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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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510 D. 7. Reaktionen von Carbonylverbindungen<br />

Verbindungen weisen von vornherein keine nucleophilen Eigenschaften auf, können aber in<br />

Gegenwart starker Basen in einem der eigentlichen Carbonylreaktion vorgelagerten Gleichgewicht<br />

in Anionen übergehen, die dann eine genügend große Nucleophilie besitzen, um an<br />

die Carbonylgruppe addiert zu werden.<br />

Die Lage dieses Gleichgewichtes wird von dem Verhältnis der Basizitäten von Katalysatorbase<br />

und Anion der CH-aciden Verbindung bestimmt (Tab. 7.99).<br />

Tabelle 7.99<br />

PK5-Werte in Wasser bei 25 0 C<br />

Substanz pKs<br />

Methan etwa 48<br />

Benzen etwa 43<br />

Ammoniak etwa 38<br />

Wasserstoff etwa 35<br />

Triphenylmethan etwa 32<br />

Acetylen etwa 25<br />

Acetonitril etwa 25<br />

Essigsäuremethyl- etwa 24<br />

ester<br />

Substanz pKs<br />

Aceton etwa 20<br />

Ethanol 16<br />

Methanol 15,5<br />

Wasser 15,74<br />

Malonsäurediethylester 12,9<br />

Malononitril 11,2<br />

Piperidiniumion 11,1<br />

Acetessigsäureethyl- 10,8<br />

ester<br />

Substanz pKs<br />

Cyanessigsäureethylester 10,5<br />

Nitromethan 10,2<br />

Phenol 10,0<br />

Blausäure 9,2<br />

Ammoniumion 9,24<br />

Acetylaceton 9,0<br />

Malonaldehyd 5,0<br />

Essigsäure 4,8<br />

Bei Carbonylverbindungen löst die Katalysatorbase ein Wasserstoffatom in a-Stellung zur<br />

Carbonylgruppe als Proton ab:<br />

P<br />

H-C-C<br />

I \<br />

I<br />

B-H<br />

X - /P 1<br />

C-C<br />

/ \<br />

Ua<br />

} ><br />

\<br />

C=C [7.100]<br />

Ub Uc<br />

Die acidifizierende Wirkung der Carbonylgruppe und ihrer Analoga auf die benachbarte Alkylgruppe<br />

beruht darauf, daß sie auf Grund ihrer -!-Wirkung die Polarität der C-H-Bindung erhöht. Das nach der<br />

Abspaltung des Protons verbleibende Elektronenpaar ist zudem mit der C=O-Gruppe konjugiert. Hierdurch<br />

wird das Anion [7.100], II stabilisiert.<br />

Aus den geschilderten Gründen ist auch verständlich, daß nur die in a-Stellung befindlichen Wasserstoffatome<br />

gelockert sind. Von der ß-Methylgruppe im Propionaldehyd z. B. ist keine Konjugation zur Carbonylgruppe<br />

mehr möglich. Ebenso ist auch das Wasserstoffatom an der Carbonylgruppe von Aldehyden<br />

nicht durch Basen als Proton abspaltbar, da hierbei das konjugierte System nicht verlängert werden könnte<br />

(dagegen ist die Abspaltung als Radikal bzw. Anion möglich, vgl. z. B. [1.46] und [7.238]).<br />

In den ß-Dicarbonylverbindungen (Malonsäurediethylester, Acetessigsäureethylester, Acetylaceton<br />

u. a.) sind sowohl der induktive Effekt auf die benachbarte C-H-Bindung als auch die Delokalisierungsmöglichkeit<br />

des freien Elektronenpaares im Anion sehr stark ausgeprägt. Sie besitzen daher eine den Phenolen<br />

und Carbonsäuren vergleichbare Säurestärke.<br />

Das entsprechend [7.100] gebildete Anion II der CH-aciden Verbindung kann sich genauso<br />

an die Carbonylverbindung anlagern wie die bisher beschriebenen Heteroatom-Nucleophile 1 )<br />

vgl. [7.8]:<br />

} Die Anionen von Carbonylverbindungen (Enolate) besitzen, wie aus [7.100] hervorgeht, auch am Sauerstoffatom<br />

nucleophile Eigenschaften. Die Reaktion an dieser Stelle führt aber zu keinem bleibenden<br />

Ergebnis, da das entstehende halbacetalartige Gebilde sich nur durch Zerfall in die Komponenten stabilisieren<br />

könnte.

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