26.01.2013 Aufrufe

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

C. 7. Stereoisomerie 171<br />

isolieren, wie z.B. im Falle von 1,1,2,2-Tetra-tert-butylethan oder von o-substituierten Diphenylen.<br />

In diesen sog. Atropisomeren sind die beiden Benzenringe um etwa 90° verdrillt.<br />

[C.83]<br />

Bei unterschiedlichen o-Substituenten verhalten sich die beiden Atropisomeren wie Bild und Spiegelbild,<br />

die nicht miteinander zur Deckung gebracht werden können, und sind daher Enantiomere, siehe Kapitel<br />

C.7.3.1.<br />

In alicyclischen Verbindungen ist die Zahl der möglichen Konformationen begrenzt, da die<br />

vollständige Drehung um eine C-C-Bindung im Ring nicht möglich ist.<br />

Vom Cyclohexan gibt es zwei Konformationen, in denen die C-C-Bindungswinkel tetraedrisch<br />

und daher ringspannungsfrei sind, die Sessel- und die Wannenform:<br />

H a u Ha H H H H<br />

H6<br />

^<br />

Sesselform Wannenform Twistform<br />

a: axial, e: äquatorial<br />

-u H<br />

[C.84]<br />

Die Wannenform, die jedoch ekliptische Konformationen enthält, ist um etwa 27 kJ • moH<br />

energiereicher als die Sesselform, in der nur gestaffelte Konformationen vorkommen. Etwas<br />

weniger gespannt ist die verdrillte Twist form, aber immer noch 21 k J • moH energiereicher als<br />

die Sesselform. Cyclohexan und die meisten seiner Derivate liegen daher bevorzugt in der Sesselform<br />

vor. Die einzelnen Sesselformen gehen durch Drehung um die C-C-Bindungen und<br />

„Umklappen" des Ringes über die Twistform sehr schnell ineinander über. Die Aktivierungsenergie<br />

dafür beträgt 45 kJ • moH und die Geschwindigkeitskonstante l OMO 5 s- 1 bei 25 0 C.<br />

In substituierten Cyclohexanen können die Bindungen zwischen einem Ringkohlenstoffatom<br />

und einem Substituenten entweder ajcial (a), d. h. parallel zur Symmetrieachse des Ringes,<br />

oder äquatorial (e, vom engl. equatorial), d. h. angenähert in der Ringebene liegend, sein,<br />

vgl. [C.84]. Axiale und äquatoriale Konformere liegen wegen des leicht möglichen Umklappens<br />

der Sesselformen ineinander im Gleichgewicht vor, das um so weiter auf der Seite der<br />

energieärmeren äquatorialen Konformation liegt, je größer der Substituent ist.<br />

CH3 (a)<br />

. K = 2l [C.85]<br />

So ist z. B. die äquatoriale Form des Methylcyclohexans [C.85] 7,5 kJ • moH energieärmer als die axiale<br />

und liegt im Gleichgewicht zu 95,4% vor (K = 21). Für terr-Butylcyclohexan betragen die entsprechenden<br />

Werte 20 kJ - moH und 99,97% (K = 3200).<br />

Bei chemischen Reaktionen von Cyclohexanen, z.B. Eliminierungen (vgl. D.3.I.3.), ist stets<br />

mit den Umwandlungen der äquatorialen und axialen Konformationen zu rechnen. 1 )<br />

1 J Wenn, besondere konstitutionelle Faktoren das Molekül starr machen, ist eine solche Umwandlung nicht<br />

möglich, z. B. in kondensierten Ringsystemen wie dem trans-Decalin [C.9O].

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!