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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 363<br />

Zur Sulfonierung der weniger reaktionsfähigen Aromaten ist Oleum das am häufigsten<br />

angewandte Sulfonierungsmittel. Man verwendet es meist in Konzentrationen von 5 bis 30%<br />

und je nach Reaktionsfähigkeit der eingesetzten Verbindung und gewünschtem Sulfonierungsgrad<br />

bei verschiedenen Temperaturen. So wird Benzen von 10%igem Oleum bei Raumtemperatur<br />

in die Monosulfonsäure, bei 200 bis 25O 0 C in die m-Disulfonsäure überführt.<br />

Zur schonenden Sulfonierung kann man mit Schwefelsäure oder Schwefeltrioxid in<br />

Lösungsmitteln (Chloroform, flüssigem Schwefeldioxid) arbeiten.<br />

Additionsverbindungen von SO3 mit tertiären Basen (z. B. Pyridin) oder cyclischen Ethern (z. B. Dioxan)<br />

sind selektive, insbesondere für 7r-Elektronenüberschußaromaten geeignete Sulfonierungsmittel. Ihre<br />

Reaktivität sinkt mit zunehmender Nucleophilie des Lösungsmittels. Man diskutiere die unterschiedliche<br />

Reaktivität von SO3 in Nitrobenzen, Chloroform und flüssigem SO2.<br />

Technisch gewinnt die Sulfonierung mit Schwefeltrioxid-Luft-Gemischen steigende Bedeutung.<br />

Die häufigste Nebenreaktion bei Sulfonierungen ist die Sulfonbildung, bei der schon gebildete<br />

Sulfonsäure als sulfonierendes Reagens wirkt (formulieren!). Sie kann durch einen hohen<br />

Überschuß an Schwefelsäure (bzw. Oleum, Chlorsulfonsäure) zurückgedrängt werden. Hohe<br />

Temperaturen begünstigen sie.<br />

Schwefelsäure, noch stärker Oleum, wirkt vor allem bei höheren Temperaturen auf organische<br />

Verbindungen oft oxidierend (SO2-Entwicklung!) und verkohlend.<br />

Sulfonsäuren sind mit Ausnahme der Aminosulfonsäuren (innere Salzbildung) gut wasserlösliche,<br />

starke Säuren. Da sie häufig auch in überschüssigem Sulfonierungsmittel löslich sind,<br />

bereitet ihre Isolierung oft Schwierigkeiten. In vielen Fällen kann das Alkalisulfonat aus der<br />

wäßrigen Lösung mit Kochsalz oder Natriumsulfat „ausgesalzen" werden:<br />

ArSO3H + NaCI ===== ArSO3Na + HCI [5.23]<br />

Die Natriumsalze sind für weitere Umsetzungen meist direkt verwendbar.<br />

Die Barium- und Calciumsulfonate sind im Gegensatz zu den Erdalkalisulfaten im allgemeinen<br />

in Wasser löslich. Überschüssige Schwefelsäure kann daher auch als Erdalkalisulfat abgetrennt<br />

werden. Die Sulfonsäuren lassen sich aus den Erdalkalisulfonaten dann z.B. durch<br />

Ionenaustauscher in Freiheit setzen.<br />

Die Isolierungsprobleme sind auch dadurch zu umgehen, daß man die Sulfonierung mit<br />

Chlorsulfonsäure durchführt. Dabei entstehen die Sulfochloride, die in Wasser schwer löslich<br />

sind und sich darin wesentlich langsamer zersetzen als die meisten Carbonsäurechloride:<br />

ArH + CISO3H ArSO3H + HCI<br />

ArSO3H + CISO3H - ArSO2CI + H2SO4<br />

[5.24]<br />

Aus den Sulfochloriden lassen sich die freien Sulfonsäuren durch Hydrolyse gewinnen. Für<br />

viele Umsetzungen sind die Sulfochloride besser geeignet als die Sulfonsäuren bzw. ihre Salze.<br />

Im Laboratorium zieht man deshalb die Chlorsulfonierung der Sulfonierung oft vor. Wie aus<br />

[5.24] hervorgeht, müssen pro Mol Aromat mindestens 2 mol Chlorsulfonsäure eingesetzt werden.<br />

Bei den weniger reaktionsfähigen Aromaten wird die Chlorsulfonsäure häufig in größerem<br />

Überschuß angewandt, um die Bildung von Sulfonen zurückzudrängen.<br />

Die Ausbeute hängt mitunter erheblich von der Reinheit der Chlorsulfonsäure ab (vgl. Reagenzienanhang).<br />

Viele Sulfochloride sind im Gegensatz zu den meisten Sulfonsäuren destillierbar.

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