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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 527<br />

Wie alle diese Beispiele zeigen, ist die Aldolreaktion von großer Vielseitigkeit und präparativ<br />

äußerst bedeutungsvoll, um C-C-Bindungen zu knüpfen.<br />

7.2.1.4. Knoevenagel-Reaktion<br />

Die Knoevenagel-Kondensation im engeren Sinne ist ein Spezialfall der Aldolkondensation,<br />

bei der Methylenkomponenten mit besonders großer CH-Acidität eingesetzt werden. Als<br />

solche kommen Verbindungen in Frage, bei denen die Methylengruppe durch zwei Gruppen<br />

aktiviert wird, z.B. Malonsäure, Malonsäurehalbester, Malonsäureester, Cyanessigsäure und<br />

-ester, Malononitril und ß-Diketone. Infolge der Konjugationsmöglichkeit der Doppelbindung<br />

mit dem ß-Dicarbonylsystem führt die Reaktion immer durch Wasserabspaltung zu den entsprechenden<br />

ungesättigten gekreuzt konjugierten Verbindungen, z. B.:<br />

\ / CN \ / CN<br />

C=O + H2C C=C + H2O [7.136]<br />

/ COOR / COOR<br />

Die Analogie zu den unter den Bedingungen der Aldolkondensation gewonnenen, einfach<br />

konjugierten ungesättigten Verbindungen (Allgemeine Arbeitsvorschrift zu Tab. 7.123, Varianten<br />

D,E) ist evident. Deshalb können unter Knoevenagel-Reaktion im erweiterten Sinne auch<br />

alle basekatalysierten Aldolkondensationen verstanden werden.<br />

Mit den reaktionsfähigeren der genannten Methylenverbindungen, vor allem Cyanessigsäure<br />

bzw. -ester und Malononitril, liefern sowohl Aldehyde als auch Ketone als Carbonylkomponenten<br />

gute Ausbeuten, während die weniger reaktionsfähigen Methylenkomponenten oft<br />

nur noch mit aromatischen Aldehyden glatt reagieren. Als Katalysatoren dienen Piperidin,<br />

Ammoniumacetat, ß-Alanin und andere in Gegenwart von Eisessig.<br />

Die Umsetzung einiger reaktionsträger Partner, z. B. von Malonester mit Ketonen, läßt sich<br />

in Tetrahydrofuran/Pyridin mit Titantetrachlorid erzwingen, das dabei verbraucht wird:<br />

Darstellung von Alkylidenmalonestern: LEHNERT, W, Tetrahedron Lett. 1970, 4723; Tetrahedron<br />

29 (1973), 635.<br />

In der Praxis werden vor allem zwei Varianten der Reaktion angewandt. Bei der Variante nach<br />

COPE destilliert man das Reaktionswasser azeotrop ab. Malonsäuren und deren Halbester reagieren<br />

auf diese Weise nur sehr schlecht und eignen sich nur für die Variante von KNOEVENAGEL-DOEB-<br />

NER (vgl. die ArbeitsVorschrift). Dabei wird das Kondensationsprodukt decarboxyliert, und man<br />

erhält direkt a,ß-ungesättigte Monocarbonsäuren. Dieses Verfahren ist häufig bedeutend einfacher<br />

als die klassische Perkin-Synthese. Es hat weiterhin den Vorteil, auch bei aliphatischen Aldehyden<br />

anwendbar zu sein, wobei substituierte Acrylsäuren entstehen. (VgI. damit die Darstellung von<br />

Cinnamonitrilen durch phasentransferkatalysierte Aldolkondensation, Tab. 7.123, Variante E.)<br />

Wie können Cinnamonitrile nach KNOEVENAGEL-ÜOEBNER hergestellt werden?<br />

Allgemeine Arbeitsvorschriften für die Knoevenagel-Reaktion (Tab. 7.137)<br />

A. Variante nach Cope<br />

In einem 500-ml-Rundkolben mit Wasserabscheider und Rückflußkühler erhitzt man ein Gemisch<br />

von 0,5 mol der Methylenkomponente (Cyanessigester, Malonester, Cyanessigsäure, Malononi- Q<br />

tril), 0,5 mol des betreffenden Aldehyds oder Ketons 1 ) 0,01 bis 0,05 mol des angegebenen Katalysators<br />

und 0,1 mol Eisessig in 150 ml Toluen unter Rückfluß. Die Reaktion ist beendet, wenn sich<br />

kein Wasser mehr abscheidet (2 bis 6 Stunden). Man läßt abkühlen und wäscht die Toluenschicht<br />

viermal mit wenig halbgesättigter Kochsalzlösung, trocknet über Natriumsulfat und destilliert das<br />

Toluen ab. Der Rückstand wird umkristallisiert oder destilliert.<br />

) Bei niederen aliphatischen Aldehyden und Ketonen (bis zum Pentanon) setzt man besser 0,6 mol der<br />

Carbonylverbindung ein. Flüssige Ausgangsstoffe werden frisch destilliert verwendet.<br />

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