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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 7.3.3. Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle und ... 587<br />

III dimerisieren, ein Fall, der bei der Reduktion von Ketonen mit metallischem Magnesium<br />

verwirklicht ist, während das Dianion IV als starke Base dem Lösungsmittel Wasserstoffionen<br />

entreißt und dabei in den Alkohol V übergeht.<br />

Naturgemäß können sich diese Redoxvorgänge nur an der Oberfläche des Metalls abspielen.<br />

Es kommt dabei zu einer mehr oder weniger festen Bindung der Carbonylverbindung an<br />

das Metall (Chemisorption). Nach Beendigung der Elektronenübertragung wird das chemisorbierte<br />

Molekül wieder desorbiert. Für jedes entzogene Elektron geht die entsprechende<br />

Anzahl Metallatome als Kationen in Lösung:<br />

(|Znl ~ Zn 20 + 2e 0 ) + C=O + H® l(f-5-H -^-— H-C-OH [7.260]<br />

VLJ / ~ / ~ |<br />

Zu einer solchen Reduktion sind entsprechend ihrer Stellung in der elektrochemischen<br />

Spannungsreihe nur die unedlen Metalle befähigt. Die Alkalimetalle reduzieren auch die reaktionsträgen<br />

Carbonylverbindungen (z. B. Carbonsäureester), während Magnesium und Aluminium<br />

nur mit Aldehyden und Ketonen reagieren. Zink und Eisen schließlich sind selbst dazu<br />

nur noch in saurer Lösung in der Lage. (VgI. aber auch die katalytische Hydrierung von Carbonylverbindungen,<br />

D.7.3.2.)<br />

Die Reduktion von Carbonylverbindungen durch unedle Metalle, wie (amalgamiertes)<br />

Magnesium bzw. Aluminium, Eisen, Zink u. a. kann sowohl zu den Reduktionsprodukten entsprechend<br />

[7.258], als auch zu solchen, die der Gleichung [7.259] entsprechen, führen. Welche<br />

Umsetzung bevorzugt ist, hängt einmal von der Art der Carbonylverbindung, zum anderen<br />

auch von den Reaktionsbedingungen (Metall, Lösungsmittel usw.) ab. Aldehyde und Ketone<br />

werden durch die genannten Metalle und in Lösungsmitteln, die aktive Wasserstoffatome enthalten<br />

(z.B. Wasser, verdünnte Säuren und Alkalien, Alkohole), bevorzugt zu den entsprechenden<br />

Alkoholen, Azomethine zu Aminen reduziert. 1 ) Mit Magnesium- oder Aluminiumamalgam<br />

in Lösungsmitteln, die keinen aktiven Wasserstoff enthalten (z. B. Toluen), ergeben<br />

Ketone dagegen in der Hauptsache 1,2-Diole (Pinacole) 2 ). Man formuliere die im folgenden<br />

beschriebene Bildung des Pinacols aus Aceton ([7.258], II entspricht in diesem Falle dem<br />

Magnesiumpinacolat!) und diskutiere die Abhängigkeit der Reduktionsprodukte vom<br />

Lösungsmittel!<br />

Darstellung von 2,3-Dimethyl-butan-2,3-diol (Pinacol)<br />

In einen trockenen 1-1-Zweihalskolben mit Tropftrichter und Intensivkühler mit Calciumchloridrohr<br />

werden l mol trockene Magnesiumspäne und 200 ml trockenes Toluen 3 ) gegeben. Aus<br />

dem Tropftrichter setzt man nun etwa 25 ml einer Lösung von 0,1 mol Quecksilber(II)-chlorid<br />

in 2 mol gut getrocknetem Aceton 3 ) zu. Sollte die Reaktion nicht innerhalb weniger Minuten<br />

anspringen, wird kurz im Wasserbad erwärmt, bis die Lösung allein weitersiedet. Das Heizbad<br />

wird entfernt und die Aceton-Quecksilberchlorid-Lösung so rasch zugetropft, wie dies die<br />

Kühlerkapazität erlaubt. Schließlich setzt man noch eine Lösung von l mol trockenem Aceton<br />

in 60 ml trockenem Toluen zu und erhitzt auf dem Wasserbad, bis das Magnesium völlig verschwunden<br />

ist. Das gebildete Magnesium-Pinacolat füllt als stark quellende Masse schließlich<br />

den ganzen Kolben aus, so daß ein- bis zweimal während der ganzen Zeit der Kühler entfernt<br />

und der mit einem Stopfen verschlossene Kolben kräftig durchgeschüttelt werden muß<br />

(Schutzbrille!), ehe weiter unter Rückfluß erwärmt werden kann.<br />

1 ) Auch reduktive Aminierungen von Ketonen gelingen z. B. mit Aluminiumamalgam.<br />

2 ) Diese Verbindungen werden häufig als Pinacone bezeichnet, die hier verwendete Bezeichnung Pinacol<br />

bringt den Alkoholcharakter der Verbindungen jedoch besser zum Ausdruck.<br />

3 ) VgI. Reagenzienanhang.

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