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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 4.4. Cycloadditionen 325<br />

Der sterisch einheitliche Verlauf pericyclischer Cycloadditionen sowie die Aussage, ob die betreffende<br />

Reaktion thermisch oder photochemisch erlaubt ist, lassen sich mit Hilfe des Grenzorbitalkonzepts ableiten.<br />

1 ) Diese Erklärung setzt die Kenntnis der Vorzeichen der Koeffizienten des HOMO, LUMO bzw.<br />

SOMO für beide Reaktionspartner voraus. Kovalenzbildung ist bekanntlich nur zu erwarten, wenn bei den<br />

Reaktanden Orbitalbereiche gleichen Vorzeichens überlappen. Ist diese Bedingung mindestens für eine<br />

der beiden möglichen HOMO-LUMO-Wechselwirkungen der reagierenden Moleküle erfüllt, so ist eine<br />

konzertierte Cycloaddition thermisch möglich. Damit ist aber gleichzeitig auch ihr stereochemischer Verlauf<br />

festgelegt.<br />

Von Ausnahmefällen abgesehen, ist für diese thermisch erlaubten Reaktionen typisch, daß die beiden<br />

neuen er-Bindungen jeweils von einer Seite der Tt-Systeme aus gebildet werden. Man nennt einen solchen<br />

Verlauf suprafacial. Bei antarafacialem Verlauf treten Orbitallappen gleicher Phase von entgegengesetzten<br />

Seiten der beiden rc-Systeme in Wechselwirkung (Abb. 4.78).<br />

Thermisch erlaubt sind nach Abbildung 4.78 pericyclische [l + 2]-Cycloadditionen von Singulettcarbenen<br />

an Olefine sowie [3 + 2]- und [4 + 2]-Cycloadditionen. Konzertierte [2 + 2]-Cycloadditionen dagegen sind<br />

thermisch im allgemeinen nicht möglich. Die Bindungsbildung zwischen dem HOMO des einen und dem<br />

LUMO des zweiten Olefinmoleküls könnte nur zwischen zwei Atomen suprafacial verlaufen. Die zweite<br />

Bindung erfordert eine antarafaciale Wechselwirkung. Reagiert dagegen eines der beiden Olefinmoleküle<br />

im photochemisch angeregten Zustand, so ist zwischen seinem SOMO und dem LUMO des zweiten<br />

Olefinmoleküls die Überlappung von Orbitalbereichen gleichen Vorzeichens suprafacial möglich. Eine<br />

pericyclische [2 + 2]-Cycloaddition ist photochemisch erlaubt. Der nach dem Grenzorbitalkonzept mögliche<br />

Mechanismus muß jedoch von einem reagierenden System nicht befolgt werden. Es kann auch in<br />

einen Zweistufenmechanismus ausweichen.<br />

4.4.1. [1 + 2]-Cycloadditionen. Addition von Carbenen und Carbenoiden<br />

Carbene addieren sich an Olefine entsprechend [4.74] unter Bildung von Cyclopropanen. Eine<br />

stereospezifische Synchronaddition läßt sich allerdings nur für das Singulettcarben erwarten<br />

[4.79], während das in Lösung normalerweise entstehende Triplettcarben keine Synchronreaktion<br />

und damit keine stereospezifische Reaktion ermöglicht [4.8O].<br />

\ \^ \ r- R \ r-* R<br />

C:U n - c:: M C^i [4.79]<br />

/ ' C / C^R' / 9-R'<br />

R / -5<br />

Vc- R x i" R<br />

/.t •''*' —- cC ><br />

R fr* / P-*<br />

C:>+ V \\ [4.80]<br />

/ / /^ X \ \<br />

R' \ \ _P x i .P<br />

Auch Aromaten addieren Carbene, wobei zunächst Bicyclo[4.1.0]heptadiene (Norcaradiene)<br />

entstehen, die valenztautomer mit Cycloheptatrienen sind und leicht zu diesen isomerisieren.<br />

Dadurch ist eine präparativ einfache Ringerweiterungsreaktion zu den sonst nur schwer<br />

zugänglichen Cycloheptatrienen gegeben:<br />

) Diese Erklärung ist eine Anwendung der Woodward-Hoffmann-Regeln über die Erhaltung der Orbitalsymmetrie.

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