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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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362 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Auch durch starke Salpetersäure läßt sich die Sulfonsäuregruppe verdrängen („Ipso-Substitution"),<br />

wodurch sich Nitroverbindungen darstellen lassen. Dieses Verfahren hat dann Bedeutung,<br />

wenn der betreffende Aromat gegen Salpetersäure nicht beständig ist. So läßt sich Pikrinsäure<br />

(2,4,6-Trinitro-phenol) über die oxidationsbeständige 4-Hydroxy-benzen-l,3-disulfonsäure<br />

herstellen:<br />

-2H2O<br />

SO3H<br />

SO3H<br />

H 3 HNO3<br />

- 2 H2SO4 , - H2O<br />

[5.20]<br />

In prinzipiell gleicher Weise werden 2,4-Dinitro-naphth-l-ol (Martius-Gelb) und 2,4-Dinitronaphth-l-ol-7-sulfonsäure<br />

(Naphtholgelb S) dargestellt. Infolge der Reversibilität der Sulfonierung<br />

kann der Ort, an dem eine Sulfogruppe in den aromatischen Kern eintritt, von den Reaktionsbedingungen<br />

abhängig sein. So bildet sich bei der SuIf oniemng von Naphthalen bei niedrigen Temperaturen<br />

(< 8O 0 C, kinetische Kontrolle, vgl. C.3.2.) hauptsächlich die a-Naphthalensulfonsäure.<br />

Bei höherer Temperatur jedoch (18O 0 C, thermodynamische Kontrolle) ist das Gleichgewicht<br />

[5.21] weitgehend auf die Seite der Ausgangsprodukte verschoben, so daß die a-Säure wieder in die<br />

Komponenten zerfällt. In einer normalen Sulfonierungsreaktion entsteht nun die ß-Naphthalensulfonsäure<br />

1 ) deren Bildung unter diesen Bedingungen nicht reversibel ist:<br />

SO3H<br />

SO3H<br />

18O 0 C<br />

[5.21]<br />

Die Reversibilität der Sulfonierung kann zur Blockierung reaktionsfähiger Positionen im<br />

aromatischen Ring ausgenutzt werden.<br />

Bei Sulfonierungen muß die Reaktivität des Sulfonierungsmittels auf die Reaktionsfähigkeit<br />

des Aromaten abgestimmt werden. Schwefelsäure als das schwächste der gebräuchlichen SuIfonierungsmittel<br />

läßt sich nur bei den reaktionsfähigeren aromatischen Verbindungen anwenden.<br />

Mit fortschreitender Sulfonierung nimmt dabei die Reaktionsgeschwindigkeit infolge der<br />

Verdünnung der Schwefelsäure durch das Reaktionswasser ab, und die Umsetzung kommt<br />

schließlich zum Stillstand. Um das Gleichgewicht der Sulfonierungsreaktion möglichst weit<br />

nach rechts zu verschieben, wird daher entweder ein Überschuß an Schwefelsäure verwendet<br />

(dieser erschwert jedoch die Isolierung der Sulfonsäure) oder günstiger das während der Reaktion<br />

gebildete Wasser entfernt. Das kann oft am einfachsten durch azeotrope Destillation erfolgen<br />

(s. A.2.3.5.). Als „Schlepper" dient ein Lösungsmittel (Chloroform, Ligroin) bzw. ein Überschuß<br />

der zu sulfonierenden Verbindung. Aromatische Amine werden durch trockenes Erhitzen<br />

ihrer Hydrogensulfate (bzw. durch längeres Erhitzen mit Schwefelsäure) sulfoniert (Back-<br />

Verfahren):<br />

HSO4 0<br />

HO3S NH2 -i- H2O [5.22]<br />

1 J Es handelt sich nicht um eine Umlagerung der a- in die ß-Säure.

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