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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 7.1.4.3. Hydrolyse von Carbonsäurederivaten 493<br />

Unter Umschwenken wird zunächst gemischt und danach 15 Minuten auf 120 bis 13O 0 C<br />

erhitzt. Man läßt unter 80 0 C abkühlen, spült etwas destilliertes Wasser durch den Kühler nach<br />

und verdünnt die Lösung mit 15 ml Wasser. Die nicht verbrauchte Lauge wird mit 0,1 N Salzsäure<br />

gegen Phenolphthalein zurück titriert, i)<br />

In der gleichen Weise führt man eine Blindbestimmung durch, bei der kein Ester zugegeben<br />

wird. Der Blindverbrauch an Lauge muß vom ermittelten Laugeverbrauch der Esterverseifung<br />

abgezogen werden.<br />

Berechnung:<br />

£1000<br />

x - nN<br />

x Äquivalentmasse des Esters; E Einwaage (in g); n Verbrauch Reagenslösung (in ml); N Normalität der<br />

Lauge<br />

Die Verfahren zur Hydrolyse von Estern besitzen technische Bedeutung für die Verseifung von Fetten<br />

und Ölen.<br />

Die natürlichen Fette und Öle stellen Ester höherer Fettsäuren mit Glycerol dar, wobei meist drei Moleküle<br />

Säure mit einem Molekül Glycerol verestert sind (Tryglyceride). Die in der größten Menge vorkommende<br />

und am weitesten verbreitete Säure ist die einfach ungesättigte Ölsäure. Daneben findet man in den<br />

tierischen Fetten vor allem Palmitin- und Stearinsäure und in den Pflanzenölen (Soja-, Erdnußöl u. a.) die<br />

doppelt ungesättigte Linolsäure als Hauptbestandteile. Die für die Herstellung von Ölfarben und Lacken<br />

wichtigen sog. trocknenden Öle (vgl. D.I.5.) (z.B. Leinöl, chinenisches Holzöl) enthalten darüber hinaus<br />

noch 3fach ungesättigte Säuren (Linolen- und Eläosterainsäure). Die Hydrolyse der Triglyceride wird entweder<br />

unter Druck (mit Wasser allein oder in Gegenwart basischer Katalysatoren) oder drucklos in Anwesenheit<br />

saurer Katalysatoren, z.B. des sog. Twitchell-Reaktivs 2 ), durchgeführt. Die Verseifung mit Alkalilaugen<br />

wendet man ausschließlich zur Gewinnung von Seifen, den Alkalisalzen der Fettsäuren, an. Das bei<br />

der Spaltung anfallende Glycerol findet vielseitige Verwendung, auf die schon eingegangen wurde (vgl.<br />

D.4.I.6.).<br />

Aus den Fettsäuren oder deren Estern kann man durch Reduktion die entsprechenden Fettalkohole herstellen,<br />

die zu Waschmitteln weiterverarbeitet werden (vgl. D.7.3.2.). Fettalkohole lassen sich auch durch<br />

Verseifung von Spermöl, das aus Estern ungesättigter Fettsäuren mit Cetyl- und Oleylalkohol besteht,<br />

gewinnen.<br />

Die Hydrolyse von Amiden erfordert generell schärfere Bedingungen als die der entsprechenden<br />

Ester (warum?), z.B. mehrstündiges Kochen mit konzentrierten wäßrigen Säuren<br />

oder konz. Alkalilauge. Die Bedingungen entsprechen etwa denjenigen der Nitrilhydrolyse, so<br />

können in Tabelle 7.80 statt der Nitrile die entsprechenden Amide eingesetzt werden.<br />

Dagegen verläuft die Hydrolyse von Säureanhydriden und Säurehalogeniden erwartungsgemäß<br />

leicht. Besonders die niedrigen Säurechloride werden sofort in stark exothermer Reaktion<br />

hydrolysiert, während die in Wasser schwerer löslichen höheren und aromatischen Säurechloride<br />

nur langsam reagieren. Das gleiche gilt für Säureanhydride. Die Hydrolyse läßt sich<br />

in allen Fällen durch Alkali oder katalytische Mengen Mineralsäure stark beschleunigen.<br />

Die Reaktion hat wenig praktische Bedeutung, da Säureanhydride und -halogenide umgekehrt<br />

erst aus den Säuren dargestellt werden. Ein Sonderfall ist die Darstellung von Peroxysäuren<br />

aus Wasserstoffperoxid, für die ein Beispiel angeführt wird.<br />

1 J Um abzuschätzen, ob der Ester nach der angewendeten Reaktionszeit schon vollständig verseift ist,<br />

führe man eine Parallelbestimmung mit der doppelten Zeit aus. Stimmen die erhaltenen Werte überein,<br />

war die Verseifung vollständig; anderenfalls vervielfache man die Reaktionszeit so lange, bis zwei aufeinanderfolgende<br />

Werte übereinstimmen.<br />

2 ) Es handelt sich um ein Gemisch von Schwefelsäure und einer mit Ölsäure (in einer Friedel-Crafts-Reaktion)<br />

acylierten Benzen- oder Naphthalensulfonsäure. Die Sulfonsäure wirkt als Emulgator.

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