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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 7.4.2.1. Alkylierung von Carbonylverbindungen 611<br />

Über Metallenamide können auch Carbonylverbindungen mit einer prochiralen a-Methylengruppe<br />

enantioselektiv alkyliert werden. Man setzt sie mit einem enantiomerenreinen Amin<br />

oder Hydrazin, z.B. (S)-l-Amino-2-methoxymethyl-pyrrolidin, (SAMP) oder dessen (R)-<br />

Enantiomer (RAMP), zum chiralen Imin bzw. Hydrazon um. Prochirale a-Methylengruppen<br />

werden durch die Reaktion mit dem chiralen Hilfsstoff (Auxiliar) diastereotop 1 ) und können<br />

nach der Umsetzung mit LDA diastereoselektiv alkyliert werden. Man spaltet aus dem Alkylierungsprodukt<br />

das chirale Auxiliar wieder ab (vgl. 7.3.2.) und erhält die alkylierte Carbonylverbindung<br />

oft mit hohem Enantiomerüberschuß.<br />

OC H C\" H L-H® [(/Pr)2NLi]<br />

N CH2OCH3 N CH2OCH3 2 Me2so4<br />

NH2 N o u©/u n<br />

3 H /H,0 , , [?305]<br />

prochiral ,^^ X^\ , prochiral<br />

(diastereotop) I j (diastereotop)<br />

prochiral. .^\ prochiral ^^ " % *.e.<br />

(enantiotop) (enantiotop)<br />

(S)-(+)-4-Methyl-heptan-3-on über die SAMP/RAMP-Hydrazon-Methode: ENDERS, D.;<br />

KIPPGARDT, H.; FEY, R, Org. Synth. 65 (1987), 183 (mit Übersicht über weitere mögliche asymmetrische<br />

Synthesen mit Hilfe der SAMP/RAMP-Methode) 2 )<br />

Die Alkylierung einer Reihe schwach CH-acider Verbindungen ist auch unter den Bedingungen<br />

der Phasentransferkatalyse (vgl. D.2.4.2.) möglich, wodurch die anderenfalls erforderliche<br />

verhältnismäßig aufwendige Metallierung überflüssig wird. Allerdings sind bei Monoalkylierungsreaktionen<br />

bisalkylierte Verbindungen als Nebenprodukte oft nicht zu vermeiden.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Alkylierung von Benzylcyaniden unter Phasentransferbedingungen<br />

) (Tab. 7.306)<br />

In einem Vierhalskolben mit Rückflußkühler, Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer<br />

bringt man eine Lösung aus 30g Ätznatron und 30 ml Wasser auf 35 0 C (Wasserbad; während<br />

der Reaktion als Kühlbad) und hält bei dieser Temperatur während der gesamten Reaktion.<br />

Man versetzt zunächst mit 0,5 g Benzyltriethylammoniumchlorid 4 ) und 0,2 mol des Benzylcyanids<br />

und gibt innerhalb von 30 Minuten unter gutem Rühren 0,2 mol des Alkylhalogenids tropfenweise<br />

zu. Anschließend wird noch zwei Stunden bei 35 0 C und 0,5 Stunden bei 40 0 C nachgerührt.<br />

Wurde von unsubstituiertem Benzylcyanid ausgegangen, so werden dessen unumgesetzte<br />

Reste in das wenig flüchtige a-Phenyl-cinnamonitril übergeführt, das sich besser von den Reaktionsprodukten<br />

abtrennen läßt. Zu diesem Zweck gibt man 2 g Benzaldehyd zu, rührt eine weitere<br />

Stunde bei 25 bis 30 0 C, versetzt mit 25 ml Toluen (oder Methylendichlorid), trennt die<br />

organische Phase ab, extrahiert die wäßrige Schicht nochmals mit Toluen (oder Methylendich-<br />

1 J Substituenten sind heterotop, wenn sie sich nicht konstitutionell, aber topographisch unterscheiden lassen,<br />

d. h. wenn sie innerhalb des Moleküls eine unterschiedliche chemische Umgebung besitzen. In achiralen<br />

Systemen mit prochiralen Gruppen sind diese enantiotop, in chiralen Systemen sind prochirale<br />

Substituenten diastereotop. Beim Ersatz eines enantiotopen Substituenten durch einen anderen entsteht<br />

ein Enantiomer, bei Ersatz eines diastereotopen Substituenten ein Diastereomer. Diastereotope Substituenten<br />

kann man physikalisch und chemisch, enantiotope nur unter chiralen Bedingungen (chirales<br />

Reagens, chirale Lösungsmittel, zirkulär polarisiertes Licht) unterscheiden (vgl. hierzu auch C.7.3.1. und<br />

C.7.3.2.).<br />

2 ) SAMP bzw. RAMP sind aus natürlichem (S)-Prolin bzw. der relativ leicht zugänglichen (/^-Glutaminsäure<br />

darstellbar, vgl. z. B. ENDERS, D; FEY, R; KIPPHARDT, H., Org. Synth. 65 (1987), 173 .<br />

3 ) nach MAKOSZA, M.; JONCZYK, A., Org. Synth. 55 (1976), 9L<br />

4 ) Darstellung vgl. SOUTO-BACHILLER u. a., Org. Synth. 55 (1976), 97.

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