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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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662 D. 9. Umlagerungen<br />

Nudeophile [l,2]-Umlagerungen sind häufig vorkommende und präparativ wichtige Reaktionen.<br />

Sie sind immer dann zu erwarten, wenn im Verlauf einer Reaktion ein Kohlenstoffatom<br />

oder auch ein Heteroatom mit nur sechs Elektronen (Elektronensextett) auftritt. Dabei ist<br />

gleichgültig, ob mit dem Elektronensextett eine Ladung verknüpft ist oder nicht. Für ein z. B.<br />

in einer Solvolysereaktion entstandenes primäres Carbeniumion ergeben sich die folgenden<br />

Re aktionsmöglichkei ten:<br />

C=CH2<br />

-H® (E)<br />

IHa<br />

l ©<br />

R-C-CH2<br />

l P a<br />

R l<br />

R-C-CH2-Y ~ R<br />

R V<br />

\® C-CH3<br />

Ha<br />

\© C-CH2-R<br />

t Hb<br />

-H"<br />

+ Y<br />

C=CH2<br />

Y<br />

R-C-CH3<br />

R<br />

IHa<br />

IVa<br />

H-C-CH2-R<br />

R ivb<br />

H<br />

C=CH-R<br />

R IHb<br />

Das primär gebildete Zwischenprodukt mit Elektronensextett [9.9], I ist energiereich und<br />

kann sich deshalb relativ unselektiv durch verschiedene Konkurrenzreaktionen stabilisieren.<br />

Die Eliminierung eines Protons (Abschluß einer E l-Reaktion) unter Bildung von IUa bzw.<br />

Addition eines Nucleophils (Abschluß einer SN l-Reaktion) unter Bildung von V sind Reaktionen,<br />

die zu keiner Umlagerung führen. Es ist jedoch auch möglich, daß ein Substituent (im<br />

vorstehenden Beispiel H oder R) vom ß-Atom mit seinen Bindungselektronen an das Atom mit<br />

dem Elektronensextett wandert unter Bildung eines neuen Zwischenproduktes mit Elektronensextett<br />

(Ua bzw. Ub), das sich nunmehr durch Eliminierung von H® oder Addition eines<br />

Nucleophils Y| - endgültig stabilisiert.<br />

Die Triebkraft der Umlagerung besteht im allgemeinen darin, daß sich aus einem energiereicheren<br />

Zwischenprodukt ein energieärmeres bildet, z. B. aus dem primären Carbeniumion<br />

[9.9], I ein sekundäres Carbeniumion [9.9], II. Es sind auch „entartete" Umlagerungen möglich,<br />

z. B. CH3-CH2 - ^ - CH2-CH3, die jedoch makroskopisch nur durch besondere experimentelle<br />

Kunstgriffe (Isotopenexperimente) erkannt werden können.<br />

Der wandernde Rest löst sich in den meisten Fällen nicht vollständig vom verbleibenden Molekülteil,<br />

sondern bleibt in dessen Wirkungssphäre (z. B. in Form eines Tr-Komplexes, eines SN2-ähnlichen<br />

Übergangszustandes, eines engen lonenpaares oder eines Radikalpaares). Dementsprechend<br />

wandert der Substituent bei der Bildung von [9.9], II meist weitgehend synchron mit der<br />

Bildung des primären Zwischenprodukts [9.9], I, so daß ein ähnliches „Vierzentrenprinzip" gilt wie<br />

bei der ionischen Eh'minierung (vgl. D.3.1.) und eine konformationell bedingte Vorzugsrichtung<br />

dafür besteht, welcher der drei Substituenten am ß-Atom zum a-Atom wandert:<br />

[9.9]

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