/100 Torr) und erlaubt Ansätze<br />

bis zu 200 ml Hydrierlösung (30 bis 50 g Substanz).<br />

Die Hydrierung im Autoklav (vgl. A.l.8.2.) ist vor allem bei größeren Ansätzen vorteilhaft:<br />

Die Erhöhung des Arbeitsdruckes ergibt eine größere Hydriergeschwindigkeit, so daß man mit<br />

wesentlich kleineren Katalysatormengen dieselbe Hydriergeschwindigkeit wie beim Arbeiten<br />

ohne Überdruck erreicht. Temperaturerhöhung ist dagegen oft nicht zur Steigerung der<br />

Hydriergeschwindigkeit zu empfehlen, weil dann u. U. andere Hydrierungsprodukte erhalten<br />

werden (z. B. Hydrierung des Kerns bei Aromaten).<br />

1 J Beispiel für eine absichtliche (partielle) Vergiftung: Rosenmund-Reduktion, s. D.7.1.7.1., sowie die oben<br />

genannte partielle Hydrierung von Acetylen.<br />

2 ) Durch Kochen von Substanz und Lösungsmittel mit Raney-Nickel vor der Hydrierung kann man geringe<br />

Mengen Katalysatorgift unschädlich machen. Zur Hydrierung muß danach natürlich ein frischer Katalysator<br />

genommen werden.<br />

3) nicht über 15O 0 C, sonst Explosionsgefahr.

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